„Vertrauen in nordfriesische Zählkunst“

STIMMZETTEL Innen- und Rechtsausschuss beschließen die Prüfung der Wählerstimmen in Husum-Eiderstedt. Damit schrumpft vermutlich die schwarz-gelbe Mehrheit im schleswig-holsteinischen Landtag

„Niemand möchte zur Wahl gehen und befürchten müssen, dass seine Stimme verschwindet“

Heinz-Werner Jezewski, Die Linke

Die Landtags-Wahlzettel des nordfriesischen Stimmbezirks „Husum 3“ werden neu gezählt. Sollten dabei nur vier Stimmen mehr für die Partei Die Linke auftauchen, erhält diese einen weiteren Sitz im schleswig-holsteinischen Landtag, während die FDP einen verliert. Damit schmilzt die Mehrheit der schwarz-gelben Regierung von drei auf eine Stimme zusammen. Gestern beschloss der Innen- und Rechtsausschuss die Nachzählung.

„Natürlich hoffen wir auch auf ein weiteres Mandat“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Linken, Heinz-Werner Jezewski. „Wichtiger ist uns aber, dass die Stimmen unserer Wählerinnen und Wähler zur Geltung kommen. Niemand möchte zur Wahl gehen und befürchten müssen, dass seine Stimme verschwindet.“ Bei beiden Wahlgängen für den Bundestag und bei den Erststimmen für den Landtag hatten je rund 50 Personen des Bezirks auf der Halbinsel Eiderstedt die Linke angekreuzt, Zweitstimmen für den Landtag kamen allerdings nur neun zusammen.

Gerrit Koch, innenpolitischer Sprecher der FDP, geht aber trotz dieser auffälligen Abweichung davon aus, dass seinerzeit alles mit rechten Dingen zugegangen ist: „Wir haben großes Vertrauen in die nordfriesischen Zählkünste.“ Es sei „kaum vorstellbar, dass eine Auszählung mit zweimaliger Nachzählung wirklich fehlerhaft ist“. Die Liberalen sähen daher dem weiteren Verfahren „mit großer Gelassenheit entgegen“.

Das Büro der Landeswahlleiterin schlug vor, dass die Nachzählung der insgesamt 928 Stimmen Ende kommender Woche stattfinden könnte – öffentlich und im Kieler Landeshaus. Die Landeswahlleiterin Monika Söller-Winkler sagte am Mittwoch, die Auszählung sei „nicht ausreichend transparent und sorgfältig gelaufen, als dass Fehler ausgeschlossen werden könnten“.

Bleibt Schwarz-Gelb nur noch eine Stimme Mehrheit, müssen die Parteien um jeden Abgeordneten bangen: Da der Vorsprung durch rechtlich umstrittene Überhangmandate zugunsten der CDU zustande kam, ist ebenfalls strittig, ob jemand nachrücken darf, falls ein Unionsabgeordneter ausfällt.  (est / dpa)