Erste syrische Chemiewaffen verschifft: Senfgas, Sarin und VX an Bord

Eine erste Schiffsladung syrischer Chemiewaffen wurde außer Landes gebracht. Ihre Vernichtung erfolgt unter UN-Kontrolle. Die Kämpfe im Land gehen indes weiter.

Wartet auf die Ladung aus Syrien: die „MV Cape Ray“. Bild: ap

BEIRUT afp | Die Verschiffung der syrischen Chemiewaffen zur Vernichtung auf hoher See ist am Dienstag angelaufen: Eine erste Schiffsladung wurde in Latakia verladen und mit einem dänischen Schiff Richtung Italien verfrachtet, wie die UNO und die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) mitteilten.

Hunderte Tonnen syrischer Chemiewaffen sollen abtransportiert und letztlich auf dem US-Spezialschiff „MV Cape Ray“ unschädlich gemacht werden. Die erste Ladung „chemischen Materials mit Dringlichkeitsstufe“ wurde in der Hafenstadt Latakia zum Transport auf ein dänisches Handelsschiff verladen.

Die Chemikalien stammen den Angaben zufolge von zwei verschiedenen Standorten syrischer Chemiewaffen. Das dänische Schiff habe den Hafen verlassen und internationale Gewässer angesteuert, hieß es am Nachmittag. Der Transport wird von Schiffen aus China, Dänemark, Norwegen und Russland begleitet. OPCW-Chef Ahmet Üzümcü sprach von einem „wichtigen Schritt“.

Gemäß einer vom UN-Sicherheitsrat im September verabschiedeten Resolution müssen die Chemiewaffen bis Mitte 2014 vollständig vernichtet sein. Die gefährlichsten Kampfstoffe – darunter Senfgas, Sarin und das Nervengas VX – sollten allerdings bereits bis zur Jahreswende außer Landes gebracht und bis spätestens April zerstört werden.

Aufruf zum Waffenstillstand

Moskau, Washington und Damaskus hatten den Plan ausgehandelt, nachdem US-Präsident Barack Obama wegen eines Giftgaseinsatzes nahe der syrischen Hauptstadt mit einem Militärangriff gegen das Land gedroht hatte.

Die Frist bis Jahresende war der erste Meilenstein in einem Abkommen der USA und Russlands mit Damaskus zur Vernichtung der C-Waffen. Die syrische Regierung schaffte es nicht, die Bestandteile rechtzeitig nach Latakia zu bringen. Als Gründe wurden die Kämpfe, schlechtes Wetter sowie logistische Probleme angeführt. Ein neuer Zeitplan wurde nicht vorgelegt.

Nach einer Aufstellung der oppositionsnahen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London wurden seit Freitag bei heftigen Kämpfen zwischen syrischen Aufständischen und islamistischen Extremisten mindestens 274 Menschen getötet. Darunter seien 99 Kämpfer der Organisation Islamischer Staat im Irak und in der Levante (ISIS).

Al-Nusra-Front-Chef Abu Mohammed al-Scholani rief vor diesem Hintergrund am Dienstag zu einem Waffenstillstand auf. Vorrang müsse der „Kampf gegen das Regime“ des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad genießen, erklärte Al-Dscholani in einer Audiobotschaft, die im Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlicht wurde.

Die Chemiewaffen-Bestände Syriens sollen in Italien umgeladen und dann auf das US-Spezialschiff „MV Cape Ray“ gebracht werden. Die „MV Cape Ray“ soll dann ihre Ladung auf offener See neutralisieren. Rund 700 Tonnen Chemikalien sollen laut US-Vizeverteidigungsminister Franck Kendall auf dem Schiff zerstört werden.

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