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Archiv-Artikel

Somalias Islamisten greifen an

BÜRGERKRIEG Heftige Kämpfe um Regionalhauptstadt in Zentralsomalia fordern Dutzende Tote und zehntausende Flüchtlinge. Neue Gewalt in der Hauptstadt Mogadischu

Die Kämpfe um Mogadischu haben im vergangenen Jahr 1.739 Tote gefordert

VON DOMINIC JOHNSON

Die islamistischen Rebellen in Somalia haben zum Neujahr eine neue Kraftprobe mit der international anerkannten Regierung des Landes gestartet. Kämpfer der islamistischen Miliz al-Shabaab nahmen am Wochenende die zentralsomalische Stadt Dhusamareb 500 Kilometer nördlich der Hauptstadt Mogadischu ein. Die mit Somalias Regierung verbündete Miliz „Ahlu Sunna wal Jamaa“, die al-Shabaab bekämpft, eroberte die Hauptstadt der Region Galgadud laut Augenzeugen am Sonntag zurück. Es entwickelten sich dabei sehr heftige Kämpfe mit mindestens 47 Toten, berichteten somalische Medien.

Die Straßen Dhusamarebs lägen voller Leichen, wurden Führer von Ahlu Sunna zitiert. Rund 40.000 Menschen, fast die gesamte Bevölkerung, seien während der Kämpfe aus der Stadt in umliegende Dörfer geflohen. „Niemand hilft ihnen und das Gebiet ist von Dürre verwüstet“, sagte Sheikd Abdirahman Gedoqorow, ein religiöser Führer.

Al-Shabaab und andere islamistische Gruppen, die zum Teil mit al-Qaida verbündet sein sollen, kontrollieren den Großteil Südsomalias und auch weite Teile der somalischen Hauptstadt Mogadischu. In dieser residiert auch die international anerkannte Regierung Somalias von Präsident Sharif Sheikh Ahmed, die aber kaum territoriale Kontrolle ausübt, keine eigene Armee besitzt und einzig von einer 5.300 Mann starke Eingreiftruppe der Afrikanischen Union (AU) mit Soldaten aus Uganda und Burundi an der Macht gehalten wird. Somalias Islamisten haben die ugandischen und burundischen Regierungen deswegen zu Feinden erklärt und haben mehrmals blutige Selbstmordattentate auf die AU-Truppen sowie die Regierung in Mogadischu verübt. Aber sie sind auch untereinander gespalten: al-Shabaab und die noch radikalere Gruppe Hizbul Islam streiten sich um die Kontrolle des wichtigen südsomalischen Hafens Kismayo und rivalisieren auch in Mogadischu.

Die Kämpfe zwischen regierungstreuen und islamistischen Milizen in Somalia haben allein in Mogadischu im vergangenen Jahr mindestens 1.739 Tote und 4.911 Verwundete gefordert, bilanzierte jetzt die somalische Menschenrechtsorganisation Elman Peace and Human Rights Group. Dies sei jedoch ein beträchtlicher Rückgang gegenüber den 7.574 Toten des Jahres 2008 und den 8.636 des Jahres 2007. Im gleichen Zeitraum wurden 1,5 Millionen Somalis durch Kämpfe vertrieben. Der Premierminister der somalischen Regierung, Omar Abdirashid Ali Sharmarke, erklärte zum Jahresbeginn in einem Interview, seine Truppen würden die Islamisten bis Monatsende aus Mogadischu verjagen. Welche Truppen das sind und wie sie das machen wollen, erläuterte er nicht. Seine Äußerungen erfolgten am Sonntag, während Raketenangriffe von Hizbul Islam mindestens fünf Tote forderten. Am Montag wurde wiederum gemeldet, in einem regierungskontrollierten Teil Mogadischus hätten Soldaten einen Bus angegriffen, den Fahrer erschossen und mehrere Fahrgäste verletzt.