: Liebe unterm Regenbogen
Die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung macht vielen Homosexuellen das Leben zur Hölle
Danny ist schlank, hat hellblaue Augen, braune Haare und ein Lächeln, das die Herzen der Mädchen bricht. Ihn begeistern Autos, Fußball und Musik. Seine liebenswerte Art macht ihn zu einem der begehrtesten Typen in Oranienburg. Seine Eltern sind stolz auf ihren vierzehnjährigen Danny.
Bald kommt die Zeit der ersten Liebe. Beim Chatten verliert er sein Herz. Er verliert es an John. John, schon weit über zwanzig, ist seine große Liebe. Danny vertraut sich bald seinen Eltern und besten Freunden an, in der Hoffnung auf Verständnis. Doch seine Eltern sind schockiert. Ihr Sohn kann doch nicht schwul sein! Sie wenden sich ab. Und in der Schule breitet sich sein Geheimnis in Windeseile aus. Mit dem Geheimnis verliert er auch all seine Freunde. Es wird getuschelt. Erst leise, später immer lauter. Bald werden Beschimpfungen und Schläge daraus. Danny will weg. Muss weg.
Er zieht zu John nach Berlin. Doch auf der Schule in Oranienburg muss er bleiben. Die wird für ihn zur Hölle. Seine Eltern interessiert das nicht. Trotzdem schafft er seinen Schulabschluss. Doch dann verliert John die Lust an Danny und wirft ihn wie ein altes Spielzeug weg. Danny muss wieder weg. Er findet einen Ausbildungsplatz auf Sylt. Er freut sich auf die neue Umgebung, auf neue Menschen, auf Menschen, an die er sein Geheimnis noch nicht verloren hat.
Aber auch hier lästern seine Ausbilder über Schwule. „Die Schwuchteln, diese Arschficker, sind doch abnormal“, tönen sie. Danny reicht es. Er outet sich. Erneut beginnt ein Spießrutenlauf. Er verliert fast alles. Hoffnung, Freude und Träume. Nur Freunde kann er nicht verlieren, denn er hat keine. Danny ist einsam. Doch niemand weiß das. Seinen Bekannten in Berlin gaukelt er eine heile Welt unter der Sonne von Sylt vor. Eines Tages erscheint er nicht mehr in der Ausbildungsstätte. Er wird gesucht und gefunden – in seinem Zimmer an einem Strick.
Alex kannte Danny und viele andere Jugendliche, denen es ähnlich geht. Er will sich damit nicht abfinden und an seiner Schule in Berlin etwas gegen Intoleranz und Diskriminierung tun, insbesondere gegen die, die Homosexuelle trifft. Er will seine Schule zu einer Schule mit Courage machen. Gemeinsam mit der Zeitung DU & ICH entwickelte er die „Aktion Akzeptanz“. Schulen sollen sich mit Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung intensiver auseinander setzen. Magazine und sogar RTL werden auf das Projekt aufmerksam.
Nach einem Fernsehbeitrag bekommt Alex hunderte Zuschriften von Jugendlichen, denen es ähnlich geht wie ihm. Er stellt das Projekt bundesweit auf Veranstaltungen im Rahmen des Christopher Street Days 2005 vor. Der Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, übernimmt die Schirmherrschaft.
Rund acht Prozent aller SchülerInnen lieben gleichgeschlechtlich. Die Suizidrate dieser Jungen und Mädchen liegt dabei fast zehnmal höher als bei gleichaltrigen Heterosexuellen. Alarmierend sind auch die Zahl tätlicher Übergriffe und das tägliche Mobbing. Angestoßen durch „Aktion Akzeptanz“ bietet „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ inzwischen regelmäßig Workshops zum Thema an. AF