Betty Ford gestorben: Die First Lady aller Entzugskliniken

Sie sei als Alkoholikerin auf die Welt gekommen, hat Betty Ford einmal gesagt. Als Präsidentengattin verkörpte sie eine moderne Frau mit hohem sozialen Engagement.

Auf Valium folgte Alkohol und schließlich der Entzug: Betty Ford starb am Freitag mit 93 Jahren. Bild: dpa

Zwar war sie berühmt für ihr lockeres Mundwerk. Doch das konservative Amerika war geschockt, als Betty Ford Anfang der 80er ihre überstandene Alkoholsucht öffentlich machte, und das heute weltweit bekannteste Zentrum für die Behandlung Alkohol- und Drogenkranker gründete: Die nach ihr benannte "Betty Ford Klinik", in der Prominente und Nicht-Prominente sich mit und - wegen der Anonymität - auch ohne Versicherung helfen lassen können; im letzteren Fall ab knapp 28.000 Dollar für ein 30-tägiges All-inklusive-Treatment.

Denn die tatkräftige Ex-Tänzerin Ford, die am Freitagabend im Alter von 93 Jahren in einem kalifornischen Krankenhaus starb, war damals längst eine der beliebtesten First Ladies des Landes geworden. Obwohl ihr Mann Gerald die Großmacht nur drei Jahre lang, zwischen 1974 und 1977, regierte.

Sie sei als Alkoholikerin auf die Welt gekommen, hatte sie einmal gesagt: 1918 als Tochter einer Non-Profit-Sozialarbeiterin und eines alkoholabhängigen Vertreters in Chicago geboren, einer ihrer Brüder trank ebenfalls, heiratete sie mit 24 den alkoholabhängigen William Warren, von dem sie sich schnell wieder scheiden lassen wollte.

Doch ihr Mann wurde krank, und in den Jahren, die sie bis zur endgültigen Trennung mit seiner Pflege und einem Vollzeitjob verbrachte, habe sie viel über die Ungleichheiten in der Bezahlung von Männern und Frauen gelernt, erklärte Ford später. Auch als Präsidentengattin hat sie nie aufgehört, solche Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, zur Not gegen die Meinung ihres republikanischen Mannes.

Ihr gesellschaftliches Leben an seiner Seite, das den Tanzkarriereplänen ein Ende bereitete und neben repräsentativen Pflichten mit der Erziehung von vier Kindern ausgefüllt war, erreichte bereits in den 60ern ein so hohes Stresslevel, dass Ford begann, die nach einer Sehnenzerrung verabreichte Schmerzmedikation zu erhöhen, und bald bei Valium angelangt war. In den 70ern kam der Alkohol dazu.

Nach außen hin war sie damals eine Themen wie vorehelicher Sex oder weichen Drogen liberal gegenüberstehende, moderne Frau mit hohem sozialen Engagement für bedürftige Menschen. Eine überstandene Brustkrebserkrankung nutzte sie, um die Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren. Doch anderthalb Jahre nachdem ihr Mann die Wahl gegen Jimmy Carter verlor, ließ sie sich unter dem Druck ihrer Familie in ein Therapiezentrum einweisen, und bekämpfte ihre lebenslange Sucht erfolgreich. Gerald, mit dem sie bis zu seinem Tod 2006 oft mit toleranten Ansichten an die Öffentlichkeit ging, hörte damals übrigens aus Solidarität ebenfalls auf, Alkohol zu trinken.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.