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Archiv-Artikel

DIE KLEINE WORTKUNDE

Der Erste Weltkrieg hatte Giftgas, der Zweite Wunderwaffen, der Kalte Krieg Atomraketen. Laut dem amerikanischen Autor und Politikinsider David Rothkopf leben wir nun im „COOL WAR“, einem kühlen Krieg, der von Drohnen und Cyberattacken bestimmt wird. Ging es beim Kalten Krieg noch darum, auf eine überlegene Position für einen heißen Krieg hinzuarbeiten, wird der offene Kampf im „cool war“ komplett vermieden: Stattdessen soll der Gegner durch Sabotageakte geschwächt werden. Ursprung des Begriffs ist Frederik Pohls Science-Fiction-Roman „The Cool War“ von 1981, in dem sich die Länder der Erde wegen des Mangels an fossilen Brennstoffen mit Computerviren bekämpfen. „Cool“ hieß im Altenglischen „cól“ (kühl, gelassen) und stammt vom germanischen „kolaz“ (kühl) ab, das wiederum im indogermanischen „gele“ (kalt) wurzelt. „War“ hat sich aus der altenglischen Form „werre“ (bewaffneter Konflikt) entwickelt. Die Ursprünge liegen im fränkischen „werra“ (Aufstand, Störung) und dem indogermanischen „wers“ (vermischen, verwirren). „Cool“ meint durchaus auch die Gelassenheit, mit der Drohnen und Cyberattacken angewendet werden – im Gegensatz zu Atombomben ist die Hemmschwelle, sie zu benutzen, gering. Der „cool war“ ist ein vor sich hin köchelnder Dauerkriegszustand aus lauter kleinen Störungen; zu verwirrend, um ihn zu verstehen und dagegen zu protestieren. Ein Krieg ohne Schlachten und ohne Aussicht auf ein Ende – so wie es uns der „war on terror“ seit Jahren vorführt. ERIK WENK