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Archiv-Artikel

Discounter drücken Handytarife

Mobil telefonieren wird bald billiger. Bei Aldi gibt es ab heute Prepaid-Karten, Lidl und Plus wollen folgen. Die Angebote lohnen sich aber nicht für jeden, sagen Experten

BERLIN taz ■ Die Lebensmitteldiscounter wittern ein gutes Geschäft: mit neuen Billigtarifen wollen sie bei den kräftigen Gewinnen mitverdienen, die auf dem deutschen Mobilfunkmarkt erzielt werden. Vorreiter unter den Discountern ist Aldi. Ab heute verkauft der Konzern in seinen 4.000 Filialen so genannte Prepaid-Karten mit einem Telefonguthaben von 15 oder 30 Euro. Vergleichbare Angebote der Aldi-Konkurrenten Lidl und Plus stehen dem Vernehmen nach in den Startlöchern.

Die Prepaid-Karten von Aldi lassen sich in vorhandene Handys einsetzen. Das Guthaben muss innerhalb von sechs Monaten abtelefoniert werden. Die Karten haben eine vorgegebene Rufnummer, die nicht verändert werden kann. Die Guthaben können an den Kassen der Discounter aufgefüllt werden.

Aldi läutet mit seinem Vorstoß eine neuen Preisrunde auf dem deutschen Mobilfunkmarkt ein, der im europäischen Vergleich als überteuert gilt. Im Aldi-Tarif kosten alle Telefonate in deutsche Fest- und Mobilfunknetze 15 Cent pro Minute. Etablierte Netzbetreiber wie T-Mobile und Vodafone kassieren im vergleichbaren Tarif derzeit einen Minutenpreis von 30 Cent. Die Stiftung Warentest bewertete gestern das Aldi-Angebot als „günstig, aber nicht unschlagbar“, weil der Preis für eine SMS mit 15 Cent recht teuer sei.

Die deutschen Mobiltarife sind schon seit dem Sommer in Bewegung, als die ersten Billiganbieter auftauchten. Acht Tarifdiscounter gibt es bislang in Deutschland, allesamt Wiederverkäufer der vier Netzbetreiber. Auch das Aldi-Angebot nutzt das Netz von E-Plus. Die Tochter des niederländischen Netzbetreibers KPN hatte in letzter Zeit Probleme, neue Kunden zu gewinnen.

Möglicherweise können die Tarifdiscounter helfen. Das Marktforschungsunternehmen Gartner erwartet bis 2009 eine Erhöhung der Mobilfunkumsätze um ein gutes Drittel auf 27,4 Milliarden Euro. Dennoch las- sen die Netzbetreiber Vodafone und O2 bislang die Finger von solchen Partnerschaften. Zu groß ist die Angst der Branche, sich das eigene Geschäft zu kannibalisieren. Doch der Billigmarkt lockt. Branchenprimus T-Mobile (28,7 Millionen Kunden) hat nicht zuletzt aufgrund seiner Partnerschaft mit Tarifdiscountern wie Easymobile und Simply zuletzt das stärkste Quartal seiner Unternehmensgeschichte erwirtschaftet.

TARIK AHMIA