kurzkritik: „Angstmän“ im Güterbahnhof : Geniales Zitterbibberwesen
Ein gemuffeltes „Menno“ entflutscht ihr, mit unsicherer Ironie auch ein “Toll!“. Mama mal wieder auf Nachtschicht. Papa wohnt sowieso woanders. Jennifer allein zu Haus. Und nun? Freiheit! Aber auch die Angst davor – als Schutzmechanismus einer noch nicht erwachsenen Psyche. Angst als Affekt auf die unbestimmte Bedrohung des In-der-Welt-Seins ohne Supereltern. Verlustpanik, Projektionen, Monstervisionen, Unlust, Beklemmungen. Alles da. Auch die Erregung, das Herzrasen, der Übermut. Mechanik der Angst und Dagegenanhüpfen auf dem Tigerentensofa. Bis Jennifer im Schrank jemanden entdeckt, der noch mehr Gefahren wittert, noch misstrauischer, panischer ist: Zitterbibberwesen Angstmän (genialer Komödiant: Martin Leßmän). In seiner Gegenwart wird die Neunjährige zur Superheldin Jennifermän. In der Superstadt Bremän gilt es den fiesesten Fiesling, Pöbelmän, zu besiegen. Was Kinder sich halt so ausdenken? Großes Rezensentenmän-Ehrenwort: Anja Wedig hat Hartmut El Kurdis comic-psychologisches Stück „Angstmän“ live aus dem Leben herausinszeniert, erzählt mit verspielter Komik, wie Angst, Gewalt, Ohnmacht entstehen und wie man sich ihrer erwehren kann. Aber leider gerät das fragile Beziehungsdreieck aus dem Gleichgewicht, da die Pöbelmän-Mimin so gar nichts Bedrohliches und später auch nicht ihre Läuterung vermitteln kann. Jens Fischer