: Kulturpolitik in Bremen-Nord – ein Märchen
Kito-Vorstand wirft das Handtuch. Kulturverwaltung hat Kultur in Vegesack gleich um mehrere Köpfe kürzer gemacht
Bremen taz ■ Es klingt wie ein Märchen und soll wohl auch so klingen: Mit den „Gebrüder Grimm“ meldet sich der Kulturbahnhof in Vegesack (kuba) wieder künstlerisch zu Wort, mit dem erfolgreichen Stück von Dagmar Papula und natürlich Norbert Kentrup auf der Bühne. Der kuba-Konkursverwalter, der gleichzeitig im Auftrag des Kultursenator „Moderator“ in Bremen-Nord spielen soll, kann damit signalisieren: Nein, der kuba ist nicht tot. Er soll leben – als eines der drei kulturellen Zentren in Vegesack.
Seit anderthalb Jahren warten die Kulturinteressierten aber auf mehr als ein singuläres Lebenszeichen. Seit anderthalb Jahren dreht sich die Diskussion wie im Kreis um zwei Fragen: Wie viel Geld gibt es? Wer darf entscheiden, wie es ausgegeben wird? Nachdem unter der Federführung der CDU der kuba als dritter Kulturstandort in Bremen-Nord ausgebaut wurde, dämmerte den Kulturpolitikern, dass das Geld für drei knapp werden könnte – insbesondere, wenn man Zuschüsse kürzen will.
Der Kultursenator hat vor einer Woche auf einer parteiinternen Klausur der CDU die „Umsetzung des Bremen-Nord-Konzeptes“ als einen von drei wesentlichen Punkten seiner Kulturarbeit dargestellt. In drei knappen Prosasätzen steht dann, dass es kein Konzept gibt, das „umgesetzt“ werden könne, sondern dass eines „vorbereitet“ wird „in den kommenden Monaten“. Und dass ein „bezahlbares Programm“ zu entwickeln sei. Im Klartext: Der Kultursenator hat keine Ahnung, wie es weitergehen könnte.
Wobei inzwischen in Bremen-Nord weitgehend eine Wüste angerichtet ist, kulturinstitutionell: Im Oktober wurde der Mann, der seit 26 Jahren das Bürgerhaus entwickelt und geprägt hat, in die Arbeitslosigkeit geschickt: Gerd Meyer, 59 Jahre jung, lebt seitdem im „Unruhestand“. Engagieren will er sich nach wie vor gern, die Kulturpolitik liebt aber keine selbständig denkenden Köpfe. Der Vereinsvorsitzende des Bürgerhauses, Klaus Buschmann, hatte vor Monaten schon frustriert das Handtuch geworfen.
Der kuba ist seit langem kopflos gemacht. Und das Kito? Der Vorstand hat im September das Handtuch geworfen. Monatelange Verhandlungen mit dem Kulturressort, nichts dabei herausgekommen. Die hauptamtlichen Politiker machen die Kultur der Ehrenamtlichen in Vegesack seit Monaten systematisch kaputt.
Der vom Kultursenator eingesetzte „Kulturmoderator“ Axel Adamietz arbeitet nur mit den Begriffen „Intendantenmodell“ und „GmbH“. Das klingt so, als solle ein hauptamtlicher Kopf das Programm der Häuser bestimmen und mit seiner Macht über das Geld auch umsetzen – Vergangenheit wären die Zeiten, in denen die Kulturbehörde ehrenamtlich verantworteten Kulturvereinen Zuschüsse zur Verfügung stellt. Wer dieses neue Modell nun erarbeitet, ist in Bremen-Nord ein Geheimnis – von den früher einmal verantwortlichen Trägervereinen ist jedenfalls keiner dabei. „Wunderbar: Es ist was passiert“, spottet Heiko Vogt vom Arbeitskreis Kulturbahnhof: „Die Kulturenteignung geht ja jetzt sicher einem Ende entgegen!“ kawe