: Hochglanz ist zu teuer
Nur zwei Jahre nach der letzten Blattreform muss die „Frankfurter Rundschau“ bereits die nächste Kraftanstrengung bewältigen: Die neuen Beilagen „FR plus“ und „Plan F“ stehen zur Disposition
Von PEER SCHADER
Nein, von besinnlicher Adventsstimmung kann in Frankfurt derzeit wirklich keine Rede sein. Nicht jedenfalls bei der Frankfurter Rundschau. Dass im nächsten Jahr noch einmal die Kosten gesenkt werden müssen, zeichnete sich schon vor einigen Wochen ab (taz vom 23. November). Nun aber ist raus, welche Auswirkungen diese Sparpläne für die Zeitung haben könnten – und das war für viele in der Redaktion erst einmal ein Schock.
Vorgestern stellte Geschäftsführer Karlheinz Kroke, vormals bei der Koblenzer Rhein-Zeitung tätig und seit September bei der Rundschau im Amt, in einer Konferenz den leitenden Redakteuren seine Ideen fürs kommende Jahr vor. Und die haben’s in sich. Krokes Plänen zufolge stehen die tägliche Magazinbeilage „FR plus“ und der Veranstaltungskalender „Plan F“ in ihrer jetzigen Form zur Disposition – zwei wesentliche Elemente des von Chefredakteur Wolfgang Storz verantworteten Relaunchs, der aus der etwas biederen Rundschau vor zwei Jahren wieder ein modernes Blatt mit vielfältigem Themen- und Service-Angebot machen sollte. Auch von einer Etatkürzung für freie Mitarbeiter ist intern die Rede.
„Prioritäten verschieben“
„Wir müssen weiter sparen“, bestätigte Kroke gestern der taz. „Deshalb ist es notwendig, darüber zu diskutieren, ob man die bisherigen Umfänge beibehalten kann und wie sich die Prioritäten verschieben lassen.“ Konkret heißt das: Sowohl „Plan F“ als auch „FR plus“ soll es im kommenden Jahr so nicht mehr geben – sie sind schlicht zu teuer. Noch dazu ist die tägliche Beilage bei den jungen Lesern offenbar nicht ganz so gut angekommen, wie man sich anfangs erhofft hatte. Dennoch will Kroke das „FR plus“-Konzept „nicht vollständig aufgeben“: „Ein Teil der Inhalte ließe sich ins Hauptprodukt übernehmen“ – wie das genau aussehen würde, ist noch offen. „Plan F“ wiederum könnte in einer abgespeckten Version wiederkehren, ohne teuren Hochglanztitel und separate Heftung. Kroke: „Das kann man auch kostengünstiger machen.“
Bisher sind die Änderungen nicht endgültig. Kroke will intern diskutieren, wie es weitergeht: „Die Redaktion wird einen eigenen Vorschlag unterbreiten, an welcher Stelle aus ihrer Sicht gespart werden könnte. Den werden wir dann in einer gemeinsamen Runde besprechen“ – vermutlich bereits in den nächsten Tagen. Das klingt erst einmal so, als gebe es seitens der Geschäftsführung immerhin ein reales Interesse, das Blatt umzubauen, ohne dabei die Interessen der Redaktion völlig außer Acht zu lassen. Das ist in Krisenzeiten keineswegs selbstverständlich. Natürlich stellt sich aber auch die Frage, wie groß der Einfluss der Redaktion sein kann. Fest steht jedenfalls: Es wird Einschnitte geben, welcher Art auch immer.
Unklar ist auch, inwiefern Chefredakteur Storz willens ist, diese erneuten Kürzungen mitzutragen. Die Chefredaktion möchte sich zu den Verhandlungen weiterhin nicht äußern. Kroke erklärt, es sei abgesprochen, dass Anfragen über die Geschäftsführung beantwortet werden, bis alles unter Dach und Fach ist. Er gehe jedoch davon aus, dass Storz der Rundschau auch zukünftig zur Verfügung stehen werde.
Überraschend ist, dass Kroke ankündigt, trotz der Sparmaßnahmen baldmöglichst die Lokalberichterstattung der Rundschau stärken zu wollen: „Wir werden in absehbarer Zeit mehrere 100.000 Euro ins Lokale investieren.“ Anfang kommenden Jahres soll es zudem eine neue Marketing-Offensive geben, für die derzeit eine neue Agentur gesucht wird. Vor einem Jahr gab es schon einmal den Versuch, sich im Rhein-Main-Gebiet wieder besser aufzustellen, zumal die Rundschau dort den Großteil ihrer Auflage verkauft – das Ergebnis war jedoch wenig zufriedenstellend. In der Region kann es die FR mit ihren Lokalteilen derzeit einfach noch nicht mit den vor Ort erscheinenden Blättern aufnehmen – vor allem, was den Umfang angeht.
Die „FR“ bleibt national
Dass sich die FR mit dieser Strategie langsam von ihrem Anspruch als überregionales Blatt verabschiedet, weist Kroke entschieden zurück: „Wir können nur lokal stark sein, wenn wir gleichzeitig auf eine nationale Verbreitung setzen – das eine bedingt das andere.“ Die nationale Verbreitung sei „in Blei gegossen“. Das passt ja hübsch zum bevorstehenden Jahreswechsel. Wie der Bleiguss zu deuten ist, wird sich aber wohl schon einige Tage früher herausstellen.