Einfluss auf Forschung und Lehre: Weniger Bestechung, bitte!

Nach dem Wirbel um Sponsoring der Deutschen Bank an Berliner Unis soll nun ein Kodex helfen. Der Tenor: Stiftungsprofessur ja, Einflussnahme nein.

Die Humboldt Universität in Berlin soll künftig ohne Geheimverträge auskommen. Bild: dpa

BERLIN taz | Mehr Transparenz in der Wissenschaft? Mit einem freiwilligen Verhaltenskodex will der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Unternehmen nahelegen, keine unlauteren Verträge zum Einfluss auf Forschung und Lehre an deutschen Hochschulen mehr abzuschließen. In dem nun veröffentlichten Kodex hat der Verband, ein Zusammenschluss zahlreicher Unternehmen zur Förderung der Wissenschaft, Regeln formuliert, an die sich Geldgeber bei der Einrichtung von Stiftungsprofessuren an Universitäten halten sollen.

So stellte der Verband jetzt klar: "Stiftungsprofessuren sind kein Instrument zur Durchführung von Auftragsforschung." Der sehr schlank gehaltene Kodex, der auf eine Papierseite passt, sieht vor, was eigentlich selbstverständlich ist: dass Geldgeber nach Errichtung einer Stiftungsprofessur keinen Einfluss auf Forschung und Lehre nehmen und ebenfalls keinen Anspruch auf die Verwertung von Forschungsergebnissen reklamieren dürfen.

"Die Frage unzulässiger Einflussnahme der Wirtschaft auf die Wissenschaft hat uns zuletzt sehr stark begleitet", sagte Verbandssprecher Frank Stäudner am Freitag der taz. Die Präzisierung sei geboten, weil es immer wieder zu Unklarheiten käme. Förderer hätten gelegentlich eine völlig falsche Vorstellung von dem, was sie im Rahmen einer gestifteten Professur erwarten könnten. "Konkreter Anstoß für die Veröffentlichung des Kodex waren die Diskussionen um die Kooperationsverträge in Berlin."

Gemeint ist: Die taz hatte im Mai über Verträge zwischen der Deutschen Bank und zwei Berliner Spitzenuniversitäten berichtet, die dem Unternehmen massive Mitspracherechte im akademischen Bereich eingeräumt hatten. So durfte die Bank nicht nur über die Besetzung von Professuren mitbestimmen und die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen absegnen, sondern auch über die Hauspost der Universität Werbematerialien verteilen und eigene Mitarbeiter als Dozenten in Seminare entsenden.

Nun sieht sich der Stifterverband, der selbst zunächst nichts Anrüchiges an dem Vertragswerk finden wollte, zu einer Klarstellung gerufen. Das interessante Detail: Einer der größten Geldgeber des Verbands ist die Deutsche Bank selbst, die die Organisation jährlich mit Millionensummen unterstützt. Nach Aussagen des Stifterverbands war die Bank auch an der Erarbeitung des nun vorgelegten Kodex beteiligt. Übersetzt: Auch die Bank, die ihren Vertrag einst für unbedenklich erklärt hatte, rudert nun zurück.

In dem neuen Kodex werden allerdings nur für einen Teilbereich von Privatinvestitionen an Unis Anforderungen formuliert: Stiftungsprofessuren. Eine Selbstverpflichtung im Bereich der Auftragsforschung und sogenannter An-Institute - das sind an Universitäten angegliederte Privatinstitute - will der Stifterverband nicht vorlegen. Das sei ein zu weites Feld.

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