Der Kampf um die Windmühlen: Messe weht nach Hamburg

Hamburg will die weltgrößte Windmesse von Husum abwerben. Das belastet das politische Klima zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein.

Ab 2014 in Hamburg und nicht mehr in Husum: die weltgrößte Windmesse. Bild: dpa

Hamburg taz | Die internationale Leitmesse der Windkraftindustrie soll ab 2014 in Hamburg stattfinden. Das gab der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Mittwoch in Hamburg bekannt. Dies sei notwendig, um die weltgrößte Messe der Branche "in Norddeutschland zu halten", erklärte VDMA-Geschäftsführer Thorsten Herdan. Der bislang "sehr erfolgreiche Standort" Husum in Nordfriesland könne mit dem "enormen Wachstum der Branche nicht mehr mithalten", Hamburg biete bessere Bedingungen. Wunschtermin ist Mitte September nach der Schiffbaumesse SMM in Hamburg und vor der Husumer Windenergy, die bereits für den 23. bis 27. September 2014 terminiert ist.

Die Debatte um eine mögliche Verlagerung von der Nordsee an die Elbe hat zu heftiger Verärgerung in Schleswig-Holstein über Hamburg geführt. Von einem "Frontalangriff auf die norddeutsche Zusammenarbeit" hatte Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) kürzlich gesprochen. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) kündigte an, "eine Windenergie-Allianz mit internationaler Ausstrahlung" zwischen Husum und Hannover bilden zu wollen. Herdan hingegen beteuert, dass Messen "zu allererst eine industrielle Angelegenheit sind, keine politische".

Die Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) will "einen Schauplatz für das gesamte Spektrum der Branche bieten", so HMC-Geschäftsführer Bernd Aufderheide: "Hamburg ist das Zentrum für Windenergie in Europa." Mit dem Seehafen, dem internationalen Flughafen, einem ICE-Messebahnhof und den Unternehmenssitzen von Windkraftfirmen, Werften, Logistikdiensten und maritimen Zulieferern sei die Hansestadt "der richtige Partner, um diese Messe international weiterzuentwickeln".

Seit 1989 findet die Windenergy in Husum an der Nordsee statt.

Entwicklung: Aus alternativen Anfängen in der Öko-Szene entwickelte sie sich zur weltgrößten Messe der Windbranche.

Stand: Die Messe 2010 registrierte 972 Aussteller aus 28 Ländern, 36.000 Besucher und 48.000 Quadratmeter Ausstellungsflächen.

Prognose: Der VDMA geht für 2016 von 1.666 Ausstellern, 56.000 Besuchern und 74.000 Quadratmetern aus.

Aufderheide wie auch Herdan betonen, an einem Konkurrenzkampf mit Husum kein Interesse zu haben. Erwünscht sei eine Kooperation mit der bisherigen deutschen Windhauptstadt, in der seit 1989 mit der Windenergy die global bedeutendste Messe der Branche stattfindet. Dazu gebe es "Gespräche, aber noch kein Ergebnis", sagen Herdan und Aufderheide übereinstimmend.

Husums Messe-Chef Peter Becker weiß davon nichts: "Uns liegt kein Angebot für eine Kooperation vor", sagt er der taz. Der Hamburger Vorstoß sei "der Versuch, uns aus dem Weg zu räumen". Jedoch gebe es mit Vestas und Enercon zwei große Unternehmen, die nicht dem VDMA angehörten und an Husum festhielten. Er werde den Wettbewerb nicht scheuen. Im nächsten Jahr und 2014 finde die Windmesse "selbstverständlich in Husum statt", sagt Becker, "egal, was die in Hamburg machen".

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