: Dreizehn Punkte Vorsprung
FUSSBALL Mit dem 1:0-Sieg gegen Kaiserslautern im heimischen Olympiastadion setzt sich Hertha BSC auf Platz eins in der zweiten Liga und darf fest mit dem Wiederaufstieg ins Oberhaus rechnen
■ Trainer Jos Luhukay sieht Fußball-Zweitligist Hertha BSC für das Fußball-Oberhaus gerüstet. Der aktuelle Kader verfüge über genügend Qualität, trotzdem beobachte man „punktuell und positionell“ Spieler in den beiden höchsten deutschen Spielklassen und im Ausland. Luhukay betonte jedoch gleichzeitig, dass es im Aufstiegsfall „keine großen Veränderungen geben wird“. (dpa)
VON JENS UTHOFF
Chorgesänge sind etwas Schönes, und um circa 21:38 Uhr am Montagabend ist das auch den Fans von Hertha BSC so richtig bewusst geworden. Peer Kluge, Mittelfeldakteur der Blau-Weißen, hatte die Sangesfreuden in der Ostkurve des Olympiastadions ausgelöst, als er in der 68. Minute das Führungstor gegen den Mitkonkurrenten um den Aufstieg, den 1. FC Kaiserslautern (FCK), erzielte.
Fortan intonierten die Fans die Zeilen „Wir steigen wieder auf“ und „Spitzenreiter“ im Wechsel. Mit letzterer Einschätzung liegen sie vollends richtig, denn die Hertha liegt nach dem 1:0-Sieg, bei dem es blieb, zum ersten Mal in dieser Saison auf Platz eins in Liga zwei.
Und dass Hertha wieder aufsteigt? Nun ja, das ist angesichts von 13 Punkten Vorsprung, die man nun – elf Spieltage vor Saisonende – auf Relegationsrang drei und den FCK hat, in etwa so sicher wie der Titelgewinn des FC Bayern München, der sich auch bereits als deutscher Fußballmeister 2013 fühlen darf. Also ziemlich sicher. Sehr sicher. Wobei man sich in Charlottenburg bemühen wird zu sagen, dass ja noch alles möglich ist im Fußball, solange rechnerisch … und so weiter und so fort. Das müssen sie sagen. Und auch damit haben sie ja recht.
So ließ Manager Michael Preetz auch schon wissen, dass der Fußball zu unberechenbar sei, als dass man jetzt schon feiern könne: „An unserer Planung hat sich nichts geändert. Im Fußball kann es schnell gehen, und man verliert vier Spiele am Stück.“
Eigentlich aber sollte man hinter den Kulissen, genauer gesagt an seinem Schreibtisch, langsam einen Plan für die Erste Liga entwickeln. Das wird schwer genug, denn angesichts von über 40 Millionen Miesen auf dem Vereinskonto wird man im Sommer durch Transfers eher Geld reinholen müssen als welches investieren zu können.
Der Macher des also doch recht wahrscheinlichen Aufstiegs, Trainer Jos Luhukay, würde zum dritten Mal innerhalb von fünf Jahren aus der Zweiten in die Erste Liga aufsteigen – mit drei verschiedenen Klubs. Er fragt sich hingegen schon jetzt, ob sein Team bereits bundesligatauglich ist. Und – akribisch wie er ist – hat er die schwachen Teams in Liga eins vorsichtshalber schon mal durchgezählt: „Momentan sehe ich sieben Teams in der Bundesliga, mit denen wir konkurrenzfähig sind.“
Da der Holländer dafür bekannt ist, das Optimum aus den Seinen herauszuholen, hätte Hertha nächstes Jahr also gute Chancen auf Platz elf in Liga eins.
Was die Personalentscheidungen betrifft, wird es nun bald interessant bei Hertha: Spieler wie Ronny oder Adrian Ramos haben locker Erstligaformat, man könnte sie gut gebrauchen bei der Hertha. Ramos aber könnte bei einem Wechsel auch Geld bringen, er hat noch einen Vertrag bis 2015. Ronnys Vertrag läuft aus – ob man seinen Gehaltsvorstellungen gerecht werden kann, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.
Im übrigen sollte man der Deutschen Fußball-Liga vielleicht vorschlagen, die Hertha-Spiele auf die letzte halbe Stunde zu beschränken: 26 von 45 Toren schoss man in dieser Spielzeit in den letzten dreißig Minuten – von daher könnte man sich das Geplänkel in der ersten Stunde auch sparen. Und personalmäßig braucht man dann vielleicht auch nicht so dick aufzufahren.