UNO-Stern ist abgestürzt

Carina Perelli, die Leiterin des UNO-Wahlhilfebüros, ist von UN-Generalsekretär Kofi Annan gefeuert worden. Die Vorwürfe: Mobbing und sexuelle Belästigung

ERBIL taz ■ Eine Woche vor den Parlamentswahlen im Irak hat die UNO ihre oberste Wahlbeauftragte Carina Perelli fristlos entlassen. Die UNO wirft ihr Mobbing und sexuelle Belästigung von MitarbeiterInnen vor. Das Fehlverhalten der aus Uruguay stammenden Mitarbeiterin mache eine sofortige Trennung notwendig, heißt es in der Entlassung. UN-Generalsekretär Kofi Annan wirft Perelli zudem Führungsmängel vor.

Perelli bezeichnete die Vorwürfe als haltlos und kündigte an, die Entlassung anzufechten. Die 48-jährige Soziologin beschuldigt die UNO, Arbeitsrecht zu verletzen. „Ich werde als schuldig betrachtet und aufgefordert, meine Unschuld zu beweisen“, sagte sie. Das ihr zur Last Gelegte umfasse eine Spanne von sechs Jahren, in denen sie von der UNO hervorragende Beurteilungen erhalten habe. Die Personalabteilung sei sich ihrer Sache sehr sicher, entgegnete UN-Sprecher Stephane Dujarric. Perelli, die dafür bekannt ist, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, habe ein Klima geschaffen, in dem „sexuelle Zweideutigkeiten“ an der Tagesordnung waren. Zudem habe sie bei der Besetzung von Posten persönliche Loyalitäten über fachliche Qualifikation gestellt.

Perelli galt bisher wegen ihrer Arbeit in Afghanistan und Sierra Leone als ein kommender Stern an dem von Korruptions- und Missmanagementvorwürfen verdunkelten UNO-Himmel. US-Präsident Bush lobte ihren Einsatz bei den Wahlen im Irak, wo die UNO freilich in erster Linie technische Hilfe leistet. Trotzdem ließ es sich Perelli zur Verwunderung vieler nicht nehmen, den bisherigen Wahlgängen Glaubwürdigkeit zu bescheinigen.

Dabei räumen Politiker in Kurdistan Manipulationen beim Verfassungsreferendum mittlerweile ein. Im Gegensatz zu den Amerikanern schätzen irakische Politiker den Schaden für die Wahlen am 15. Dezember eher gering ein, zumal Perelli im Oktober durch den Kanadier Craig Jenness abgelöst wurde. „Die Entlassung Perellis bestätigt nur die Bedeutungslosigkeit der UNO für den Irak“, sagt Sadi Ahme Pire, der Leiter des kurdischen Wahlkampfbüros in Erbil. Wie viele Iraker sieht Pire in der Entlassung nur eine weiteres Debakel der UNO im Irak nach der Veruntreuung von Geldern im Rahmen des Öl-für-Lebensmittel-Programms. INGA ROGG