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Archiv-Artikel

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Die theatralischen Welten der dänischen Performancegruppe Signa sind komplexe Installationen, die stets geschickt mit den unübersichtlichen Grenzen von Schein und Sein, Wirklichkeit und Fiktion spielen. Der Zuschauer schaut nicht zu, sondern er wird Teil des Stücks, sobald er die Signa-Welt betreten hat. Wie in einem Computerspiel entscheidet er oder sie als Akteur selbst darüber, wie tief er bzw. sie in die Handlung eindringen will, die sich stets nur denen wirklich enthüllt, die durch Teilnahme aktiv werden. „Club Inferno“ heißt die neueste theatrale Parallelwelt von Signa, die heute Abend in der Volksbühne zum ersten Mal für Publikum geöffnet wird. Der „Club Inferno“ ist angeblich einem Weddinger Luxuscasino nachempfunden. Und natürlich von Dante inspiriert. Statt Vergil (der bei Dante die lesenden Besucher durch das Inferno geleitet) haben wir es diesmal mit einem gewissen Herbert Godeux zutun, dessen Mutter Beatrice (!) dereinst den Club gegründet hat. Die göttliche Komödie goes Ödipus-Komplex, könnte man spekulieren: Aber Herbert kann noch mehr! Am besten aber, man überzeugt sich selbst. Falls man sich traut. Denn die Gefahr besteht, dass man den Club nie wieder verlässt. (Volksbühne: „Club Inferno“, ab Donnerstag).

Einem Inferno entkommen oft auch jene, die ihr Leben riskieren, um aus Hunger- und Krisengebieten dieser Welt nach Europa zu gelangen, wo sie ein sicheres, besseres Leben erhoffen. Viele kommen mit Booten über das Mittelmeer. Und die, die die Küste Europas überhaupt erreichen, landen dann meist in Abschiebezellen oder Flüchtlingslagern in Spanien oder Italien und werden zurückgeschickt. Vier solche Schicksale stellt N. Saaran in den Mittelpunkt seines Stücks „4 Boat People“, das am heutigen Donnerstag in der Charlottenburger Vagantenbühne uraufgeführt wird. Die vier jungen Männer Khaled, Ismael, Rachid und Amadou sitzen in der Abschiebezelle eines spanischen Flüchtlingscamps und planen die Flucht. (Vagantenbühne: „4 Boat People“, 7. 3., 8. 3., 9. 3., 11. 3., 12. 3., jeweils 20 Uhr).

Auch die Liebe kann, wir wissen es, ein Inferno sein, das in manchen Fällen sogar tödlich endet. Friedrich Schillers Stück „Kabale und Liebe“ erzählt eine solche Geschichte: die Geschichte einer unbedingten Liebe, die an den Intrigen der Elterngeneration scheitert und ein junges Paar am Ende das Leben kostet. Am Berliner Ensemble inszeniert Claus Peymann die berühmte Geschichte, Premiere ist Freitag. (Berliner Ensemble: „Kabale und Liebe“, ab 8. 3., 19.30 Uhr).

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