Herrenlose Sturmgewehre

POSSE Nach fünf Jahren tauchen Waffen wieder auf, die die Staatsanwaltschaft beschlagnahmt hatte

„Die Justizsenatorin darf sich nicht einfach wegducken“

Anna von Treuenfels, FDP

Gewiefte PR-Aktion oder tatsächlich „ein Justizskandal“, wie Radio Hamburg behauptet? Der Sender glaubt, über den Waffenexperten Lars Winkelsdorf aufgedeckt zu haben, dass die Staatsanwaltschaft vor fünf Jahren beschlagnahmte Waffen – darunter Sturmgewehre und Maschinenpistolen – an die ursprünglichen Besitzer Guido F. und Claudia H. ausgehändigt habe. Die beiden waren damals wegen unerlaubten Waffenbesitzes verurteilt worden, weil sie keine Waffenlizenz besaßen.

Bereits vor zwei Wochen habe Winkelsdorf die Justizbehörde darüber informiert, wo ein Teil der Waffen lagern würde und dass H. und G. Zugang zu ihnen hätten. Am Donnerstag lieferte Winkelsdorf die Waffen dann im Schlepptau eines Radio-Hamburg-Reporters in der Justizbehörde ab, um den Skandal platzen zu lassen. Gleichzeitig stellte er eine Strafanzeige gegen den sachbearbeitenden Staatsanwalt, da der die Waffen nicht vernichtet, sondern den beiden Verurteilten wieder ausgehändigt habe.

„Wir waren schon über die Aktion überrascht, aber nach unseren ersten Überprüfungen ist da nichts dran“, sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nana Frombach. Die Waffen seien nicht an die Verurteilten ausgehändigt, sondern an einen Waffenhändler verkauft oder versteigert worden, der zum Besitz berechtigt sei. „Der genaue Sachverhalt wird jetzt ermittelt, dazu sind die Akten vom Landeskriminalamt angefordert worden“, sagt Frombach.

Die Liberalen in der Bürgerschaft haben nun von Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD) umfassende Aufklärung gefordert. „Bei derartig schwerwiegenden Vorwürfen darf sich die Justizsenatorin Schiedek nicht einfach wegducken“, sagt die FDP-Justizpolitikerin Anna von Treuenfels und verlangt, „Licht ins Dunkel zu bringen“.  KAI VON APPEN