: Meine schwerste Prüfung
VON ANNA PATACZEK
Ich kenne eigentlich keinen Berufsanfänger, der rundum glücklich ist mit seiner Arbeit. Die einen sagen, sie verdienten nicht genug Geld. Die anderen, es sei nicht wirklich das, was sie erfüllt. Sie werden verheizt, sind gestresst, die jungen Ärzte, Journalisten, BWLer, Künstler.
Letztens habe ich ein Interview mit Marion Gräfin Dönhoff gelesen. Sie sagte, noch nie daran gedacht zu haben, sich selbst zu verwirklichen: „Weil ich gar nicht wüsste, was ich selbst bin.“ Eine hübsche Beruhigungspille, die ich da bei meiner morgendlichen Lektüre zwischen zwei Löffeln Müsli schluckte. Ich muss gar nicht ständig in mich hineinhorchen? Das soll meine Losung für 2010 werden. Denn es ist das erste Jahr in meinem Leben, in dem ich nicht daran arbeite, eine Urkunde oder einen Stempel zu bekommen. Nicht für den Führerschein, das Abitur, den Magister, das Journalistenzertifikat. Nichts, woran man sich festhalten kann. Ich arbeite daran zu arbeiten.