Inter Mailand: Dreierkette stoppt Gasperini

Mit seiner ungewöhnlichen Taktik konnte er sich nicht gegen die Platzhirsche in der Mannschaft durchsetzen. Nun muss der Coach Inter Mailand verlassen.

Geht's da raus? Giampiero Gasperini. Bild: reuters

Die Uhr ist abgelaufen für Gian Piero Gasperini. "Er hat die Mannschaft nicht in der Hand", lautete bereits unmittelbar nach der 1:3-Niederlage bei Aufsteiger Novara am Dienstagabend das Verdikt von Inter-Besitzer Massimo Moratti. "Eine Nacht drüber schlafen" wollte Moratti noch.

Mittwochmittag hatte er seine Entscheidung dann getroffen. Gasperini muss den Verein verlassen. Als potenzielle Nachfolger werden Claudio Ranieri, Delio Rossi sowie der Spanier Enrique Sanchez Flores genannt. Flores trainierte zuletzt bei Atlético Madrid Neuzugang Diego Forlan und luchste zu Beginn der vorherigen Saison Inter Mailand auch den europäischen Supercup ab.

Wer auch immer auf Gasperini folgen mag, schon jetzt ist klar, dass Inter ein interessantes Experiment des Neuaufbaus abrupt beendet. Denn der smarte Graukopf stand für begeisternden Offensivfußball englischer Prägung. Damit führte er den Traditionsklub CFC Genua in die Erste Liga. Er formte auch Diego Milito zu einem Torjäger von Weltklasse.

Italienische Medien nannten ihn in Anlehnung an seinen Mentor Alex Ferguson - Gasperini hospitierte tatsächlich mehrmals bei ManU - "Gasperson". Nach Unstimmigkeiten in der Transferpolitik mit Genua-Präsident Preziosi nahm er konsequenterweise seinen Hut. In Mailand wollte er mit seinem riskanten 3-4-3-System eine neue Ära einleiten.

Vier Niederlagen in fünf Saisonspielen

Doch er hatte offensichtlich nicht die Spieler dazu. Vor allem die alternde Argentinier-Fraktion in der Defensive war von der Systemumstellung nicht angetan. Cambiasso wollte im Unglücksspiel gegen Novara sogar auf eigene Faust wieder die Viererkette einführen. Entsprechende Anweisungen an Teamkollegen waren den Fernsehbildern abzulesen.

Gasperini vermochte es weder, seinen Abwehrtürmen jenes Raumgefühl und Antizipationsvermögen einzuflößen, das eine Dreierkette sicher macht, noch die Mittelfeldakteure zu der fürs Angriffspiel notwendigen geistigen wie körperlichen Schnelligkeit anzustacheln. Klubpräsident Moratti stellte sich in der Öffentlichkeit frühzeitig auf die Seite seiner Altvorderen und plädierte für die Rückkehr zur Viererkette.

Dass Gian Piero Gasperini dieser Forderung nicht nachkam, spricht für seine seine Charakterstärke und Unabhängigkeit. Er war zuletzt aber offensichtlich der Einzige bei Inter Mailand, der noch an eine Zukunft seines Projekts glaubte. Vier Niederlagen bei fünf Saisonspielen waren zu viel.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.