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Stadt braucht andere Prioritäten
■ betr.: „Römische Hitze statt richtigem Winter“, taz vom 9. 1. 10
Das kleine Wort „reagiert“ hat zentrale Bedeutung für den Zustand der Berliner Stadtentwicklungspolitik. Die Herausforderungen des Klimawandels in der Stadt braucht andere Prioritäten. Die grassierende Bauwut bei Autobahnen, Flughäfen, Luftschlössern, überflüssigen U-Bahn-Linien und den wahnsinnigen Planungen am Spreeufer und andernorts lässt nicht erkennen, dass die Damen und Herren in der Stadtfehlentwicklungsverwaltung umdenken und etwa Nachhaltigkeit ganz oben auf ihre Agenda stellen wollen. Alle klimaschädlichen Projekte müssen sofort eingestellt werden!
In der Stadt werden zum Beispiel immer noch deutlich mehr alte Bäume gefällt als neue gepflanzt. Die Senatorin Junge-Reyer mitsamt ihrer altgedienten Staatssekretärin Krautzberger sollte endlich zugeben, dass sie den Herausforderungen nicht gewachsen ist, und zurücktreten. Leider findet man bei der rot-roten Koalition wenig geeignetes Personal für das Thema nachhaltige (nicht nur reagierende) Stadtentwicklung. ARNO PAULUS, Berlin
Verbaute Grünflächen
■ betr.: „Römische Hitze statt richtigem Winter“, taz vom 9. 1. 10
Das Planungsbüro Herwarth + Holz fordert, aus Klimagründen neue Grünflächen zu schaffen in bestehenden Blockbebauungen aus der Gründerzeit. Gleichzeitig verlangt Herwarth + Holz in seinem aktuellen Bebauungsplan I-33, für das Viertel östlich der Heinrich-Heine-Straße neue Blockbebauungen zu errichten statt Grünflächen zu erhalten! Wie ist das zu verstehen? Die wirtschaftlich kalkulierenden Baugruppen Sebastianstraße 18, 19 und 20 planen ihre Häuser mit knapp 22 Meter Höhe und einer großen, gemeinschaftlich zusammengelegten Gartenfläche. Aber der sozialdemokratische Stadtbaurat von Mitte, Herr Gothe, und das von ihm beauftragte Planungsbüro Herwarth + Holz wollen uns nur 20 Meter Traufhöhe zugestehen und mit einem sogenannten Blockinnenriegel, bestehend aus dreistöckigen Town-Häusern, die Grünflächen verbauen!
Wegen etwa 1,80 Meter Höhe wollen Sie uns, Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen, die Alternative aufzwingen, entweder gegen alle ökologische Vernunft erwünschte Grünflächen zu versiegeln – oder aus finanziellen Gründen ganz auf die Bauprojekte zu verzichten. Im letzteren Fall wird das „Feld“ frei für Investoren, die mit hochpreisigen Loftwohnungen auch hier den Gentrifizierungsprozess in Berlin weiter vorantreiben können! Ist es das, was Sie wollen, Herr Gothe und Herr Herwarth von Bitterfeld?
BRIGITTE KREBS, Berlin
Schlecht bezahlter Beruf
■ betr.: „Fliesenleger in die Kindererziehung? Handfeste Vorteile“, taz vom 4. 1. 10
Ich möchte den schwachen Argumenten des Pro-Kommentars von Frau Apin heftig widersprechen.
In den Berliner Kitas gilt das Berliner Bildungsprogramm, das angesichts von Kindern mit oft schwierigen Sozialisationsbedingungen nur mit einer professionellen Ausbildung umgesetzt werden kann. Da helfen weder allein ein männliches Geschlecht, noch Geduld und Einfühlungsvermögen, sondern nur eine hohe Qualifikation hilft, etwa für die Beobachtung von Entwicklungsbedingungen, für Planung und Leitung von Gruppen- und Einzelbedürfnissen. Eine berufsbegleitende Ausbildung gibt es schon heute, aber die Regelausbildung wurde nicht ohne Grund vor fünf Jahren grundsätzlich verbessert, und die Eingangsvoraussetzungen wurden erhöht, damit Erzieherinnen und Erzieher den Berufsansprüchen genügen können.
Handwerker werden es sich genau überlegen, diese Ausbildung durchzuführen, denn die Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher ist sehr schlecht. Auch das ist ein Ursache, weshalb so wenige Männer diesen gesellschaftlich wichtigen Beruf ergreifen. Hier liegt der Grund für die schlechte Vorsorgeplanung in Berlin. Der Beruf ist sehr anspruchsvoll, aber die strukturellen Bedingungen sind nicht einfach. KARL AMANNSBERGER, Berlin