Elbphilharmonie-Baukonzern soll zahlen: Stadt lässt die Muskeln spielen

Hamburg schickt Hochtief eine Rechnung über 40 Millionen Euro Konventionalstrafe. Hochtief kontert mit neuem Fertigstellungs-Termin Ende 2014.

Entscheidend für die Fertigstellung: Das Dach der Elbphilharmonie. Bild: dpa

Die Elbphilharmonie wird teurer. Diesmal allerdings nicht für die Stadt Hamburg, sondern für die Baufirma Hochtief: Auf 40 Millionen Euro beläuft sich die Rechnung, die die städtische Realisierungsgesellschaft Rege dem Konzern in der Woche vor Heiligabend schickte. Das gab Elbphilharmonie-Sprecher Karl Olaf Petters am Dienstag bekannt.

Grund ist eine Bauzeitverzögerung um rund zwei Jahre, genauer: 200 Tage à 200.000 Euro. Diese 200 Tage müssen nicht zwangsläufig von der realen Fertigstellung des Gesamtgebäudes an zurückgerechnet werden. Es ist auch möglich - und diese Chance ergriff die von Nachforderungen gebeutelte Stadt jetzt - dies an verzögerten Teil-Fertigstellungen festzumachen.

Die Fassade der Elbphilharmonie zum Beispiel sollte am 4. 12. 2010 fertig montiert sein. Das ist sie aber bis heute nicht - über zwei Jahre später. Daher habe die Rege jetzt Konsequenzen gezogen, sagt der Sprecher. Zahle Hochtief nicht, werde man mahnen und anschließend den Rechtsweg gehen.

Wichtigster Bestandteil des 78.000 Tonnen schweren Glasgebäudes, das auf dem 1963 gebauten Kaispeicher von Werner Kallmorgen liegt, sind drei Konzertsäle.

2.150 Zuschauer fasst der große, 550 Besucher der kleine Konzertsaal. Ein weiterer Saal im Inneren des Kaispeichers soll 170 Plätze bieten.

3.200 Quadratmeter ist der 37 Meter hohe Plaza groß, die ohne Eintritt zugänglich sein soll.

43 Wohnungen sowie ein Fünf-Sterne-Hotel werden um den Konzertsaal herum gebaut.

Hochtief-Sprecher Bernd Pütter sieht das anders. Man werde die Konventionalstrafe als unberechtigt zurückweisen, sagte er der taz am Dienstag. Denn die Verzögerungen habe nicht Hochtief verursacht, also müsse man auch nicht zahlen.

Die Montage der filigranen Glasfassaden-Elemente per Kran etwa habe sich aufgrund des starken Windes verzögert. Zudem beeinträchtige die Fassadenmontage nicht die Fertigstellung des Gesamtgebäudes und sei also nicht entscheidend, sagte Pütter.

Sehr wohl entscheidend für die Fertigstellung ist allerdings das Dach der Elbphilharmonie. Dessen Montage stagniert sei Wochen, weil man über die Statik streitet: Die Stadt sagt, alles sei bestens durchgerechnet und von mehreren unabhängigen Baustatikern geprüft. Hochtiefs Gutachter kontern, ohne weitere Stahlstützen könnten sich später Risse in der Weißen Haut des Konzertsaals bilden. Und das, so Pütter, "behebt man doch besser jetzt als später, wenn alles fertig ist".

Zudem werde es später schwierig sein, nachzuweisen, dass es ein Planungsfehler der Architekten sei und nicht Hochtiefs "Pfusch am Bau". Was sich wiederum auf Regress-Forderungen auswirken könnte.

Noch sind sich die Statiker beider Parteien allerdings nicht nähergekommen, sodass sich nicht nur das Dach, sondern - mit ihm - auch die Fertigstellung des ganzen Gebäudes weiter verzögert. Neuester, am Dienstag von Hochtief genannter Termin ist der 25. 11. 2014.

Das überrascht, hatte Hochtief doch vor wenigen Monaten noch den April 2014 genannt. Inzwischen aber, sagt Pütter, sei nicht nur der Streit ums Dach, sondern auch Änderungen am Brandschutzkonzept hinzugekommen. "Das führte dazu, dass wir im Dezember 2011 umfassend umplanen mussten", sagt Pütter. "Hätte das Brandschutz-Konzept rechtzeitig vorgelegen, wäre das nicht passiert."

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