EnBw hebt Strompreis an: Wärmepumpen werden teuer
Der Energiekonzern EnBW verteuert Heizstrom um bis zu 56 Prozent. Damit endet die Quersubventionierung des Strompreises für Wärmepumpen und Elektro-Öfen.

Ende der Quersubventionierung: Der Energiekonzern EnBw erhöht die Strompreise für Wärmepumpen und Elektro-Öfen. Bild: dpa
Besitzer von Stromheizungen und elektrischen Wärmepumpen trifft es hart: Der Energiekonzern EnBW erhöht seine Tarife für Wärmestrom um bis zu 56 Prozent. Zur Begründung müssen die üblichen Floskeln herhalten: Es seien halt "insbesondere die Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien sowie die Beschaffungskosten für Strom erheblich gestiegen".
In einer Pressemitteilung verweist die EnBW außerdem darauf, dass "die bisherigen Preise im Vergleich zu anderen Energieversorgern in Deutschland auf sehr niedrigem Niveau" gelegen hätten. Das ist völlig korrekt - nur warum die EnBW bisher so billig anbot, schreibt sie nicht.
Branchenkenner wissen das: "Das Unternehmen wollte langfristig Abhängigkeiten schaffen", meint Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher. Denn hat ein Verbraucher die vermeintlich günstige elektrische Wärmepumpe erst einmal in seinem Haus installiert, ist er dem Energieanbieter ausgeliefert. Auch Christian Meyer von der Firma Energy Consulting im badischen Umkirch sagt: "Die Preise der EnBW für Heizstrom waren schon immer eine Mogelpackung, um Leute zu ködern."
Eine elektrische Wärmepumpe arbeitet im Prinzip wie ein Kühlschrank oder eine Klimaanlage, die im Innern kalt und auf der Rückseite warm werden. Bei einer Wärmepumpe nutzt man die warme Seite zum Heizen, wobei gleichzeitig ein anderes Medium (Luft, Grundwasser oder der Erdboden) abgekühlt wird.
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Diese Technik ist effizienter als eine reine Stromheizung, weil aus 1 Kilowattstunde Strom auf diesem Weg zumeist 2 bis 4 Kilowattstunden Wärme erzeugt werden. Die schlechtesten Werte erzielt eine Luftwärmepumpe.
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Aus ökologischer Sicht sind Wärmepumpen umstritten, weil sie mit der Edelenergie Strom betrieben werden, bei deren Erzeugung bis zu zwei Drittel der eingesetzten Primärenergie (zum Beispiel der Kohle) verloren gehen. Ökologisch verpönt ist die Technik zudem, weil jede Wärmepumpe den Stromverbrauch im Land erhöht und damit der Stromwirtschaft als Legitimation für neue Großkraftwerke dienen kann.
Der Konzern legte drauf
Die Strategie sei klar, sagt Verbraucherschützer Peters: "Um die Wärmepumpe im Vergleich zu anderen Heizsystemen wirtschaftlich erscheinen zu lassen, musste man ihren Strompreis quersubventionieren - und diese Subvention bauen die Stromversorger nun zunehmend ab." Irgendwann schließlich wollen sie auch in diesem Marktsegment Gewinne sehen. Dass die Versorgung von Wärmepumpen und Stromheizungen zu Kampfpreisen bislang Methode hatte, belegte übrigens im vergangenen Herbst auch das Bundeskartellamt: "Studien zufolge bieten zahlreiche etablierte Heizstromversorger Heizstrom zu nicht kostendeckenden Preisen an."
Bei der EnBW war das besonders deutlich: Für Nachtstrom zur Wärmeerzeugung verlangte die EnBW bislang nur 11,02 Cent je Kilowattstunde (kWh). Abzüglich der Steuern und Umlagen für erneuerbare Energien bleiben dem Konzern davon nur noch rund 3 Cent. Davon muss das Unternehmen den Strom einkaufen (für etwa 4 Cent in den Nachtstunden), sowie Netzentgelte, Verwaltungs- und Marketingkosten bezahlen. Folglich legte der Konzern am Ende drauf.
Sozial Schwache besonders betroffen
Entsprechend drastisch steigt nun der Strompreis. Für Wärmepumpen werden statt bisher 11,02 Cent in der Nacht und 15,12 Cent am Tag künftig rund um die Uhr 17,16 Cent fällig - ein Aufschlag von 13 Prozent am Tag und 56 Prozent in der Nacht. Stromheizungen, für die es weiterhin einen Nachttarif gibt, werden tags um 24 Prozent und nachts um 33 Prozent teurer. Besonders hart trifft es die sozial Schwächeren, denn Elektroheizungen gibt es meist nur in Mietwohnungen.
Das Ende der Fahnenstange dürfte noch nicht erreicht sein. "Sachlich ist es nicht gerechtfertigt, dass Heizstrom überhaupt billiger angeboten wird als Haushaltsstrom", sagt Peters. Der aber kostet bis zu 24 Cent je kWh.
Leser*innenkommentare
Warmduscher
Gast
Es gibt durchaus Alternativen zu EnBW mit einer WP.
Zum einen bieten auch andere regionale Anbieter Stromheizungstarife an.
Zum anderen sollte man sich überlegen ob sich der separate Tarif überhaupt lohnt. Bei uns übersteigt der Grundpreis für den 2. Stromzähler zukünftig den kWh-Preisvorteil des WP-Tarifs, so dass wir den Anbieter wechseln und alles auf einen einzigen regulären Tarif-Stromzähler umlegen.
Georgie
Gast
Die Überlegungen in kürze eine Wärmepumpe anzuschaffen werde ich aufgrund dieser Infos wohl abhaken. Danke für die interessanten Querinfos hier.
Energiegenie
Gast
noch beser wäre es, diese Art der Stromheizung überhaupt zu verbieten, da sie die Errichter in eine besonders große Abhängigkeit vom Stromanbieter bringen - wie man sieht.... Der günstige Strompreis war nur eine Einstiegsdroge für "Geiz ist Geil" Konsumenten. Bin ja gespannt (und freue mich schon), wann der nächste Konzern die Preise korregiert bzw. umstellt.
Dirk Pulver
Gast
So - dann werden Wärmepumpen endlich mehr und mehr gerecht behandelt. Ich habe ohnehin nicht verstanden, warum diese bisher subventioniert und dann noch als günstiges Heizungssystem angepriesen wurden. Der Kostenvorteil für Infrarotheizungen steigt also weiter :-)
Juergen K.
Gast
Weil die Stromkosten für den Ausbau der erneuerbaren Energien um 0,5 Cent pro kwh steigen werden,
wenn sie denn mal ausgebaut sind
erhöhen wir den Strompreis jetzt schon mal um 50 %.
Das ist Soziale Marktwirtschaft.
Und Frau Merkelwelle freut sich, denn die Steuer kommt auch mit rein.
Josef Švejk
Gast
Jetzt erkläre man mir mal die Lage. Gehört die Wärmepumpenheizung nun zu der schönen neuen Welt in Grün oder nicht?
Von einer Zeitung wie der taz hätte ich hier klarere Aussagen erwartet.
Schön wenn hier über Geld geredet wird. Der Strom war also zu billig, und es folgt die Abzocke. Soso.
Wenn aber übers CO2 gerechnet wird, dann hätte die Sache doch angeblich Vorteile?
Was nun - Abzocke, oder Klimarettung?
Arminius
Gast
Wer hätte auch erwarten können, daß der Strom teurer wird, wenn man das Angebot verknappt? Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, daß uns Merkels Atomausstieg noch sehr sehr teuer zu stehen kommt.