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Archiv-Artikel

Der nicht mehr nette Uwe Riez

Jugendamtsleiter zeigt sich im PUA Feuerbergstraße von einer kaltschnäuzigen Seite. Alle Schuld und Verantwortung an Ex-Chef des Heim-Trägers delegiert

In der Debatte um die Missstände in der Feuerbergstraße spielte Jugendamtsleiter Uwe Riez bislang keine Rolle. Wer ihn im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) am Freitag erlebte, versteht, wie er das schafft.

Thema der Sitzung waren die Ereignisse im März 2003, als das neu eröffnete Heim wegen dreier Ausbrüche in die Schlagzeilen geriet. Sozialbehördenstaatsrat Klaus Meister rief am 17. März Uwe Riez und Wolfgang Lerche, den damaligen Geschäftsführer des Heim-Trägers Landesbetrieb Erziehung (LEB) zu einer Standpauke ins Büro. Doch während Meister im PUA erklärt hatte, er habe damals „Riez und Lerche“ gemeint, beschreibt Riez sich als unbeteiligter Dritter: „Ich habe mir das angehört und wusste, wer der Adressat war“, sagte er im PUA. Das Gespräch sei die „gelbe Karte“ für Lerche gewesen, und „der Hinweis an mich, dass ich auch nicht nett zu Herrn Lerche sein soll“. Dieser habe fortan „nicht mehr die Chance, sich direkt an den Staatsrat zu wenden“, gehabt.

Man habe, so Riez, den LEB seither „an der kurzen Leine“ geführt. Aber die hat offenbar niemand gehalten. Zwar hatte Riez‘ Mitarbeiter Dirk Bange dem städtischen Betrieb „Ratschläge“ erteilt. Dennoch sei auch dieser nur „konzeptionell“ für das Heim zuständig gewesen. Er selbst, sagte Riez, sei „bis heute nicht“ verantwortlich gewesen.

Meister sah das anders. Als sich Lerche am 27. März abermals per E-Mail mit dringenden Änderungswünschen an den Staatsrat wandte, veranlasste er, dass Riez persönlich aus seinem Urlaubsort eine Antwort unterzeichnet.

In dem Schreiben beklagt Lerche die Enge im Heim und bittet Meister darum, eine Neubauoption zu prüfen. In der Antwort weist Riez Lerche an, eine „Grobplanung“, basierend auf einer Belegung mit zwölf Jungen, zu machen. Dies sei nur eine „rethorische Aufforderung“ gewesen, sagte Riez im PUA. Sie sollte dazu dienen, „dieses Gejammer zu unterlassen“. Ein Geschäftsführer, der bei einer so geringen Belegung Neubau fordere, habe „nicht alle Tassen im Schrank“.

Auch Lerches Bitte, in der Presse das Entweichen als „normales Risiko“ eines Geschlossenen Heims darzustellen, wies Riez zurück. Riez im PUA: „Das war dummes Zeug, wenn man weiß, welche öffentliche Diskussion wir damals hatten.“ Heute aber nutzt die Behördenspitze dieses Argument. KAIJA KUTTER