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Archiv-Artikel

Jukebox

Wer nie seine Musik mit Tränen hörte

Das ist nun nichts, mit dem man seine Hipness-Punkte sammeln könnte, Nana Mouskouri, auch wenn der Name der griechischen Schlagersängerin eine Zeit lang gern im Zusammenhang mit einigen Funny-van-Dannen-Zeilen zitiert wurde. Da hieß es: „Gib es zu, du warst im Nana-Mouskouri-Konzert / ich war auch da, und du hast geweint.“ Ist jedoch auch schon wieder eine Weile her.

Was aber ist überhaupt hip? Immer noch wohl das Gegenteil von square, was wiederum nach spießigem Kassengestell und der falschen Turnschuhmarke riecht. So genau aber kann man das in der neokonservativen Wirrnis heute nicht mehr wissen. Sicher jedoch ist, dass zum Beispiel ein Johnny Cash mal so hip war wie eine abgelegte Badelatsche, bis ihn der HipHop- und Metal-Produzent Rick Rubin für sich entdeckte und aus Cash erst wieder den großen alten Mann machte, als der er jetzt auf immer gelten muss. Schön wäre es, wenn Rubin das vielleicht mal mit Johnny Hallyday versuchen könnte, der seine Großer-alter-Mann-Werdung derzeit vor allem im Kino durchspielt (gerade ist er in dem so schlichten wie ergreifenden Film „Das zweite Leben des Monsieur Manesquier“ zu sehen). Dabei war er mal das Synonym für Rockmusik in den Sixties in Frankreich, das hipste Ding, das die grande nation in dem Feld überhaupt je hatte (ich würde sagen, Daft Punk, Air und MC Solaar zusammengenommen). Zur besten Zeit waren seine Konzerte im Pariser Olympia innerhalb von Sekunden ausverkauft, wo auch Nana Mouskouri ihre Triumphe feierte. Mehr als 300 Goldene-, Platin- und Diamantene Schallplatten weltweit. Und ihre „Weiße Rosen aus Athen“ sind halt doch nur Trödel. Egal in welcher der 16 Sprachen man das hört, die Nana Mouskouri selbstredend alle selbst eingesungen hat. Natürlich ist ihre eigentliche Leidenschaft die Jazzmusik. Aber so ein Verweis gehört zur Schlagersängerinnenfolklore. Das wird immer als das große Aber hochgehalten: dass sie doch auch ihre Jazzplatte gemacht hätten, Caterina Valente, Gitte und eben Nana Mouskouri (die sogar mit Qunicy Jones). Als ob Jazz schon per se was Besseres wäre. Da muss man sich nichts vormachen: Der Jazz ist gleichfalls Gefälligkeitsmusik.

Ein kleines aber, mindestens, allerdings ist „Erene“. Was nicht Jazz und vielleicht Folklore und bestimmt ein großes Lied ist, neben manch anderem, das Nana Mouskouri aufgenommen hat.

Heute singt Nana Mouskouri im ICC (20 Uhr). Menschen, die einen mit ihrer Musik zu Tränen rühren, sind natürlich was Tolles. THOMAS MAUCH