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Alltäglicher RassismusUnd es hört einfach nicht auf

Dass es jahrelang rechtsextremen Terror gab, entsetzt unsere Autorin. Aber ihr macht mehr zu schaffen, dass sie sich jeden Tag um ihren Bruder sorgen muss.

Jetzt wird wieder einmal zur Zivilcourage aufgerufen. Und dann - passiert wieder nichts. Bild: imago/Müller-Stauffenberg

Ganz Deutschland wundert sich dieser Tage über die braune Terrorbande, die jahrelang Einwanderer ermorderte - es wird analysiert und gemahnt. Ganz Deutschland? Nun, ich weniger.

Natürlich macht mich das jetzige Ausmaß des rechten Terrors fassungslos. Doch es entsetzt mich mehr als dass es mich überrascht. Denn als dunkler Mensch mit schwarzem Haar und einem selbst für langjährige deutsche Bekannte offenbar unaussprechlichen Namen muss ich mir seit meiner Kindheit im Ruhrgebiet rassistische Vorurteile anhören. Und seither verfestigt sich eher der Eindruck, dass mich zu viele Menschen hier nicht wollen.

Ich war 18 Jahre alt und saß im Soziologieunterricht als eine Mitschülerin sich meldete und befand, "alle Ausländer haben kriminelles Blut." Weder der Lehrer noch andere Schüler sagten etwas dazu, ich verließ als einzige den Raum.

Ich erinnere mich auch daran, dass meine Mutter nach einer schweren Operation wieder direkt arbeiten ging. Ihr Chef hatte ihr gesagt: "Wenn sie einen auf Krank machen, gehen sie zurück in die Türkei."

Lebensunwertes Leben

Wir Kinder sollten uns wenigstens wehren können, darum sollten wir lernen, lernen, lernen. Und trotz Gymnasium und Studium können wir das nicht immer, sind zu oft Gefangene unserer Angst. Mein kleiner Bruder Deniz hat das Down-Syndrom. Er ist behindert, schwerhörig und dazu auch noch das, was viele Menschen hierzulande immer noch einen Ausländer nennen. Er ist für nicht wenige in Deutschland das Allerletzte; lebensunwertes Leben. Seit kurzem will er alleine mit dem Bus in die Werkstatt fahren, in der er arbeitet. Meine Mutter fährt immer heimlich mit. Zu groß ist unsere Angst, jemand könnte ihn beleidigen oder schlimmeres.

Denn eines haben wir in Deutschland gelernt: kaum jemand hilft. Vergangenen Winter waren mein Bruder und ich kegeln. Ich fühlte mich sofort unwohl, es herrschte eine Biertischstimmung, wir waren die einzigen mit dunkler Hautfarbe. Aber was tun? Deniz wollte unbedingt kegeln, mit welcher Begründung hätte ich ihm das verwehren sollen? Weil du ein Ausländer bist?

Also kegelten wir, bis eine Gruppe von Kindern anfing meinen Bruder mit Affengeräuschen nachzumachen. Ich schaute streng die zwei Erwachsenen an, die daneben standen. Sie ignorierten uns. Die Kinder machten immer lautere Tiergeräusche, ich versuchte es zu ignorieren. Ich wollte keinen Streit vor meinem Bruder anzetteln, er sollte einen schönen Tag haben. Doch die Kinder hörten nicht auf, also ging ich zu dem Mann, der wohl der Vater war und bat ihn, seine Kinder zum Aufhören zu bewegen. "Mein Bruder ist behindert, so etwas macht man nicht", sagte ich hilflos. "Warum, es sind doch nur Kinder", war seine Antwort. Und dann stritten wir uns und mein Bruder bekam natürlich alles mit. Ich versuchte tapfer zu sein, wir spielten zu Ende.

Zu dunkle Haut

Ich habe danach lange geweint. Was wollt Ihr eigentlich von uns? Wer schützt meinen Bruder, wenn ich nicht dabei bin?

Als ich kürzlich im Berliner Mauerpark inmitten des alternativen Bezirks Prenzlauer Berg auf dem Flohmarkt als Neger beschimpft wurde, schritt niemand ein. Ich habe damals Freunde gefragt, ob meine Haut zu dunkel sei? Ob ich asiatische Aufhellungscreme verwenden solle? Das ist natürlich absurd, aber für eine kurze Zeit habe ich mich tatsächlich gefragt, was falsch ist an mir.

So ist das in Deutschland, es ist mein Alltag. Rassistische Stereotype haben nicht erst seit Thilo Sarrazin oder den Nazi-Terroristen von Zwickau Konjunktur. Sie sind nach meinem Empfinden sogar wieder salonfähiger geworden - auch wenn viele Deutsche gerne etwas anderes glauben.

Niemand, der noch nie rassistisch beleidigt wurde, weiss, wie kränkend es ist. Wie es sich anfühlt, sich immer wieder für sein Aussehen und Dasein rechtfertigen zu müssen. Aber klar, alles Einzelfälle und ich soll mich mal nicht so haben.

Um nicht falsch verstanden zu werden, denn natürlich wird mir auch bei diesem Text wieder grundloses Jammern unterstellt werden. Der alltägliche Rassismus tritt nicht so exzessiv zutage, wie gerade jetzt. Ich will meinen Schmerz auch nicht mit dem jener Menschen gleichsetzen, deren Väter erschossen wurden. Aber ich will sagen, dass mich die Schikanen im Alltag viel mehr betreffen als die abstrakte Gefahr ermordet zu werden. Und es hört einfach nicht auf.

Jetzt wird wieder einmal zur Zivilcourage aufgerufen. Die Leitartikler mahnen, besser auf seine Mitmenschen zu achten. Und dann? Was wird passieren? Wir kennen die Antwort: nichts. Ihr macht mir Angst.

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75 Kommentare

 / 
  • J
    Juliana

    Sehr geehrte Frau Akyol!

     

    Ihr persönlicher Artikel hat mich sehr bewegt und zugleich traurig gestimmt. Es ist schlimm, dass Sie sich in Ihrem Geburtsland Deutschland derartig unerwünscht und gefährdet fühlen und um Ihren behinderten Bruder fürchten müssen.

    Da ich selbst bereits in einer heilpädagogischen Einrichtung arbeitete, verstehe ich, wie es sich anfühlt, wenn die Menschen einem auf der Straße distanzierte Blicke zuwerfen. Ich machte ein Soziales Jahr in Russland, wo viele behinderte Kinder seit Jahrzehnten vor der Gesellschaft weggesperrt werden und in verwahrlosten Kinderheimen dahinvegetieren. Diese Erfahrungen gaben mir wieder einen positiveren Blick auf das deutsche Sozialsystem.

    Ihre Erfahrungen mit rassistischen Verhaltensweisen und fehlender Zivilcourage sind erschütternd. Ich arbeite ehrenamtlich in einem Flüchtlingsheim und erlebe daher häufig, wie Migranten Anfeindungen im Alltag ausgesetzt sind.

    Bitte glauben Sie mir, dass es auch Menschen in Deutschland gibt, die rassistisches Gedankengut zutiefst ablehnen.

    Was wäre Deutschland ohne Bürger wie Sie - ich bin von ganzem Herzen eine Verfechterin der vielfältigen Gesellschaft, denn nur sie entspricht der reellen Welt! Eine "reinrassige" Gesellschaft ist ein künstlicher Zustand, der seit je her nur mit Gewalt und Vertreibung erzielt werden konnte. "Multikulti" ist eine Herausforderung, der wir uns alle stellen sollten.

  • I
    Irina

    Lieber Mike, wenn du dir den Artikel sorfältiger durch gelesen hättest, hättest du fest gestellt, dass es gar nicht die Intention dieser Artikels war, die Menschen mit "Alle Deutschen sind Nazis"-Masche zu ködern! Rassismus ist gang und gebe in Deutschland! Mach die Augen auf!! Dein Kommentar (und der so manch anderer) war einfach nur ignorant!

     

    Und bitte, hört auf rumzuheulen! Ja, Rassismus gibt es auf beiden Seiten! Nicht Neues! Aber gibt einem das die Berechtigung selbst rassisitisch zu sein? Ich finde, solche Kommentare nur kindisch!!! Nach dem Motto: Wenn die mich beleidigen, dann darf ich auch! Dieses "Argument" zu so einem Artikel aufzuführen, das lässt tief blicken in die Weltanschauung so mancher Person hier!

  • N
    Neo

    @Mike

     

    Nein, Sie und ihresgleichen haben abgewirtschaftet!

     

    Lassen Sie sich ärztlich behandeln, vielleicht gibt es sogar etwas von Ratiopharm.

     

    Gute Besserung!

  • W
    Webmarxist

    Lieb frau Cigdem Aköl,

     

    sie sprechen mir aus der Seele.Auch ich bin wegen meines Namens gehänselt worden. Ich fand und finde auch heute noch nicht lusitig sondern beleigigend. Es kommt nicht auf die Hauffarbe eines Menschen an ,sondern auf das Innere.

     

    Liebe frau Cigdem Aköl

    Ich wücnsche Ihnen , Ihren Bruder und Ihrer Familie alle Gute.

     

    Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Vrebrechen.

  • D
    Danke

    Danke für den guten Artikel, er ist sachlich und schildert lediglich den "Normalzustand" für Menschen, die von anderen als Ausländer wahrgenommen werden.

     

    Auch wenn es vielen nicht passt, die hier Kommentare schreiben - machen Sie doch mal Augen und Ohren auf.

     

    Wer wirklich ohne Vorurteile durch die Welt läuft, kriegt doch solche Sachen täglich mit. Wer allerdings nur in Kreisen verkehrt, in denen die "Ausländer" aus diversen Gründen nicht vorkommen, lebt in einer Parallelgesellschaft und hat einen sehr beschränkten Erfahrungshorizont....

  • M
    Mike

    Es hört einfach nicht auf ..., dass solche dummen Artikel veröffentlicht werden, die immer noch versuchen, mit der "Alle Deutschen sind Nazis"-Masche Leser zu ködern und gut Kohle zu machen. Zum Glück kann man den Kommentaren entnehmen, dass da keiner mehr drauf steht. Der Rassismus und Kapitalismus, den die taz so traumhaft super findet und mit Artikel wie diesem hier vorlebt, hat abgewirtschaftet.

  • Y
    yaya

    danke, danke für diesen artikel! habe vor 10 jahren vorgezogen, mit meiner "kanackenfamilie" (mann mit "migrationshintergrund", kinder mit "dunklem teint")meine heimat zu verlassen. beschimpfungen und auch körperliche übergriffe waren eher normalzustand, aber ich konnte mich damit nicht arrangieren. in unserer wahlheimat spanien sind wir nicht von rassismus betroffen. wenn ich überhaupt einmal mit landsleuten über diese erfahrung spreche, kommen gleich ablehnende reaktionen: ach, das wäre doch sicher übertrieben, es leben doch soooo... viele "ausländer" in deutschland, sicher, es gibt ein paar verwirrte neonazis, aber das kann man doch nicht verallgemeinern.... der verlogene aufschrei wg dieser nsu-gruppe... das land ist voll von organisierten faschos, die von staat und polizei auch noch unterstützt und verharmlost werden (warum wohl?). und ihr habt mal wieder von nichts gewusst....

  • M
    Monsieur

    @ Naja:Es liegt bestimmt an dir nicht an den Türken.

  • D
    Doreen

    Hallo Cigdem,

    dein Bericht hat mich zu Tränen gerührt. Danke, daß du deine persönliche Geschichte mit der Öffentlichkeit teilst. Viel zu oft berichten Medien erst, wenn es zu körperlicher Gewalt gekommen ist, aber es passiert so viel subtile psychische Gewalt, die auch schlimm ist.

    Ich möchte, daß du weißt - wenn ich in eurer Nähe gewesen wäre, ich hätte die Kinder zum Schweigen gebracht, die deinen Bruder beleidigt haben! Und wenn ich an einem öffentlichen Platz bin, lasse ich keinen Rassismus oder andere Formen negativer Ausgrenzung zu. Es gibt auch Menschen, die NICHT wegsehen oder weghören. Und ich hoffe, daß es mehr werden. Glaubst du, daß Menschen lernfähig sind?

    Ich wünsche dir und uns allen einen gesellschaftlichen Wandel, damit jeder ohne Angst sich frei in diesem und in jedem Land bewegen kann und sich erwünscht fühlen, wir haben alle ein Recht darauf!

    Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Mut und Kraft, und daß du in Zukunft bessere Menschen triffst.

    Ich fühle mit dir.

    Doreen.

  • B
    broxx

    Frau Akyol, ich kann Sie gut verstehen. Einfach mal als Deutscher durch ein Türkenviertel gehen. Kartoffel ist dann noch nett. Messer im Bauch nicht so nett, kommt aber häufig vor! Rassismus gibt´s auf beiden Seiten...und wenn man als Deutscher diesen Rassismus anprangert ist man hier ein Rechtspopulist. Tja, Deutschland ist eben nicht überall zu jedem nett

  • M
    Maria

    liebe Cigdem,

    ich erinnere mich, dass wohl einige meiner Kommilitonen (Naturwissenschaften in Stuttgart) wie Sie einen "Migrationshintergrund" hatten. Abgesehen davon, dass "Abstammung" im Suedwesten der Republik einfach niemanden interessierte, war der "Hintergrund" nicht so offensichtlich wie Sie es darstellen: Die Hautfarbe war ganz sicher nicht dunkler als die der Durchschnittswuerttenberger - Haar und Augenfarbe - man haette vielleicht "mediterraner Typ" dazu gesagt - die Studienkollegen haetten genauso gut aus Spanien, Italien, Portugal ... oder aus Bundes-Jogis Schwarzwald kommen koennen. Ist Ihnen vielleicht beim Schreiben des Artikels ein bisschen die Tastatur durchgegangen?

  • MS
    Molli Schick

    Hallo, Frau Cigdem Akyol,

     

    vielen Dank für Ihren Bericht, der einfach nur sagt, wie es ist - für viele Deutsche mit Migrationshintergrund bzw. viele hier in Deutschland lebende Menschen mit Migrationshintergrund. Es ist ganz und gar kein Jammern, auch als Deutsche "o. Mh.", jdf. nicht seit 3 Generationen i. d. Familie-wir kamen ja alle mal von "irgendwo her"..., finde ich viele Bemerkungen und Situationen ähnlich denen, die Sie schildern, unerträglich (wie sie ganz "normal" jeden Tag stattfinden). Womöglich bin ich besonders sensibilisiert, weil ich als ehem. Ostdeutsche noch lange vor der Wende in den Westen kam und seinerzeit als "Ossi" gehänselt wurde u. ä. oder in meiner Familie auch zeitweise Menschen aus anderen Ländern mit uns lebten (Nordafrika und Afrika), da erlebt man auch Einiges... Ich sehe dieses Bemerken und Ernstnehmen des Alltagsrassismus aber auch als etwas, was jede/r sehen kann und sieht, wenn sie/er will und sich dafür öffnet - oder eben nicht - denn viele übergehen das eben oder finden "es ja nicht so schlimm". Es trifft zudem ebenso auf viele Dinge im Leben zu, die anders sind bzw. "von der Masse" als anders empfunden werden - und wir sind selbst alle auch nicht frei davon, uns anders Erscheinendes nicht ernst genommen, uns über andere lustig gemacht oder mit der in dem Moment uns umgebenden größeren Masse mitgeblökt zu haben.

     

    Dass die rechte Szene bzw. Teile davon mordend durch unser Land ziehen, ist leider überhaupt keine Überraschung, noch unerträglicher als die Morde selbst sind u. a. auch die jetzigen offiziellen Aussagen, "also, das habe man so ja nicht geahnt", tja, man sieht nur das, was man sehen will, dass blutfletschende wütende Hunde nicht nur bellen, sondern auch beißen, ist nichts Neues, auch wenn oft versucht wird, das Gegenteil zu beteuern. Und u. a. "fehlende Bekennerschreiben" sind nicht Mal ansatzweise ein Grund, rechtsextreme Täter bzw. deren Motive auszuschließen, es ist vielmehr ein Armutszeugnis, auch in kriminlogischer und psychologischer Hinsicht etc., solche Argumente überhaupt ins Feld zu führen, es zeugt vielmehr von völliger Fehleinschätzung der Szene bzw. was dort seit Jahrzehnten vor sich geht - im gesamten Deutschland, in den neuen und alten Bundesländern.

     

    Ich habe auch als Deutsche Angst mit diesen Leuten hier, lassen Sie uns bitte nicht allein mit denen, Frau Akyol,

     

    herzliche Grüsse, M. S.

  • C
    Claudia

    Es macht mich unendlich traurig, solche Geschichten zu lesen. Als Deutsche, deren Familie weitgehend aus Deutschland stammt (bis auf eine niederlaändischen Opa, den ich schon spaßeshalber als Migrationshintergrund angegeben habe, wenn irgendwo von "deutsch" und "nichtdeutsch" gesprochen wurde) habe ich nie am eigenen Leib erleben müssen, wie man mich wegen meines Äußeren diskriminiert. Es erschüttert mich jedes Mal aufs Neue, wenn auch nur ein dämlicher Spruch am Rande darauf hindeutet, dass der Rassismus stets allgegenwärtig ist (neulich sagte ein älterer Herr bei einer Wohnungsbesichtigung: "Entscheiden Sie sich schnell, gleich kommt noch ein Interessent" um dann mit gedämpfter Stimme fortzufahren: "... aber das ist ein Ausländer." Wir haben diese Wohnung nicht genommen, und das lag nicht nur an den Nachtspeicheröfen). Ich hinterfrage mich selbst immer wieder aufs Neue, um dann festzustellen, dass mir Menschen häufig auf den Wecker gehen, ich sie nicht leiden kann oder sie schlichtweg unangenehm sind, aber diese Empfindungen hatten niemals mit der Haut- oder Augenfarbe, der Religion oder der sexuellen Orientierung zu tun (soweit überhaupt erkennbar). Ich hatte früher mal die Illusion, dass sich alle Menschen auf der ganzen Welt verteilen und mischen und das zu erstaunlichen und ganz wunderbaren Ergebnissen für die ganze Menschheit führt. Diese Illusion habe ich mittlerweile verloren. Liebe Cigdem, ich wünsche dir Kraft für diesen ewigen Kampf und deinem Bruder immer jemanden, der sich für ihn einsetzt und ihn beschützt.

  • A
    AntiFunt

    Im Namen aller Hannoveraner Krankenschwestern möchte ich die Autorin um Verzeihung bitten.

  • J
    Jan

    Ich bin blond, Deutscher und habe blaue Augen. Vor langen Jahren musste ich mir im Freibad von zwei jungen Mitbürgern mit Migrationshintergrund anhören, ich sei ein Nazi und ich würde "Böhse-Onkelz"-T-Shirts tragen. Ich empfand das als eine bodenlose Frechheit, sie urteilten über mich wegen meines Äußeren.

    Es gibt auf "beiden Seiten" Vollidioten, die den "alltäglichen Rassismus" ausführen.

  • F
    Franka

    Ihr Artikel bedrückt mich, was Sie da aus eigenen Erfahrungen schildern, ist entsetzlich. Viel zu oft wird einfach weggesehen (wenn Menschen angegriffen werden, beim Verhalten der eigenen Kinder,...). Ich empfinde jedes Mal ohnmächtige Wut.

     

    Ich lebe seit einigen Jahren in Frankfurt. Hier leben viele Türken und Nordafrikaner, sie sind allgegenwärtig, vor allem in den Katakomben der großen unterirdischen Bahnhöfe (Konstabler Wache und Hauptwache). Auch viele Nachbarn von mir sind Türken. Leider kann man hier nur einen negativen Eindruck von ihnen bekommen. Ich rede von den jüngeren, von den Kindern und unter Dreißigjährigen. Sie sind laut, aggressiv, reden... Sie wissen, wie. In Frankfurt stimmt leider das Klischee. Hier laufen die Machos rum und checken ihre Reviere, verkaufen Drogen (selbst mehrfach beobachtet). Ich bin für jeden Türken dankbar, der sich anständig benimmt und mich daran erinnert, dass nicht alle "so" sind. Aber sie sind - so scheint es hier wenigstens - in der Minderheit.

  • H
    hto

    @PeterPan

     

    "Der Einzige auf den Sie sich bei rassistischer Ausgrenzung verlassen können sind Sie selbst, wenn Sie auf die Hilfe der, ich nenne es immer gerne "die Weiße Wand" warten, dann können Sie es vergessen, dann sind Sie hier nicht lebensfähig."

     

    - der multischizophren zeitgeistlich-reformistische Faschismus der GLEICHERMAßEN unverarbeiteten / MANIPULIERBAREN Bewußtseinsschwäche in Angst, Gewalt und "Individualbewußtsein" auf systemrationaler Sündenbocksuche für die Globalisierung der "Dienstleistungs-Gesellschaft" des "freiheitlichen" Wettbewerbs um ..., wo längst geistig-heilendes Selbst- und Massenbewußtsein eine zweifelsfreie und eindeutige Menschlichkeit gestalten könnte / sollte!?

  • S
    Semih

    Ich komme ursprüngl. aus Ostwestfalen-Lippe (dort geboren) und da war alles in Ordnung. Bis irgendwann das Berufsleben anfangen sollte.

     

    Leider hatte ich dort nie die Möglichkeit bekommen, eine Ausbildung zu machen (Fachabi), da lieber deutsche Bewerber mit schlechteren Noten genommen wurden, als ein "Ausländer" mit sehr guten Noten.

     

    Sogar mit den gleichen Bewerbungsunterlagen, ausser Lebenslauf und Zeugnisse bekam ich dort als nicht-deutscher direkt eine Absage.

     

    Später heisst es, die "Türken" sind doch eh alles Hartz4-Empfänger und integrieren sich nicht. Warum ist das wohl so?!

     

    Daher bin auch ich einer von denen, die irgendwann von hier wegziehen werden. Eigentlich eher wegen meinem Sohn (Notendurchschnitt: 1-2). Er soll nicht das selbe erleben wie ich.

  • N
    Neo

    @Karagöz

    @Lehrer

     

    Wenn ihr Sohn in der Klasse gemobbt wird, sollten Sie sofort das Gespräch mit den Lehrern und der Schulleitung suchen. Ein runder Tisch mit den Beteiligten ist erforderlich. Zur Not ein geschulter Mediator, denn Mobbing oder Drohungen sind von keiner Seite hinnehmbar!

    Ich spreche hier aus persönlicher Erfahrung, da ich damals von den "Mehrheitsdeutschen" in der Klasse gemobbt wurde und später aber jegliches Mobbing in der Klasse, ob nun von Ausländern gegenüber Deutschen oder umgekehrt, mit viel Engagement aktiv selbst bekämpft habe.

     

    Übrigens, jede Gesellschaft hat einen bestimmten rassistischen und fremdenfeindlichen Prozentsatz. Die Mehrheit in Deutschland ist glücklicherweise nicht rassistisch oder xenophob.

    Denn auch in der Türkei oder bei den Kurden (vor allem der PKK), in arabischen Staaten oder afrikanischen Staaten ist Rassismus/Xenophobie als Bodensatz nichts ungewöhnliches.

    Auch bei den hiesigen Communities ist Rassismus, Schwulen- oder Behindertenfeindlichkeit und Verachtung gegenüber der deutschen Mehrheitsgesellschaft und zwischen den einzelnen Communities vorhanden. Diese ekelhaften "Untugenden" sind hier ebenfalls vehement mit allen demokratischen Mitteln zu bekämpfen und zu verurteilen.

     

    Aber gerade in Deutschland, das sich selbst weltoffen, demokratisch und gesellschaftlich so hoch entwickelt sieht, zieht sich leider ein dicker roter xenophob/rassistischer Faden (vor allem Türken- und neuerdings wieder Moslemfeindlichkeit) quer durch alle Gesellschaftsschichten und staatlichen Strukturen, ja bis hin zu Bundesbankvorstandsmitgliedern, Spitzenpolitikern der "Mitte", hohen Richtern, Hochschulprofs oder Witschaftsbossen usw.

     

    Hier liegt der Unterschied zu vielen anderen Staaten. Der Fisch stinkt in Deutschland weiterhin vom Kopfe her und diese Tatsache erschüttert mich bis ins Mark.

  • JC
    Johnny Cynic

    Ehrlich, ich kann manche der Kommentare hier nicht verstehen. Cigdem schreibt über ihre persönlichen Erfahrungen in Deutschland.

    Die Hinweise auf offenen oder versteckten Rassismus anderer "communities" oder das zelebrierte Fremdschämen sind hier Fehl am Platze.

    Ja, es gibt einen Haufen Idioten auf der Welt, hier und anderswo.

    Was sie erwartet ist dass die Gesellschaft sich gegen diese stellt. So selbstverständlich das eigentlich sein sollte so berechtigt ist ihre Forderung. Dabei erfordert das nicht einmal besonders viel Zivilcourage, es reicht wenn man den Arsch hoch und die Zähne auseinander bekommt.

    Ich brauche mich nicht für irgendwelche Trottel zu schämen nur weil sie den gleichen Pass haben wie ich. Aber ich muss mich schämen wenn ich das Maul halte und nicht gegen sie aufstehe.

  • S
    suswe

    Die Gier nach Ungleichheit scheint doch in Deutschland immer noch sehr verbreitet zu sein. Dabei ist Rassismus nur die Diktatur der Würdelosigkeit, weil auf Lüge zwingend angewiesen.

    Dabei könnte man auch als Weiße/r positive Selbstvergewisserung betreiben...

  • F
    Fips

    Offengestanden: Ich für mich würde abwägen ob es nicht besser ist nach Afrika zurückzugehen um dort etwas aufzubauen. Hier in Deutschland würde mich nichts halten. Wohlstand? Nee, du.

     

     

     

    In diesem Sinne

     

    Steinewerfer Fips

  • P
    prima

    Endlich mal eine Stellungnahme von einer Person, die weiß, worüber sie schreibt! Find ich wichtig, dass die Menschen, die sich aus Erfahrung mit Rassismus auskennen, zu Wort kommen, und nicht nur diejenigen, die diese Menschen für ihre eigene politische Profilierung missbrauchen. Ich komme selbst aus Russland und habe hier ständig Stress mit Leuten, die gerne über mich reden, aber nie mit mir. Und wenn ich mich beschwere, heißt es immer, das war doch nicht so gemeint und ich nehme alles zu persönlich! Es sind meistens die Stärkeren, die sich gern als Opfer zeigen (siehe die Beschwerden über angebliche Deutschenfeidlichkeit oder Ärzte, die über zu niedrige Honorare klagen), während die wirklich Benachteiligten aus Scham und Verzweiflung schweigen. Daher ist es vielleicht sogar gut, zu zeigen, dass man Angst hat. Wer das zugibt, kann das vielleicht auch irgendwann überwinden (wünsche ich mir selbst auch immer wieder).

    Ich habe vor zwei Jahren einen ähnlichen Artikel geschrieben und veröffentlicht. Auch wenn die Umstände etwas anders sind, die Erfahrungen ähnenn sich an vielen Stellen. Und es ändert sich rein gar nichts, hätte ich jetzt eine Fortsetzung geschrieben, würde sie genauso aussehen...

    http://www.gruenes-blatt.de/index.php/2009-02:Willkommen_in_Deutschland

  • R
    rap

    Ich selbst habe helle Haut, blaue Augen und wurde dementsprechend noch nie wegen meines Äußeren in D-land diskriminiert. Aufgrund inspirierender afrozentristischer Musik und dem Lesen von Texten von Malcolm X habe mich auch in meinem Studium mit Fremdenfeindlichkeit ausführlich beschäftigt. In D-land kommt eine fatale Integrationspolitik hinzu, die die Menschen nicht zur Offenheit gegenüber "dem Fremden" erzogen hat.

     

    Es ist allerdings weniger die Theorie als die Erfahrungen meiner deutsch-mosambikanischen Freundin und Bekannter mit dunkler Hautfarbe, die mich der Autorin voll und ganz zustimmen lassen. Letztere meiden bewusst den Ostteil der Republik. Meine Freundin ist aber genau hier aufgewachsen, lebt immer noch hier und ist so bis heute den dumpfen Gestalten und deren Gesten und Blicken ausgesetzt. Da kann man elterlicherseits noch so oft predigen: "da musst Du drüber stehen" - ich behaupte das ist unmöglich. Ich bin froh, wenn sie dort weg ist...

     

    "Die von Zivilisation Geblendeten erfahren ihre eigenen tabuierten mimetischen Züge erst an manchen Gesten und Verhaltensweisen, die ihnen bei anderen begegnen, und als isolierte Reste, als beschämende Rudimente in der rationalisierten Umwelt auffallen. Was als Fremdes abstößt, ist nur allzu vertraut." (Horkheimer/Adorno nach Freud)

  • G
    Gast

    @PeterPan: Ein lebenlang versklavt, habe ich mich natürlich mit der Verklavung auseinandergesetzt. Das Wort Neger ist genau das Wort für VERSKLAVTE SCHWARZE.In dem Sklavenhandel waren Weiße und Schwarze beteiligt. Es wurden auch arme Weiße damals als Sklaven nach Amerika verfrachtet. Die schwarzen Sklaven hießen bewusst Negroes und man kann noch heute die "Verkaufsschilder" sehen. Das Wort Negroe, auf deutsch Neger, steht dafür, dass man kein Leben in sich hat und so ist es dann ja auch. Das Wort Negroe und Neger steht eindeutig für die Versklavung und ist diskriminierend. Ich bin für den Frieden und die Freiheit beider Hautfarben.

  • G
    Gast

    Frau Akyol,

    ich kann sie beruhigen. Nur derjenige, der eigene Unzulänglichkeiten aufweist, projiziert diese auf andere. Zudem stammen sämtliche Hochkulturen aus dem sich der ursprüngliche christliche Glaube entwickelt hat von Schwarzen. Es regierten Schwarze Europa bis in das Mittelalter hinein. Außerdem hatten schwarze Frauen eine geistig hohe Stellung. Eines ist klar, dass der Rassismus in Wirklichkeit ein Neidismus ist. Ich bin davon überzeugt und das hat die Geschichte bewiesen, dass die Rechten in okkulten Bruderschaften in allen Parteien agieren. Nach dem 2. Weltkrieg waren sie nicht in der NPD etabliert sondern in der CDU usw.. Sie sind immer noch überall. Sie verstehen nicht, dass ihr Hass sie selber tötet. In diesem Sinne konzentrieren sie sich auf ihre Begabungen, die sie sicherlich haben, wenn ihre Vorfahren schon so großes geleistet haben, wovon die jetzigen Rassisten profitieren ohne sich dessen bewusst zu sein.

  • A
    Andy

    Ich finde es schade das es immernoch Menschen gibt die nicht akzeptieren das es auch andere Typen von Menschen gibt. Ich finde nichts dabei zu sagen das es verschiedene Rassen von menschen gibt da ich in diesem Wort nichts diskriminierendes finde.

    Ich habe in meiner Jugend leider viele Schwierigkeiten gehabt sicher über die Strassen zu kommen ohne das eine Gruppe Neonazis, Türken, oder Russen uns eine aufs "Maul" geben wollten.

     

    Egal welche Religion, welches Herkinftsland oder welche Rasse man hat, alle Menschen sind zu respektieren und in Ruhe zu lassen.

     

    ich finde allerdings genauso schädlich das PeterPan hier den Tipp gibt mal mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Das ist verwerflich und genauso Respektlos wie ein Schimpfwort.

  • S
    Schneko

    Vielen Dank für den sehr persönlichen Artikel, Cigdem. Ich war mal ein Jahr im Südeuropa. Ich bin weiß und hatte manchmal das Gefühl auf Rassismus zu stoßen. Personen im Alltag, die meistens kein Englisch konnten. Ich konnte ihre Sprache nur gebrochen und so war die Kommunikation manchmal schwierig.

    Irgendwann hatte ich den Gedanken: das Problem sei nur deren Angst bzw. Überforderung nicht mehr normal kommunizieren zu können. Ihre Unfreundlichkeit spürte ich als einen Ausdruck von Hilflosigkeit.

    Und auch ich betrete manchmal Orte wie eine Bowlingbahn, wo prolliges Volk einem uncharmante Blicke zuwirft.

     

    Aber als Weißer kann man sich den Luxus von Gleichgültigkeit wahrscheinlich eher leisten und bekommt (vermeindlichen) täglichen Rassismus nicht mit.

  • O
    Ohnefurcht

    Wer Angst zeigt, verliert. Das ist auch so, wenn eine türkische Jugendgang in die S-Bahn kommt ("Rassismus" funktioniert schliesslich auch umgekehrt prima)...

  • S
    Susanne

    Hallo Frau Akyol,

    ich fand Ihren Artikel sehr krass. Eigentlich dachte ich in Deutschland wären wir mit solchen Reaktionen von Erwachsenen und ihren Kindern durch. Schade! Ich habe bei mir gleich das "Fremdschämen" festgestellt, weil es mich einfach nur wütend macht, wenn Menschen so drauf sind.

    Ich hoffe Sie haben beim nächsten Mal (am Besten wäre es natürlich es würde kein nächstes Mal geben!) mehr Glück und es gibt Menschen die sich positiv in die Situation einmischen!

    Herzliche Grüße von Susanne aus Bielefeld

  • E
    eilbekermicha

    Danke, Cigdem Akyol, für diesen Artikel.

     

    Ich bin schwul - und weiss, was es heisst, beschimpft zu werden.

    Die Mordserie der Nazis könne zur Staatsaffäre werden, habe ich kürzlich gelesen. Ich hoffe es!

     

    Antifa-Gruppen müssen jeden Cent gegenüber der zuständigen Ministerin, Frau Schröder, schriftlich begründen. Bürgermeister leugnen die Braunfärbung ihres Ortes aus Angst um das Image.

    Die CDU boykottiert jeden Runden Tisch, an dem auch die Linkspartei sitzt - auch die Tische für den Kampf gegen Nazis.

    Der Innenminister diffamiert alle Migranten als Kriminelle, in dem er die "Islamkonferenz" zu einem Austausch über die Kriminalität unter Migranten missbraucht.

    Im Haus der Ministerin Schröder werden alle Terrorismusformen, ob von rechts, von links oder islamistisch o. a., nach einem Schema bekämpft.

    Die Aussteiger-Initiative "Exit" war erfolgreich - doch die Finanzierung lief aus. Sie wurde nur nach ausserordentlichem Druck aus der Bevölkerung vom Bundesministerium weiterhin finanziert.

    Undsoweiterundsoweiter...

     

    Frau Merkel hat gesagt, die Mordserie sei eine Schande für Deutschland. Ja - und nicht zuletzt für die Politiker! Es geht um das Wahrnehmen von Verantwortung, Frau Merkel.

     

    Wir brauchen diese Situation offenbar, um wachzuwerden. Und unsere Politiker brauchen unsere Demonstrationen - jetzt.

  • H
    hto

    Solange unser vernunftbegabter Verstand zu Suppenkaspermentalität für den "freiheitlichen" Wettbewerb gutbürgerlich-gebildet / gespalten / gepflegt wird, solange wird das "gesunde" Konkurrenzdenken, die systemrationale Sündenbocksuche, das teils LOGISCH brutal-egoisierende "Indivdualbewußtsein", der geistige Stillstand seit der "Vertreibung aus dem Paradies" (geistiger Evolutionssprung) die Dummheit der Hierarchie von und zu materialistischer "Absicherung" bestimmen - sich darüber WUNDERN ist dabei nur normaler Teil der konsum- und profitautistischen Bewußtseinbetäubung in funktionaler Symptomatik des "braven Bürgers".

     

    Die URSACHE aller Probleme unseres "Zusammenlebens" wie ein blödsinniges Krebsgeschwür, ist der "freiheitliche" / imperialistische Wettbewerb um die Begehrlich- und Abhängigkeiten in "Wer soll das bezahlen?" und "Arbeit macht frei" - also OKKUPIERT den einzig fusionierenden Weg zum geistig-heilenden Selbst- und Massenbewußtsein, mit allen daraus einzig menschenwürdig resultierenden Konsequenzen / Möglichkeiten!?

  • H
    Helge

    Ein dummer, einseitiger und offensichtlich frei erfundener Artikel - solche traurigen, peinlichen Berichte vergrößern nur noch die Gräben und treiben gerade Wechselwähler in die Arme rechter Partei wie "Die Linke" oder der NPD. Pfui, die taz sollte sich echt schämen, so was zu veröffentlichen.

  • RR
    Rudi Root

    @ Peter Pan....stimmt und stimmt doch nicht. Es ist nicht jeder so ein Haudegen, der sagen kann, so, hier bin ich und ich will nicht anders! Es gibt viele zarte, sensible Menschen, zu denen gehöre ich auch, obwohl ich ein Mann und weiß bin, und ich leide auch unendlich unter der Verrohung der Gesellschaft. Ich bin sehr viel im öffentlichen Raum unterwegs, und ich muss sagen, Deutschland hat sich kolossal gewandelt. Es ist da, gebunden an einen großen Pool an frustrierten, latent aggressiven, jungen Männern - egal welcher Natur - ein erhebliches Bedrohungspotential vorhanden. Es ist der Offenbarungseid der bundesrepublikanischen Gesellschaft, die sich räumlich, ideell und materiell in verschiedene Teile aufsplittet, die sich misstrauisch beäugen. Man muss nicht unbedingt schwarz sein, es reicht schon, wenn man schwarze Kleidung trägt und einen rosa Schal dazu. Es stimmt aber, das beweist dieses Beispiel, dass die Angreifer voller Angst sind - ohne sich dessen bewusst zu sein. Die Angst z.B., ein Mann in Schwarz mit rosa Schal könnte schwul sein, und schwul ist etwas Unbekanntes, die eigene konstruierende Psyche in Frage stellendes Etwas - diese Angst, etwas zu begegnen, dass sein schwaches Ich bedroht, dass nur durch die Fassade von Gewalt aufrecht erhalten wird. Eingebunden in Männergruppen verstärken diese gegenseitig ihre Stereotype. Immer ist der Hintergrund eine mangelhafte Bildung sowie Herzensbildung; persönlich kennen tut ja keiner von denen eine(n) Schwarze(n), Schwulen, Lesbe, und und. Letzlich muss noch nicht mal ein Besonderes Merkmal vorhanden sein, um als "Opfer" geeignet zu sein, es reicht vielleicht schon, still zu stehen und die TAZ zu lesen, oder ein süßes Gesicht zu haben. Ihre Konsequenz ist aber schon die Richtige, Herr PeterPan, man muss Selbstbewusstsein entwickeln. In einer Gesellschaft der Stärkeren muss ein Gegengewicht her, auch persönlich. Und persönlich geht es einem dann auch besser. Traurig ist aber dennoch, dass die friedlichen, sensiblen, die mit Fingern, aber ohne Faust geborenen so leiden müssen. Ja, Frau Akyol, Sie zun mir Leid, in dieser Welt möchte ich auch nicht leben. Ich möchte nicht behaupten, dass es mir wie Ihnen geht, denn ich bin weiß und falle eigentlich nicht so auf, dennoch: Es bleibt uns beiden nichts übrig, als uns zu wehren. Und dass wir heute Handies haben ist da schon von Vorteil und die 110 wählt sich so schnell...

  • N
    Nico

    Auch in soliden Mittelschicht-Familien ist dieses Einstellung zu beobachten. Da lästert man gern über Ausländer.

     

    Jeder Mensch ist gleich. Ein Mensch kann nicht über sein Aussehen definiert werden, sondern nur über sein Verhalten (in Relation zu seinen Lebensumständen).

    Fertig.

    Jemanden auszugrenzen, der schwarz / dunkel ist ist definitiv absurd, dumm und verwerflich.

    Jemanden auszugrenzen, der ein Rassist ist, nicht.

    Denn derjenige handelt bewusst so.

    (Klar, muss auch die Möglichkeit gegeben werden, Fehler einzugestehen und wiedergutzumachen).

  • Z
    Zirkuspferdchen

    "Weder der Lehrer noch andere Schüler sagten etwas dazu, ich verließ als einzige den Raum."

     

    Pädagogen, die rassistische Äußerungen von SchülerInnen stehen lassen sind wahrscheinlich keine Seltenheit. Sogar Hochschullehrer halten die Klappe oder mischen selber mit - leider selbst beobachtet. Rechtfertigung I: vom Grundkonsens "abweichende Meinungen" müssen geäußert und stehen gelassen werden können - eine merkwürdige Verdrehung des Sinns von "antiautoritärer Pädagogik". Rechtfertigung II: Motto: "Das wird man jawohl noch sagen dürfen", als helfendes Kommunikationsmuster für die Einflechtung eigener rassistischer Vorstellungen.

     

    Wer schon in der Schule keinen Beistand von Vertretern eben jener ersten staatlichen Institution, die jeder Mensch obligatorisch besuchen muss (was ein "sich ausliefern" bedeutet), erhält und erwarten kann, wird ein grundlegendes Misstrauen zu Staat und Umfeld entwickeln - zu Recht!

     

    Frau Akyol, ich kann Sie verstehen! Obwohl ich hellhäutig und keine türkischstämmige Frau bin, wurde ich wegen meines sonst wohl eher "fremden Aussehens" (semitisch) oft für ein türkisches Mädchen gehalten ...

     

    Für Ihren Bruder tut es mir besonders leid, denn er kann sich nicht wehren. Dem von Ihnen erwähnten Vater wünsche ich die Pest an den Hals - einfach abscheulich seine Reaktion auf Ihre Bitte.

     

    Ich hatte mal eine Lehrerin, die als promovierte Soziologin einen Leitspruch nicht müde wurde zu konstatieren: "Wir leben in einer mitleidlosen Gesellschaft". Und dieser Umstand dockt noch nicht mal an die Systemfrage an, wieviele Linke sind latent rassistisch? Ich will's lieber gar nicht so genau wissen ..

  • S
    sabina

    Ich finde es gut, dass ein solcher Artikel Platz in der taz (reimt sich) hat. Auch wenn er sehr aus der Opfer-Duckhaltung geschrieben wurde. Ich finde manchmal ist es bei diesem Thema sehr wichtig, durch emotionale Mittel wie Mitleiderregen auf die Situation vieler Diskriminierter aufmerksam zu machen.

    Immer wieder neu daran erinnern, dass eine anti-rassistische Aufklärung überall notwendig ist.

    Klar ist die Frage berechtigt, ob die taz das nötig hat.

  • P
    PeterPan

    Sehr geehrte Frau Akyol,

     

    ich bin schwarz, meine Vorfahren stammen aus Nigeria. Weiterhin habe ich einen Sohn, der fast 4 ist deutlich heller als ich ist, in Deuschland als "schwarz" definiert wird und in "Nigeria" als weiß.

    Dies nur zum groben Verständnis. In der Tat empfinde ich Ihre Klage als Schwäche und ich möchte Sie hiermit auffordern, aus der Opferhaltung heraus zu kommen. Der Einzige auf den Sie sich bei rassistischer Ausgrenzung verlassen können sind Sie selbst, wenn Sie auf die Hilfe der, ich nenne es immer gerne "die Weiße Wand" warten, dann können Sie es vergessen, dann sind Sie hier nicht lebensfähig. Jetzt nochmal kurz zum Wort "Neger". Das stammt ja aus dem lateinischen niger und bedeutet ja im Kern einfach nur schwarz, was ja im Grunde überhaupt nichts schlimmes ist. Im Wesentlichen macht da der Ton die Musik, wenn irgendeine 75ig jährige Oma aus einem Südtiroler Bauerndorf, die ihr ganzes Leben lang aus dem Tal nicht heraus gekommen ist meinen Sohn oder mich als Neger bezeichnen würde, dann ist das sicherlich keine Beleidigung sondern eine antiquierte Zustandsbeschreibung. In dem von Ihnen beschrieben Fall wird es ein anderer, negativer Ton gewesen sein. In diesem Ton schwingt aber keine Zustandsbeschreibung sondern negative Zuschreibungen mit wie zum Beispiel:" Sie sind ein Analphabet, Sie sind nicht fähig zu geistiger Arbeit, Sie sind geistig degeneriert, Sie sind faul, Sie sind kein Mensch oder auch Sie sind nichts wert!" Mithin handelt es sich also bei dem verächtlichen Sprachgebrauch des Wortes "Neger" im deutschen Kontext um Bedeutungen, die mit optischer Erscheinung überhaupt nichts zu tun haben. Daher waren Sie mit Verlaub aber ganz schön dämlich, als Sie aufgrund der Bezeichnunge "Neger" über den Dunkelheitsgrad Ihrer Haut nachdachten. Wenn es so weit ist, dann ist man ja dabei die Stereotype zu internalisieren, daher ist hier Vorsicht geboten. Vielmehr sind Sie aufgerufen sich zu wehren. Im konkreten Fall kann das bedeuten:

     

    a) "Ey Du Neger" - "Echt ist mir noch gar nicht aufgefallen!"

     

    oder

     

    b) "Ey Du Neger" - "Neger ist wer Neger sagt!"

     

    So jetzt haben Sie zwei Techniken, die Sie beim nächsten mal benutzen können und ich garantiere Ihnen, dass der Agressor ein ganz dummes Gesicht macht. Falls es mit den Beleidigungen weiter geht, rufen Sie entweder die Polizei an, teilen denen mit wo Sie sind und das Sie Anzeige wegen Beleidung erstatten möchten oder schlagen Dem- oder Derjenigen vier mal ganz fest mit der Faust ins Gesicht und warten dann darauf, bis besagte Polizei Sie mitnimmt. Aber eines ist ganz sicher, Sie werden sich wohl fühlen, nicht gekränkt sein und sind für das nächste mal noch besser 'drauf. Das Schöne hierbei ist, wenn Sie geübt sind für ihre Menschenwürde aktiv einzutreten, dann strahlen Sie das auch nach Aussen hin aus und es kommt irgendwann extrem selten vor, dass Ihnen überhaupt so etwas passiert. Rassisten sind nämlich nicht nur Arschlöcher sondern auch Feiglinge, die ihrerseits voller Angst sind und deswegen sollten Sie sich diese Emotionen in der Öffentlichkeit schon mal gerade gar nicht erlauben. Was soll der Quatsch?

    Kämpfen Sie!

    1. Brauchen Sie eine hervorragende Bildung!

    2. Benötigen Sie ökonmoische Unabhängigkeit!

    3. Ist es enorm wichtig, dass Sie Körper und Geist schulen, so dass Sie eben im Zweifel auch mal die Faust ins Gesicht oder die Knie in die "Eier" schicken können!

    4. Für alle Fälle einen guten Rechtsbeistand!

     

    So, diese Punkte 1 bis 4 sind in der heutigen Zeit für jeden relevant, nicht nur für Menschen, die türkisch, afrikanisch oder sonst wie ausschauen. Wir sind im Kern alle gleich und mit densleben Rechten ausgestsattet und wenn das einer Frage stellt, dann muss man (und frau auch!!!) dem stets sofort mit dem gebotenen Mittel begegnen. Frei nach Malcolm X "by any means necessary".

     

    So Frau Akyol, ich bin raus, vertrauen Sie auf sich, suchen Sie den Konflikt frei nach Goethe "Nimmer sich beugen, tapfer sich zeigen, rufet die Kräfte der Götter herbei!"

     

    Und schreiben Sie nie wieder öffentlich, dass Sie sich fürchten! Da können Sie sich gleich der Bezeichnung "Opfer" auf die Stirn tätowieren lassen!

     

    @Taz es wäre freundlich, wenn ihr das hier veröffentlicht, es geht nämlich Ausnahmsweise mal nicht um dieses gutmenschliche Helfersyndrom, was ja immer irgendwo des Opferstatus bedarf sondern um Hilfe zur Selbsthilfe!

     

    In diesem Sinne, Angst ist eine Krankheit!

  • N
    Nikolaus

    Danke für diesen Artikel! Genau so empfinde ich es auch - und das obwohl ich "Bleichgesicht" bin, habe ich seit meiner Kindheit sehr ähnliche Erfahrungen gemacht und beobachtet. Und eben auch die Erfahrung, wenn man andere auf diskriminierende Äußerungen oder Schlimmeres aufmerksam macht, ausgelacht oder böse angegriffen zu werden.

     

    Es scheint so, als hätte es im Bewußtsein der meisten "Deutschen" Günter Wallraffs "Ganz Unten" und all die Hetzjagden wie in Hoyerswerda etc. nie gegeben. Im Bewußstein der Betroffenen und ihrer Freunde, Angehörigen und Kinder aber bleiben alle diese schlimmen Dinge sehr sehr lange traumatisch lebendig. Insbesondere wenn die dahinterstehende Grundhaltung bei so vielen Tätern, Mitläufern und Ignoranten bestehen bleibt.

  • A
    Axel

    Meine Aufgabe mit dem Rassismus, bzw. seiner Hauptstruktur, dem "Ausgrenzen anderer und von Andersartigkeit" ist der, dass ich erlebe, dass so viele meinen sie seien nicht betroffen, bzw. sie würden so etwas nicht "machen" / sie würden nicht "ausgrenzend" sein / nicht "rassistisch" sein. Dabei erlebe ich bei jedem Menschen die Grundstruktur des Rassismus, die Ausgrenzung. Auch bei mir, wenn ich entsprechend achtsam bin.

     

    Nehmen wir das Bild zu diesem Artikel: "Nazis raus aus Berlin" oder ähnlich steht da. Was ist das anderes als die gleiche Struktur, welche die so genannten Rassisten nutzen?

     

    Wann lernen wir endlich zu akzeptieren, dass wir alle ausgrenzend sind, und, dass die Aufgabe bfür uns alle darin liegt nur das auszugrenzen, was uns oder einem Teil von uns das Leben schwer macht?

     

    Wir können Gedankengut nicht verieten! Doch können wir die Ursachen hierfür ändern.

     

    Was erschafft den Wunsch nach Ausgrenzung? Das Gefühl ein nicht wertgeschätztes Mitglied der Gesellschaft zu sein. Aufbauend auf dem Gedanken ein nicht wertgeschätztes Mitglied der Gesellschaft zu sein werden dann Gründe dafür gesucht. Und zwar nicht bei sich selbst, sondern bei den Anderen!

     

    Und schon ist die Ausgrenzung aktiv! Unbewusst zwar, doch aktiv. Die Möglichkiet, dass ich selbst der Grund oder ein Grund für das Erleben bin, aus dem heraus ich denke, dass ich nicht genug wertgeschätzt werde, ist bereits diese Ausgrenzung.

     

    Doch dass darüber hinaus auch noch jene ausgegrenzt werden sollen, die uns allen exakt diese Perversion spiegeln, in dem sie es extrem vorleben, werden wir selbst zu den extremen Ausgrenzern!

     

    Das was wir alle brauchen, ist ein gesundes Miteinander. An Stelle der Prähistorsichen und selbst heute selten hilfreichen Schuldzuweisung könnten wir uns alle öfter einmal den Ursachen zuwenden.

     

    Sie sind vom Grundsatz her einfach zu entdecken:

    Angst und Gier, wie auch der Wunsch nach Anerkenneung sind die Gründe, bzw. der Mißstand, dass wir dank unserer Angst und unserer Gier uns immer weniger Anerkannt erleben.

     

    Darauf aufbauend beginnen wir ein extremes Konformitätsdenken- und Handeln. Wir suchen Gleichgesinnte, damit wir uns in dieser Gruppe wertgeschätzt fühlen. Wir setzen unsere unbewusste Ausgrenzung damit unbewusst fort.

     

    Daraus resultiert dann ein extrems "wir" und "die da" Denken und Handlen, mit dem die Ausgrenzung auf die nächste Stufe gebracht wird.

     

    Und dann wundern wir uns, dass sich Menschen, die ein anderes Bild der Menschen haben als das "Gutmenschen-Menschheitsbild" der Konformen, auch zusammentun und ihrerseits die Schuldigen finden, in diesem Fall "Ausländer" die sie dann wiederum ausgrenzen?

     

    Wundern wir uns wirklich über diese Spirale der Ausgrenzung? Wundern wir uns wirklich, dass dabei irgendwann sogar, logischerweise, auch Menschen sterben?

     

    Wie wäre es damit:

    Wir überdenken unseren Zivilisdation und untersuchen sie auf Ausgrenzung des Natürlichen.

     

    Ist es natürlich, also in der Natur üblich, dass gearbeitet wird? Oder ermöglicht die Natur und sollten es auch die von Menschen geschaffenen Systeme ermöglichen miteinander zu leben? Ermöglicht die Natur das entstehen und Aufwachsen der nächsten Generationen bei ihren Eltern? Wieso wird das in unserer Zivilisation nicht ermöglicht, sondern sogar erschwert?

     

    Gibt es in der Natur bei irgendwelchen Lebewesen sozialere Strukturen, als ich sie bei uns erlebe (Bashing von so genannten Arbeitslosen, Bashing von so genannten Bankern und Privatinvestoren, Bashing allgemein)?

     

    Wieso glauben wir, dass wir die Krone der Schöpfung sind, wenn wir die einfachsten Prinzipien der Natur nicht mehr so wertschätzen, dass wir sie in unseren selbst geschaffenen Systemen auch zum Ausdruck bringen?

     

    Ausgrenzung hätten wir in einem gesunden Maß, wenn wir jedem ein Leben in Wertschätzung ermöglichten.

     

    In kleinsten Dörfern kennen die Menschen auch die "Macken" der anderen. Doch werden die Menschen dort trotzdem als ein nützliches Mitglied der Gemeinde wertgeschätzt. Jeder grüßt jeden. Jeder hilft wo er kann.

     

    Doch was machen wir, so bald wir in größeren Gemeinden leben? Wir mißtrauen und schieben ab. Wir übersehen die Nützlichkeit eines jeden.

     

    Und dann wundern wir uns?

     

    Wir könnten alle wissen, dass der Wunsch nach Anerkennung, der Wunsch nach Teilhabe ein natürlicher Trieb ist.

     

    Wir könnten alle wissen, dass jedes Lebewesen, welches diese Aspekte erleben will, diese anfangs mit Freundlicheit zu erghattern sucht.

     

    Und wir könnten alle wissen, dass, wenn dies nicht klappt, jedes Lebewesen dazu übergeht, es durch immer unfreundlichere Handlungen zu erreichen.

     

    Diese Konditionierung schaffen wir, weil wir ein völlig verkorkstes und zu dem überholtes Bilkd von "uns selbst" und von "den anderen" haben.

     

    Aufhören die Tretmühle am Laufen zu halten, welche das Gegeneinander fördert, ist die einzig sinnvolle Option! Raus aus der Lohnsklaverei! Raus aus der eigenen Gier (ich weiß, du bist nicht gierig...)! Raus aus dem eigenen Suchen dessen was ich nicht will! Raus aus dem Gedanken, mit noch mehr Gütern, mit noch mehr Geld wäre ich zufrieden!

     

    Rein in den Gedanken "Zufreidenheit ist unabhängig von äußeren Umständen, da zufreidenheit eine Geisteshaltung ist!

    Rein in das Finden dessen, was ich erleben möchte!

    Rein in das Vorleben dessen, was ich erleben will!

     

     

    Wir wollen alle vom Grundsatz nicht reich sein. Wir spüren alle, wie wir uns durch das Geld von einander trennen.

     

    Und doch wollen wir weiter immer mehr Geld haben?

    Und noch immer wollen wir nicht begreifen, dass das was wir unbewusst anstreben, die Wertschätzung ist?

    Und daher wollen wir weiter ausgrenzen? Weil wir uns in unserer Gruppe der Ausgrenzer so wohl fühlen, da diese Gruppe andere Ausgrenzer ausgrenzt und wir das alle als wünschenswert erachten?

     

    Aufwachen und feststellen, dass wir völlig anderes wollen! Aufwachen und feststellen, dass ein Aufwerten des Selbstbewusstseins durch ein Abwerten anderer, dauerhaft einen schalen Geschmack mit sich bringt! Aufwachen und Wege suchen miteinander zu leben! aufwachen und feststellen, dass wir scheinbar so rationalen Menschen deswegen so krank sind, weil wir eben keine rationalen Menschen sind. wir sind Menschen, die das, was uns antreibt mißachten, ausgrenzen. Unsere Gefühle nämlich.

     

    Aufwachen und sich seiner eigenen Gefühle stellen.

    Aufwachen und sich seiner eigenen meist unbewusst vorgenommenen Kanditionierung stellen.

    Aufwachen und mit weniger zufreiden sein.

  • WS
    was soll ich sagen

    Ich glaube Ihnen das auf's Wort! Und ich finde es auch immer wieder sehr erschreckend, wie sehr viele Menschen in Deutschland doch noch solch ein Gedankengut in sich tragen bzw. sich eben keine Gedanken machen oder es einfach abtun.

     

    Ich bin zwar auch schwerbehindert, aber nicht sichtbar, ich bin sogar im Ausland geboren und habe einen nichtdeutschen Vater, aber es ist nicht sichtbar. Ich bin nicht getauft, gehöre auch keiner anderen Religion an, war aber in der Schule einer der wenigen "Heidenkinder".

     

    Oft denke und sage ich: Wenn ich jetzt noch eine dunkle Hautfarbe hätte, hätte ich fast alles an mir, was anderen in Deutschland als lebensunwert erscheint. Vor noch nicht allzu langer Zeit - nach dem Tod meines deutschen Großvaters - habe ich zudem zufällig erfahren, dass ich auch noch sog. jüdisches Blut in mir habe.

     

    Auch ohne sichtbare Zeichen fühle ich mich in diesem Land oft diskriminiert, obwohl ich schon so lange hier lebe - jetzt sogar in den sog. neuen Bundesländern mit viel weniger Religionsanteil in der Bevölkerung. Langsam aber sicher fühle auch ich mich nicht mehr zugehörig. Schade! Auch meine Kinder wurden schon darauf angesprochen, dass sie ohne den Glauben an Gott kein richtiges Leben führen könnten. Das lernen die christlichen Kinder anscheinend im Religionsunterricht in der Schule und der Christenlehre am Nachmittag.

     

    Mein Trost: Meine Kinder haben Freunde mit dunkleren Hautfarben aller Couleur! Und davon gibt es hier in Sachsen noch nicht mal viele. Aber vielleicht haben sie diese Freunde auch, weil sie sich doch irgendwie ähnlicher sind als wir zu denken mögen... eben irgendwie anders als der gemeine Deutsche - zumindest mit un- oder sichtbarem Migrationshintergrund.

     

    Danke, dass ich hier nicht vor 70-80 Jahren leben musste! Entschuldigung, aber ich bin von Geburt an offiziell Deutscher.

  • S
    Siegfried

    Liebe Cigdem, es tut mir wirklich sehr leid für Sie. Solche Erfahrungen sind schlimm und das hat auch nichts mit Jammern zu tun. Es sind Ihre Empfindungen und die kann man nicht einfach weg reden. So ist es gut, dass Sie darüber schreiben.

     

    Vorurteile unter Menschen wird es immer geben und das ist ja nicht nur in Deutschland so. Leider sind es diese "Kranken im Kopf", die sich gruppieren und somit gefährlich werden. Sehen Sie sich die Geschichte dieser Welt an. Die vielen Kriege basierten oft auf Vorurteilen.

     

    Ich habe mich gefragt, warum das so ist und kam zu folgendem Ergebnis:

     

    1. Wir reden nicht miteinander.

    2. Wir können nicht miteinander reden, weil wir nicht die gleiche Sprache sprechen.

    3. Wir wollen nicht miteinander reden, weil die Kultur des anderen für uns zu fremd ist.

     

    Ich denke, Deutschland hätte von Anfang an dafür sorgen müssen,dass sich alle Menschen aus anderen Ländern integrieren müssen.

    Sie wissen was ich meine? Deutsch sprechen, die Grundgesetze des Landes akzeptieren und auch mit ihnen leben. Mit dem deutschen Nachbarn Freundschaft schließen, sich gegenseitig helfen, miteinander Spaß haben.

     

    Wenn das gelungen wäre, hätten die "Braunen" heute nicht die geringste Chance. So aber werden die Vorurteile erst richtig genährt. Und einigen Ausländern ist es auch inzwischen egal, was man über sie denkt. Sie machen ihr Ding. Das sind leider die Leute, die einem dann auch ins Auge fallen.

    Wie der junge Türke, der sich einfach auf den Behindertenparkplatz stellt, oder sich mit seinen schmutzigen Schuhen auf dem Sitz in der Bahn abstützt oder die jungen Frauen, die in der vollbesetzten Strassenbahn ziemlich lautstark türkisch sprechen und man das Gefühl hat, sie lästern gerade über die Menschen ab, die da mit ihnen fahren. Gesten reichen ja schon aus.

     

    Es ist banal? Nein, so takten wir Menschen. Wir wollen eine Gemeinschaft sein, mit einer Sprache, die man versteht und mit Regeln, mit denen man aufgewachsen ist. Denn der Mensch schert bekanntlich alles über einen Kamm, wenn ein Einzelner einer Volksgruppe mal auffällig wird.

     

    Zu leiden haben dann die, die sich wirklich integriert haben. Es ist nicht fair, ich weiß. Das Klima in Deutschland (und nicht nur da) wird unversöhnlicher.

    Ich sehe diese Entwicklung mit Sorge.

  • PF
    peter fischer
  • T
    Thanthalas

    Hmm, Terrorbande... was ist das für eine Terrorbande die nicht mit ihren Taten angibt? So weiß doch niemand das er terrorisiert wird...

    Ist das mal wieder TAZ Qualitätsjournalismus? Nachplappern ohne seinen Kopf zu nutzen?

  • M
    Minstrel

    Wenn's hilft, Frau Akyol: von einem arroganten Studenten aus der Levante "blöde Kartoffel!" genannt zu werden, weil man seinetwegen die Regeln nicht brechen mag - das ist auch nichts, was einem den Tag versüßt.

  • J
    Julia

    Zitat aus dem "ZEITonline-Forum"...

     

    "Als "Kameltreiber" (so nannte mich mal ein Mann, als ich ihm zu langsam über den Zebrastreifen ging) hat man es mit den lieben Deutschen nicht leicht.

    "Füher hätte es so was wie dich nicht gegeben" hat mir ein alter Mann man mal in Ohr gezischt, als ich neben ihm auf die Bahn wartete; da ist es noch harmlos wenn Omas Ihre Handtasche festhalten, wenn der "Neger" um die Ecke kommt.

    Als Jugendlicher blieb ich in der Disco oft an der Tür zurück: "keine Ausländer" oder wurde von betrunkenen Neonazis Nachts durch die Straßen verfolgt "bleib stehen du Schwein".

    Anonyme Morddrohungen im Briefkasten oder ein zerkratztes Auto sind dann schon eher seltener, aber nicht ungewöhnlich.

    Hunderte so kleiner Geschichten könnte ich Ihnen aus 30 Jahren Deutschland erzählen.
 Aber wissen Sie was? Ich liebe dieses Land - trotzdem. Denn es ist "meins". Und ich gebe es auch nicht mehr her, denn ich habe kein anderes..."

  • KA
    kein Ausländer

    Leider hat die Autorin völlig recht.

  • F
    Felix

    Willkommen im Land der Langnasen :-) Es gibt auch nette, das kann ich beweisen.

     

    Ich war schon öfters längere Zeit im Ausland. Setzen Sie die Erwartungen also nicht zu hoch an. Sie können sich in Deutschland ohne bewaffneten Bodyguard verhältnismäßig frei bewegen. Die Preise in den Geschäften sind gekennzeichnet und werden nicht erhöht, wenn Ausländer reinkommen.

     

    Sie sehen ja, wie wir Deutschen miteinander umgehen. Da bleibt schon einmal jemand liegen, der in der Fußgängerzone zusammenbricht. Die Leute machen dann einen Bogen drum, aber helfen nicht. Behinderte werden von Kindern gehänselt. Indifferenz ist da ein Zeichen der Integration.

     

    Deutschland ist halt ein Haifischbecken. Das Land, indem Leute aussehen, als würden sie miteinander streiten, wenn sie sich unterhalten. Das Land, indem Nachrichten im Fernsehn nicht verlesen, sondern geschrien werden.

     

    Kopf hoch und nicht unterkriegen lassen :-)

  • V
    vic

    Ich bin einer von ihnen, und mir machen sie auch Angst.

    Dies ist ein Land von Typen die alles hassen, das nicht wie sie selbst ist.

    Mit wenigen Ausnahmen, zugegeben.

  • VS
    Volker Spinke

    Es hilft niemand - auch anderswo nicht. In der Schweiz kann man mit Nazi-Parolen bis zu 43% der Wählerstimmen bekommen (siehe die letzte Wahl am 23.10.2011). Dort sind Deutsche die weißen Nigger. Leider weiß ich aus Erfahrung, wovon ich rede. Dazu muss nicht die Hautfarbe "falsch" sein. Es genügt bereits, die offizielle Landessprache flüssig zu sprechen.

     

    "Aber ich will sagen, dass mich die Schikanen im Alltag viel mehr betreffen als die abstrakte Gefahr ermordet zu werden." Ja, die Schikanen im Alltag sind schlimm. Mit jeder neuen Schikane werden sie schlimmer. Es dauert nicht lange, da steht man als Betroffener vor der Wahl: Amok laufen oder weg laufen. Mehr Möglichkeiten gibt es nicht. Weil es nicht aufhört. Etwas ändern zu wollen, ist aussichtslos. Weil es einfach nicht aufhört. An der nächsten Ecke, kann es wieder soweit sein. Dennoch: es bleibt keine andere Wahl, als es ändern zu wollen, sonst bleibt wirklich nur noch Amok laufen.

     

    Nun kommt in der Schweiz noch hinzu, dass (fast) jeder sein Armee-Sturmgewehr im Kleiderschrank stehen hat (inkl. 50 Schuss Munition!). Wenn dann jemand vor einem steht und mehrfach brüllt: "Ich schlag dich tot!" Dann hat das eine ganz andere Qualität. Dann hat die abstrakte Gefahr plötzlich ein Gesicht.

     

    "Niemand, der noch nie rassistisch beleidigt wurde, weiß, wie kränkend es ist. Wie es sich anfühlt, sich immer wieder für sein Aussehen und Dasein rechtfertigen zu müssen. Aber klar, alles Einzelfälle und ich soll mich mal nicht so haben." Nein, es sind keine Einzelfälle. Es hat System. Andere Leute klein machen, wird von vielen Leuten genutzt, um sich selbst größer zu fühlen. Das ist krank. Wie krank das ist, kann leider wirklich niemand verstehen, der sich nicht selbst wegen nichts rechtfertigen musste. Die Wut der Autorin ist berechtigt und von jedem, der ähnliches persönlich erlebt hat, nachvollziehbar.

     

    Die derzeitige Situation in Deutschland ist jedoch noch deutlich besser, als anderswo. Das rechtfertigt die verbalen Übergriffe nicht, im Gegenteil. Sie sind die Grundlage für die weitere Eskalation, deshalb muss diesen entgegen getreten werden. Aus diesem Grund möchte ich Mut machen, den alltäglichen Rassismus weiter anzusprechen und darauf hinzuweisen - auch wenn manche abwerten und abweisend reagieren. Ohne ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wird es nur noch schlimmer. Am Ende wählen dann auch in Deutschland wieder 43% der Wähler Parteien, die mit ausländerfeindlichen Parolen um Stimmen werben. Das hatten wir zuletzt im März 1933 - und hoffentlich das erste, letzte und einzige Mal.

     

    Kopf hoch!

  • S
    Soeren

    Warum fiel mir dann ganz spontan bloß dies hier ein:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=YnH1Cfin9TY

     

    An allem sind die Männer schuld,

    Machos, meistens Weisse.

    Sie sind voll verantwortlich

    für die ganze Scheisse.

    Sie regieren diese Welt

    und haben zuviel Macht.

    Sie haben unseren Planeten

    auf den Hund gebracht.

     

    Gibt es größere Schurken?

    Die Antwort lautet: Nein!

    Doch auch lesbische, schwarze Behinderte

    können ätzend sein.

     

    Ich traf eine bei Obi,

    sie fuhr in ihrem Rollstuhl.

    Drängelte sich an der Kasse vor

    und zahlte dann noch voll cool

    mit einem Tausendmarkschein,

    doch sie kaufte nur zehn Schrauben.

    Sowas würde sich doch ein normaler Deutscher

    gar nicht erst erlauben.

     

    Da schimpfte die Kassiererin,

    und alle stimmten ein:

    auch lesbische, schwarze Behinderte

    können ätzend sein.

     

    Draussen auf dem Parkplatz

    fuhr sie mich fast um.

    Anstatt sich zu entschuldigen,

    brüllte sie nur: "Bist Du dumm?!"

    "Ich bremse auch für Männer",

    das stand auf ihrer Brust.

    Da hab' ich so spontan

    kein gutes Wort gewusst.

     

    Ich hätte "Fick Dich" rufen sollen,

    es fiel mir zu spät ein.

    Auch lesbische, schwarze Behinderte

    können ätzend sein.

     

    Natürlich bin ich kein Rassist,

    vor meinem Kopf ist auch kein Brett

    Die meisten lesbischen schwarzen Behinderten

    sind alle furchtbar nett.

     

    Doch Ausnahmen wie diese

    schliesst die Regel ein.

    Auch lesbische schwarze Behinderte

    können ätzend sein!

     

    P.S. Aber ich glaube hier ist nicht der vom Schicksal bestrafte Bruder der ätzende, eher diejenige, die diesen für ihre Betroffenheitsstory ranzieht, wie die Entwicklungshilfeorganisationen die hungernden Negerkinder.

     

    P.P.S. Haben sie keine Freunde oder wieso gehen sie nur zu zweit kegeln? Ist ihnen ihr Bruder etwa peinlich? Und wieso haben sie der Gruppe nicht den Vorschlag gemacht sich dieser anzuschließen? Vielleicht hätte man bei näherem kennenlernen Verständnis füreinander aufbringen können, denn eben es waren erstmal nur Kinder!

  • BD
    Bio Deutscher

    Sowas auf der Taz-Seite? Das kenne ich schriftlich bisher nur aus Noah und Kara's Feder. Vielen Dank Cigdem Akyol!

  • CC
    charles chaplin

    "auch wenn viele Deutsche gerne etwas anderes glauben."

    Das stimmt wohl leider. Und dass man als nicht Betroffene/r dazu neigt solche (verbalen) Angriffe tendenziell zu wenig ernst zu nehmen, bzw halt zu leicht wegschaut, den Schuh muss man sich als "Mehrheitsgesellschaftsangehörige/r" wohl auch anziehen. Steht zu hoffen, dass jede/r einzelne den Schuh auch auszuziehen schafft, und zwar schleunigst...!

     

    Liebe Frau Akyol,

    vielen Dank für Ihren Artikel!!

     

    herzlichen gruß

    gh

  • B
    bladerunner

    Der Artikel macht wirklich betroffen und hinterlässt uns mit einer lähmenden Hilflosigkeit. Er vermischt jedoch Rassismus mit der Ausgrenzung von Behinderten. Auch wenn es Parallelen gibt, darf man beide nicht vermischen, wie ich finde. Denn Behinderte werden nicht aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert, sondern primär aufgrund ihrer Behinderung.

     

    Es wird zwar immer den Konflikt zwischen der Mehrheitsgesellschaft und Minderheiten geben, doch man könnte durch bestimmte Gesetze Alltagsdiskriminierungen unter Strafe stellen, sie quasi einklagbar machen. Die Wege der Gesetze sind zwar langsam, aber oft wirksamer als jegliche Appelle an die Menschlichkeit...

     

    Wenn jedoch weiterhin Bücher wie dasjenige Sarrazins in den Bestenlisten stehen und immer mehr Leute BILD lesen, seh ich schwarz für eine multikulturelle und offene Gesellschaft...

  • T
    Thomas

    Ich kann das gut nachvollziehen. Eine Freundin in Berlin ist Araberin und musste auch schon Angstmomente wegen Neonazis auf der Straße durchstehen.

     

    Hier in Köln haben wir solche Probleme glücklicherweise nicht. Die Menschen im Land sollten sich daran ein Vorbild nehmen. Toleranz und Nächstenhilfe herrschen hier vor.

  • F
    Florian

    Sehr geehrte Frau Akyol,

    ich kann Ihnen leider nur zustimmen. Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht wie Sie was die "Einzelfallmentalität" betrifft, und dass man sich doch nicht so haben solle. Besonders die Tatsache dass ich und meine Nichtdeutsche Frau mehr oder weniger aussehen wie Bilderbucharier, führt oft bei unseren Gesprächspartnern zu dem Schluss, dass wir doch gar nicht von rechter Gewalt bedroht wären und uns dementsprechend ja auch keine Sorgen machen sollten.

    Da wir die Sorgen dennoch nicht einfach abstellen konnten, unsere Kinder auch in der Öffentlichkeit zweisprachig erziehen möchten, und einfach genug von der latenten Xenophobie in Deutschland hatten, sind wir ausgewandert. Wir sind sehr glücklich über unsere Entscheidung, und ich kann jedem multikultifreundlichen Bewohner Deutschlands diese Lösung wärmstens empfehlen. Auswandern ist zwar nicht immer einfach, aber auch wenn es einem in Deutschland keiner glaubt: Es gibt tatsächlich Länder auf der Welt, in der man keine Angst vor politisch motivierter Gewalt haben muss. Und falls jemand glaubt man könne doch einfach in Deutschland bleiben und sich engagieren, dann sollte "jemand" aufwachen. Damit Engagement Erfolg hat, braucht man die Unterstützung der Mehrheit. Und die gibt es, wie von Frau Akyol treffend beschrieben, mit Sicherheit nicht.

     

    Übrigens: Diejenigen die momentan zur Zivilcourage aufrufen handeln übrigens meiner Meinung nach völlig verantwortungslos. Wer sich nur ein Basiswissen über die Gewaltbereitschaft über die rechte Szene aneignet (einfach mal aufmerksam Zeitung lesen), weiss haargenau dass Zivilcourage die dümmste Entscheidung in einer Risikosituation sein kann, zumindest was die eigene Unversehrtheit betrifft. Die eingeforderte Zivilcourage soll anscheinend die Unfähigkeit des staatlichen Bürgerschutzes verdecken - denn Gewaltsituationen entschärfen ist mit Sicherheit nicht Aufgabe des untrainierten Durchschnittsbürgers. Besonders nicht wenn es sich um politisch motivierte Gewalt handelt, welche nicht ganz so einfach abwendbar ist wie eine Prügelei zwischen zwei betrunkenen Freunden in der Disko.

  • E
    eilbekermicha

    Danke, Cigdem Akyol, für diesen Artikel.

     

    Ich bin schwul - und weiss, was es heisst, beschimpft zu werden.

    Die Mordserie der Nazis könne zur Staatsaffäre werden, habe ich kürzlich gelesen. Ich hoffe es!

     

    Antifa-Gruppen müssen jeden Cent gegenüber der zuständigen Ministerin, Frau Schröder, schriftlich begründen. Bürgermeister leugnen die Braunfärbung ihres Ortes aus Angst um das Image.

    Die CDU boykottiert jeden Runden Tisch, an dem auch die Linkspartei sitzt - auch die Tische für den Kampf gegen Nazis.

    Der Innenminister diffamiert alle Migranten als Kriminelle, in dem er die "Islamkonferenz" zu einem Austausch über die Kriminalität unter Migranten missbraucht.

    Im Haus der Ministerin Schröder werden alle Terrorismusformen, ob von rechts, von links oder islamistisch o. a., nach einem Schema bekämpft.

    Die Aussteiger-Initiative "Exit" war erfolgreich - doch die Finanzierung lief aus. Sie wurde nur nach ausserordentlichem Druck aus der Bevölkerung vom Bundesministerium weiterhin finanziert.

    Undsoweiterundsoweiter...

     

    Frau Merkel hat gesagt, die Mordserie sei eine Schande für Deutschland. Ja - und nicht zuletzt für die Politiker! Es geht um das Wahrnehmen von Verantwortung, Frau Merkel.

     

    Wir brauchen diese Situation offenbar, um wachzuwerden. Und unsere Politiker brauchen unsere Demonstrationen - jetzt.

  • L
    Lehrer

    Es tut mir leid für Frau Akyol, dass sie und ihr Bruder diese schlimmen Erfahrungen machen müssen. Ich finde es aber auch etwas zu pauschal, "den Deutschen" Rassismus vorzuwerfen. Es ist wahr, dass "in Deutschland" Behinderte diskriminiert werden. Aber das geschieht genauso häufig durch "Migranten". Ich weiß wovon ich rede, ich bin Lehrer an einer integrativen Schule im Ruhrgebiet. Unsere behinderten Schüler (geistig und körperlich behinderte Kinder, in der regel ohne Migrationshintergrund) werden leider sehr häufig von türkischstämmigen Mitschülern ausgegrenzt, beleidigt oder sogar attackiert. Das Wort "lebensunwert" habe ich dabei auch schon gehört. Schlimmer noch ist die krasse Abneigung vieler unserer muslimischer Eltern, ihre Kinder zusammen mit "Behinderten" in eine Klasse schicken zu sollen.

  • N
    Naja

    Die Legitimation für den Verbleib der Türken in Deutschland hätte in den 70ern das Volk geben können. Man hat es nicht gefragt. In den 80ern und 90ern das Gleiche. Jetzt "integriert" man seit etwa 1998. Multikulti mit Sprachkurs. Man fürchtet das Volk. Das kann nicht klappen. Leidtragende sind anständige Leute, meist aus der Türkei. Würde man heute das Volk fragen, dann müssten wohl einige gehen. Islamisten, Kriminelle Clans etc. Verarschung dank Asylrecht gäbe es nicht. Außerdem würde man einfach nur Deutschland haben, ganz ohne Multikulti. Assimilation wie bei Einwanderungen üblich. Das will man auf Teufel komm raus verhindern und verschlimmert damit die Zustände. Ich habe in meinem Leben mit Türken fast nur Ärger gehabt. Mit Italienern, Griechen oder Südamerikanern nicht. Mit solchen Erfahrungen bin ich nicht allein. Meine Grünewählenden freunde reden in eine Richtung und handeln in die andere. Meine Freundin muß ich von der U-Bahn abholen weil sie blond ist. Inzwischen fährt sie meist mit dem Auto, weil ihr das Spießrutenlaufen zu viel ist. Das ist dann kein Rassismus und es gibt keine Hilfe. Sie ist übrigens Polin also auch "Migrantin". Nur liest man da keine solchen Artikel. Wird man auch in Zukunft nicht, weil einige die in Politik und Medien den Ton angeben unbedingt ihr Multikultiprojekt durchpeitschen wollen. Realität und Ehrlichkeit gibt es in der medialen Debatte nicht. Ich stimme Sarrazin in vielen Thesen nicht zu. Bei vielen hat er aber auch recht. Das wissen 99% der Deutschen. Interessanterweise geben ihm Türken eher recht als "Linke". Die Chance zu einer ehrlichen Debatte hat man aber mit seiner medialen und gesellschaftlichen Hinrichtung verpasst. Ob eine neue Chance kommt oder Leute die Frage wie sie leben wollen weiter mit Umzugswagen, Rückzug ins Privatleben oder Gewalt beantworten, wird sich erst zeigen. Große Hoffnung auf eine anständige habe ich zur Zeit nicht. Das Problem ist nicht das Volk und auch nicht die Türken und Araber im Land, das Problem ist die mediale und politische Kaste. Die fürchtet die Demokratie bei dem Thema wie wohl zuletzt die SED-Bonzen in der DDR eine Abstimmung über die Planwirtschaft.

  • H
    Hajdi

    Sehr guter Artikel! Danke dafür. Diese Debatte fehlt total im öffentlichen Diskurs, dabei ist sie so zentral! Rassismus ist ein gesellschaftlicher Grundkonsens und kritisches weißsein muss in diesem land noch hergestellt werden. Als woman of color, die sih laut gegen Rassismus ausspricht wünsche ich mir mehr solcher Stimmen!

  • B
    Betty

    Sexismus, Rassismus, Rechtextremismus, den findet man doch überall. Offiziell gibt es auch von staatlicher Seite ja Befehl zum Wegschauen direkt an Polizisten gerichtet. Aber Hauptsache wir überwachen Zivilisten bei Demonstrationen und sperren in Heiligendamm ein paar Leute in Drahtkäfigen ein. Kann es sein, dass der Staat auf dem rechten Auge langsam aber sicher erblindet oder gar blind ist?

  • K
    Karagöz

    Behinderte werden leider häufig diskriminiert, auch wenn sie NICHT offensichtlich einen Migrationshintergrund haben. Kinder sind häufig grausam zu Schwächeren. Und leider haben viele Menschen Vorurteile. Aber das ist kein tpisch deutsches Problem. Ich habe sehr lange als Weißer und Christ in muslimischen Ländern gelebt und hatte häufiger das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Rassistische Beleidigungen habe ich dort seit meiner Kindheit erfahren. Ein Freund wurde in Afrika überfallen und getötet, nur weil er weiß war. Jetzt lebe ich Frankfurt und mein Sohn wird von türkischen und arabischen Jungs in der Klasse jeden Tag gemobbt und fertig gemacht. Das ist auch Deutschland heute. Mir macht das auch Angst.

  • KH
    Klaus Hartung

    Es ehrt Cigdem Akyol, dass sie sich um ihren behinderten Bruder sorgt und rassistische Alltagsanfeindungen anprangert. Leider sind solche Erfahrungen nicht auf eine Ethnie beschränkt, sondern werden durchgängig von allen behinderten Menschen und ihren Angehörigen geteilt, überall auf der Welt.

    Merkwürdigerweise fehlt in Deutschland offensichtlich jegliche Empörung über die brutale Unterdrückung von "Schwestern" bzw. Frauen in meist türkischen oder kurdischen Familien, die einfach nicht der Tradition der Zwangsverheiratung oder "arrangierten Ehe" gehorchen wollen. Was nützen Studien über tausende solcher unglücklichen Verbindungen und noch höhere Dunkelziffern, wenn kaum jemand daran Anstoß nimmt? Von Kenan Kolat jedenfalls ist mir keine Äußerung dazu bekannt. Auch nicht von Ayman Mayzek oder anderen.

  • A
    Arne

    Ich kann das gut verstehn...zumindest ansatzweise.

    Ich habe einen ausländischen Nachnamen und schon deswegen wurden ich und meine Geschwister selbst von Lehrern gehänselt.

    Damals was zu sagen haben wir uns nicht getraut, aus Angst vor irgendwelchen Schikanen. Notentechnisch und so. Außerdem haben Lehrer immer das letzte Wort. Wer glaubt dir schon, wenn du gerade mal Zehn oder Zwölf bist.Niemand, du bist ein Kind. Heute lasse ich mir sowas nicht mehr gefallen. Ich korrigiere sogar Menschen die meinen Namen falsch aussprechen, was ja auch nicht falsch ist. Aber ich erlebe selbst Situationen in denen ich schief angestarrt werde, weil ich kurze Haare habe. Das ist kein Witz. Ich habe das jetzt seit über 4-5 Jahren beobachtet, immer wenn ich kurze Haare habe Lachen die Menschen nicht mehr so oft. Und ich lüge bestimmt nicht.

    Das Problem sind die Vorurteile und die Angst man müsse auf die Fresse bekommen wenn man sich in eine Rangelei mischt..

  • FH
    Friederike Hanisch

    Liebe Cigdem,

    was koennen wir dagegen tun? Ich frage mich das schon seit langem, was wirklich, effektiv, tatsaechlich dagegen unternommen werden kann. Vom Einzelnen oder im Kollektiv.

     

    Ich finde das eine bedrueckende Frage.

     

    Bestes,

    Friederike

  • FB
    Fabian, bewundernd

    Liebe Autorin,

     

    von mir erhalten Sie hiermit für den Artikel nicht nur größten Respekt, sondern auch wahre und tiefe Anerkennung. Sie zeigen als eine der wenigen jenes, was nicht gerade wenige Menschen betrifft. Ich bin Deutscher, auch meiner Abstammung her und habe somit keinen "Migrationshintergrund". Trotzdem kann ich das, was Sie schreiben voll und ganz verstehen. Ich bin überzeugt links und anti-rassistisch und jedes einzelne Mal, wenn pauschalisiert "die Türken", "die Polen" oder wer auch immer genannt werden, widerspreche ich und gerate in endlose Diskussionen. Ich scheue diese nicht wirklich, jedoch bereitet es mir Angst, wieder und wieder die gleichen oder ähnlichen absurden Meinungen und Darstellungen zu hören und jede meiner mit bloßem Menschenverstand vorgebrachten Gegenpositionen oftmals wirkungslos verpufft.

    Ich diskutiere natürlich trotzdem weiter, auch damit Sie und alle, die Deutschland und "die Deutschen" ähnlich erleben wissen, es geht anders und es gibt viele Andere.

     

    Mit freundlichen und mitfühlenden Grüßen.

  • B
    Bajramaj

    So ein bitterer Text. Tat sehr weh, ihn zu lesen. Mir fehlen wirklich die Worte und weiß nicht, was angebracht wäre - eine Entschuldigung, Aufbauarbeit, Kampfparolen, Scham, Unverständnis, Trauer? Wirklich bitter...

  • M
    Martin

    Die Angst die viele fremdwirkende Menschen in Deutschland verspüren, weil sie aus jeder erdenklichen Richtung diskriminiert werden, ist ein Punkt den ich selbst oft bei meinen ausländischen Freunden beobachte.

    Ich sehe ihre Schwierigkeiten damit umzugehen und sich zurecht zu finden.

     

    Letztendlich provozieren, mit oft sehr subtilen Anfeindungen, Menschen die sich auf irgendeine Art profilieren wollen, weil sie schwach sind.

    Sie sind das Problem.

    Menschen die wegsehen allerdings, sind eher als "allgemeines Problem" zu bezeichnen. Denn ihre Tatenlosigkeit hat nichts mit Ausländerfeindlichkeit zu tun. Genug Reportagen haben gezeigt, wie wenig hilfsbereit allgemein Menschen sind.

     

    Letztendlich bleibt ein solcher Erfahrungsbericht eine traurige Wahrheit die viele betrifft. Solange Menschen unter schlechtem Selbstbewusstsein leiden werden sie immer nach einer Zielscheibe suchen und anderen Menschen das Leben schwer machen.

  • NT
    Neo Turk

    Liebe Cigdem, danke für diesen Artikel aus ihrem Leben. Ich kann ihre Angst und Verzweiflung sehr gut nachvollziehen. Ich bin ebenfalls mit schlimmen rassistischen, klischeebehafteten und diskriminierenden Bemerkungen und Sprüchen in diesem Land aufgewachsen, nicht zu vergessen sind die ganzen antitürkischen Wahlkämpfe und Wahlerfolge bestimmter Parteien.

     

    Noch schlimmer war für mich folgendes Ereignis: Mitte der 90´er entdeckte eine Horde gewalbereiter Nazischläger mit Basballschlägern und Tarnklamotten irgendwie unser Klingelschild und bedrohte und beleidigte uns Nacht für Nacht, Woche für Woche. Ich war damals noch ein junger Kerl und hatte große Angst um meine Eltern. Es war ja die Zeit der Brandanschläge von Mölln und Solingen, sowie der Pogromnächte in Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda, außerdem wurden Türken in Berlin bei voller Fahrt aus der S-Bahn in den Tod gestoßen.

     

    Diese schlimme Zeit prägt mich bis heute. Aber sie hat mich auch stärker, härter und kämpferischer für Studium und die Berufswelt gemacht.

     

    Ebenfalls kann ich die schlimmen Erfahrungsberichte um ihren Bruder "hautnah" bestätigen. Der Bruder meines besten Freundes hat ebenfalls das Down-Syndrom, dennoch haben wir immer versucht ihn am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Die bösen Blicke, das Herumgetuschele und dumme Sprüche waren jedoch stets unsere Begleiter.

     

    Übrigens, ich finde braune/dunkle Haut-/Haarfarben besonders attraktiv/anziehend sprich ich finde Sie Cigdem besonders hübsch.

  • Y
    yilimon

    Cigdem, du sprichst mir aus der Seele.

    Es reicht meistens auch der Name.

    Ich werde meistens noch für einen Spanier gehalten, was natürlich positiver klingt aber wenn ich darauf meinen türkischen Namen nenne, kommt schon die frage, wo ich denn herkomme. Aus´n Ruhrpott antworte ich, doch darauf wird nicht reagiert und schon interessiert es die Fragenden, wo meine Eltern herkommen. Es reicht, denke ich.

    Diese latente Ausländerfeindlichkeit kotzt mich hier an. Was noch ätzender ist, wenn man assestiert bekommt, dass man doch gut integriert ist und sich deshalb über Nazi´s aufregen soll, da sie mich ja nicht für einen Türken halten würden- Na danke!

  • T
    TheRedAgent

    Die Großheit der Menschen ist halt dumm oder irgendwas anderes. Wenn man sich den Zustand der Erde anguckt muss man alleine schon darauf zurückschliessen, das die meisten Menschen ihren Kopf nicht all zu oft zum denken einsetzten.

     

    Allerdings ist das mit dem Rassismuss noch etwas anderes. Jemanden als schlechter anzusehen macht einen ja in den eigenen Augen zu etwas besserem, eine sehr bequeme Methode psychologisch gesehen.

     

    In jedem Fall, würde ich verzweifeln wenn ich nach den negativ erfahrungen urteilen würde über die lebensqualität auf der Erde. Ich denke jedenfalls das man sich über die guten Menschen in der Welt freuen sollte.

  • N
    neko

    Als ganz und gar unbetroffene erschreckt auch mich immer wieder das Ausmaß an Alltagsrassismus. Viele Redewendungen und Stereotype sind derartig unhinterfragt, daß es beinah wehtut.

    Es gibt schon Erfahrungen, die das "scheinbar" bestätigen, die meisten davon kulturelle Unwissenheit und Verallgemeinerung. Aber tatsächlich haben die meisten nie schlechte Erfahrungen gemacht sondern ignorieren alles, was nicht ins Schema paßt und geben alte "Weisheiten" weiter.

    Wenn Betroffene sich dann endlich äußern mit all dem Schmerz, den das bringt, ist das "übertrieben","Betroffenheitsrhetorik" etc.

    Ich frage mich aber häufig an öffentlichen Plätzen, "Wann sagst Du was? Wann ist das Maß voll, mich selbst angreifbar zu machen?"

  • FB
    Frankfurter Bub

    "...Er ist für nicht wenige in Deutschland das Allerletzte; lebensunwertes Leben..."

     

    Interessante Bemerkung. Was die Frau über "nicht wenige" einer 80 Mio. großen Bevölkerung alles weiß...

  • JD
    jott dee

    Sehr geehrte Frau Akyol,

     

    Ihr Artikel beschreibt in erfreulich subjektiver Weise Dinge, die so leider überall in der Welt und leider auch in Deutschland passieren. Und da liegt das Problem, denn eigentlich ist alles noch viel schlimmer, denn dieses Land hier in seinem Reichtum, mit so wenigen anderen ernsthaften Sorgen (wie z.B. Naturkatastrophen) und so einer reichen kulturellen Vergangenheit und mit soviel Ansehen im Ausland: so ein Land könnte ja sich wirklich mal ernsthaft damit beschäftigen, z.B. in dem es wirksame Ausschüsse und Ministerien schafft, in dem vielleicht auch mal fähige Politiker oder Wirtschaftsmächtige, Hochschulbosse, einflussreiche Intellektuelle (jenseits der Stereotypien), ein wirklich liberales, also freiheitliches Klima zu schaffen. Vorbild bleibt da ja immer noch, mit den ganzen Einschränkungen, unser kleines Nachbarland Holland. Ja, und da waren ja auch mal die 70er Jahre, die heute so gern als Zeitalter des Terrorismus gebrandmarkt werden. Damals bestand anscheinend zuletzt mal die Chance, eine offenere tolerantere Gesellschaft zu schaffen (ich will die Zeit nicht glorifizieren: damals war es im realen Lebensvollzug unendlich viel schlimmer als jetzt was Rassismus, Lobbyismus, Homophobie, Prüderie angeht). Das gingn bis in die Vorabendserien hinein, die heute nur von Konservativismus und kapitalistischem Besitzdenken dominiert sind (gemäß dem Motto, dass Glück nur die Folge eines prallen Bankkontos ist). Die jetzige Besserung der Lebenswelt ist aber m.E. lediglich dem (vorübergehenden) Einfluss des internet zu verdanken, nicht einem grundsätzlichen Wandel im Denken. Und die zweite Aufklärung durch das internet erreicht auch keineswegs alle Schichten usw. usw.; will sagen: in und trotz bester Voraussetzungen machen sich die Verantwortlichen in Politik, Kultur, Wirtschaft und auch noch Rest-Kirche schuldig, die Notwendigkeit der Erschaffung einer offenen toleranten und dennoch innerlich gefestigten Gesellschaft zu erkennen und den Versuch der Verwirklichung zu unterlassen. Deswegen ist Ihr Artikel so notwendig. Am besten jeden Tag lesen.

  • L
    lise

    Was für ein Unfug!

    Ist sich die TAZ nicht zu schade dafür? Ich hatte eigentlich immer die doch oft sachliche Art von euch geschätzt!