: Maloche statt Unterricht
PRAXIS Stadtteilschüler sollen einmal pro Woche in den Betrieb
Nur jeder vierte Schulabgänger mit Haupt- und Realschulabschluss startet gleich in die Lehre – zu wenige findet Schulsenator Ties Rabe (SPD). Deshalb sollen künftig in den 9. und 10. Klassen der Stadtteilschulen Praktika Pflicht werden. Langfristig in Form eines „Praxislerntages“, bei dem die Schüler den fünften Tag einer Woche im Betrieb sind. Die Grünen fürchten, dass dies auf Kosten der Bildung geht.
Praktika gibt es schon. Bislang sind in den Klassen 8 und 9 je drei Wochen im Block obligatorisch. „Das waren höchstens 120 Schulstunden, die dafür wegfielen“, rechnet Schulpolitikerin Stefanie von Berg (Grüne). Künftig würden für die Praxislerntage 320 Schulstunden entfallen. „Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Eltern, die sich für ihr Kind das Abitur wünschen und bewusst die Stadtteilschule wählen.“
Zwar plant Rabe eine Sonderregel: Potenzielle Oberstufenschüler werden in Klasse 10 vom Praxistag befreit und können eigene Lerngruppen bilden. Dennoch fehle auch diesen im Vergleich zum Gymnasium zu viel Unterricht, warnt von Berg. Zudem sei diese Spaltung problematisch, da sie verhindere, dass Schüler in der 10. Klasse noch den Sprung in die Oberstufe und das Abitur schaffen. Konsequent wäre, den Praxistag auch an Gymnasien einzuführen.
Schulreformgegner Walter Scheuerl hingegen lobte, Rabe habe eingesehen, „dass Stadtteilschulen einen anderen Bildungsauftrag haben“. KAJ