Attentatsverdacht in Norwegen: Dänischer Karikaturist im Visier?
Kurt Westergaard, Zeichner Mohammed-Karikaturen, hat einen Auftritt in Oslo abgesagt. Grund: Angeblich soll ein Anschlag auf ihn geplant gewesen sein.
STOCKHOLM taz | Der dänische Karikaturist Kurt Westergaard habe Herzflimmern bekommen und müsse deshalb einen geplanten Auftritt bei der Präsentation eines Buches absagen, meldeten norwegische Medien am vergangenen Montag.
Wenige Stunden später wurde daraus eine andere Geschichte: Zwar habe Westergaard tatsächlich seinen gerade erst begonnenen Norwegen-Aufenthalt abgebrochen und sei nach Dänemark zurückgeflogen, aber nicht wegen Herzbeschwerden. Vielmehr hätten ihm dies die norwegische Sicherheitspolizei PST und der dänische Verfassungsschutz PET - dieser bewacht Westergaard rund um die Uhr - empfohlen. Westergaard selbst bestätigte später diese Version.
Offiziell gibt es seitens der Sicherheitskräfte noch keine Erklärung für diese "Empfehlung". Nach einem Bericht der Osloer Tageszeitung Dagbladet vom Samstag soll Hintergrund aber ein Verdacht der norwegischen Polizei gewesen sein, es sei ein Mordanschlag auf Westergaard geplant gewesen.
Der 76-Jährige war vor allem durch eine umstrittene Karikatur, die er 2005 für die Zeitung Jyllands-Posten gezeichnet hatte und die Mohammed mit einer Bombe im Turban zeigt, weltberühmt geworden. In den vergangenen Jahren gab es wiederholt Anschlagsversuche und Morddrohungen gegen ihn.
Am vergangenen Dienstag sollte er im Osloer Literaturhaus mit Geirr Lystrup, dem Verfasser eines Kinderbuchs, für die Westergaard Zeichnungen angefertigt hatte, dieses Buch präsentieren.
Verkehrskontrolle als Vorwand
Eine in die mutmaßlichen Anschlagspläne verwickelte Person soll nach Dagbladet-Informationen am Dienstag unter dem Vorwand einer Verkehrskontrolle von der Polizei überprüft worden sein - was auch der Anwalt des Betreffenden bestätigt. Verdachtsmomente, die für eine Festnahme ausreichend gewesen wären, hätten sich dabei aber nicht ergeben.
Eli Skogerbø, Medienprofessorin an der Universität Oslo, hält es für "außerordentlich bedenklich", dass Westergaard von der norwegischen Polizei offenbar nicht der Schutz gewährt werden konnte, um an einer Buchpräsentation mitwirken zu können. "Die Meinungsfreiheit weicht dann vor dem Terror zurück." Sie hofft, dass nicht etwa der 22. Juli - der Tag der Terroranschläge in Oslo - nunmehr bereits auch in Norwegen zu einer Beschränkung demokratischer Rechte geführt habe.
Neben Westergaard gab es möglicherweise auch gegen einen anderen "Mohammed-Zeichner" ein Bedrohungsszenario. Die vier Terrorverdächtigen, die am vergangenen Wochenende in Göteborg festgenommen worden waren und von denen drei nicht mehr wegen Vorbereitung einer Terrorhandlung, sondern einer Mordtat in Untersuchungshaft sitzen, hätten möglicherweise Lars Vilks im Visier gehabt, melden schwedische Medien.
Auch gegen diesen schwedischen Künstler hatte es wegen eines 2007 gezeichneten "Mohammed-Hunds" mehrfach Morddrohungen und Anschläge gegeben. Vilks hatte in seinem Blog vorab angekündigt, er wolle die Kunstbiennale in der Kunsthalle "Röda Sten" besuchen, die dann von der Polizei wegen eines möglichen Terroranschlags geräumt worden war. Ebenso wie in Norwegen wollten auch die für die Ermittlungen in Schweden zuständigen Behörden die Medieninformationen nicht kommentieren.
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