Besucher-Bilanz: Hauptsache, die Zahlen stimmen

Focke-Museum, Kunsthalle und Auswandererhaus hatten 2013 weniger BesucherInnen, Bürgerhäuser und Theater wieder mehr.

Viel beachtet, aber kein Zuschauermagnet: Die Schau "Graben für Germanien" im Focke-Museum. Bild: dpa

BREMEN taz | Wenn es um die Kultur und deren Institutionen geht, dann interessiert sich die Politik ja vor allem für eines: die Zahl der NutzerInnen. Entsprechend vermeldete das Kulturressort gestern „achtbare“ Ergebnisse für die Bremer Museen als Bilanz des vergangenen Jahres. Die örtlichen Medien indes sahen vor allem „rückläufige“ oder sogar „eingebrochene“ Besucherzahlen. Insgesamt kamen rund 424.000 Menschen, wo es 2012 noch 530.000 waren.

Aber was sagt das schon? Als großer Verlierer gilt nun das Focke-Museum, weil es – wegen des elf Monate währenden Umbaus – zuletzt „nur“ knapp 39.000 Gäste hatte, im Schnitt der letzten zehn Jahre aber fast 80.000. Doch die Ausstellung „Graben für Germanien“ hat in der Presse und der Fachwelt für Aufsehen und Anerkennung gesorgt.

Auch in der Kunsthalle zählten sie vergangenes Jahr weniger BesucherInnen.125.000 sind zwar fast 20.000 mehr als erwartet – aber 2012, als dort die große Hundertwasser-Ausstellung lief, da waren es halt 180.000. Nur gab es im vergangenen Jahr eben gar keine große Sonderschau.

Und im Land Bremen gibt es überhaupt nur drei Museen, die sechsstellige Besucherzahlen haben. Das in die Jahre gekommene Deutsche Schifffahrtsmuseum, das derzeit modernisiert wird, gehört seit 2011 nicht mehr in diesen Kreis, das Übersee-Museum hingegen weiterhin. Dorthin kamen 2012 etwas mehr Menschen als in den letzten drei Jahren, was auch an der neuen Afrika-Dauerausstellung liegt. Den mit Abstand größten Zuspruch erfährt übrigens, trotz einer seit 2006 kontinuierlich rückläufigen Tendenz, immer noch das Auswandererhaus in Bremerhaven. Dort wurden bis zum Jahresende etwas mehr als 183.000 Menschen gezählt.

Dagegen leidet das Museum Weserburg unter der seit Jahren anhaltenden Debatte um seine Zukunft. Etwas mehr 30.000 Gäste – das sind zwar in etwa so viele wie in den drei Jahren zuvor, in denen das Haus und sein Standort auch schon infrage standen. Nur hat die Politik eben 50.000 erwartet. Doch diese Zahl wurde überhaupt nur einmal erreicht: als Newtons Akte zu sehen waren. Positiv entwickelt hat sich derweil das ambitionierte Marcks-Haus, das 2013 fast 20.000 Gäste hatte, 5.000 mehr als im Jahr zuvor – unter anderem, weil es dem Bildhauermuseum gelang, unter 18-Jährigen freien Eintritt zu gewähren.

„Gut zugelegt“, wie Bürgermeister Jens Böhrnsen gestern sagte, haben 2013 die Bürgerhäuser, die über Plan liegen und über 732.000 Menschen zählten. Auch das Theater Bremen entwickelt sich derzeit positiv: Stand es in den Jahren seines Intendanten Hans-Joachim Frey noch kurz vor der Insolvenz, vermeldet es jetzt schwarze Zahlen und steigende Besucherzahlen. Und davon profitieren auch die anderen Theater in der Stadt. Die CDU-Opposition war gestern dennoch unzufrieden: „Das Potenzial“ des Theaters am Goetheplatz sei „noch größer“, auch im Vergleich zu den Theatern in Oldenburg und Bremerhaven. Knapp 200.000 Leute kamen 2013. Da sei man „meilenweit“ von der Pierwoß-Ära entfernt, so die CDU. Doch damals hatte das Haus auch noch mehr Spielstätten. Und war überschuldet.

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