Der sonntaz-Streit: Macht Netflix das Fernsehen besser?

Serien gucken, wann, wie und wo man will. In den USA ist Netflix bereits Marktführer. Jetzt kommt der Online-Video-Dienst nach Deutschland.

Viele Jugendliche gucken Serien jetzt schon lieber im Internet. Bild: ap

In den USA hat Netflix das Fernsehen verändert. Netflix ist ein Video-on-Demand-Anbieter. Der Zuschauer kann fernsehen, wann er will. Lineares Programm gibt es bei Netflix nicht, stattdessen entscheidet der Nutzer selbst, was er sehen will. Im amerikanischen Raum ist Netflix bereits Marktführer. Über 30 Millionen Menschen sind dort Kunden der Onlineplattform, weltweit sind es etwa 50 Millionen.

Inzwischen zeigt Netflix nicht nur Serien, sondern produziert sie auch gleich selbst – und das mit Erfolg. Der erhöhte Wettbewerb führt zu mehr Qualität: „Homeland“, „Breaking Bad“, „True Detective“, oder das preisgekrönte, von Netflix selbst produzierte „House of Cards“. Das amerikanische Fernsehen bietet Shows, die die ganze Welt kennt und die überall geguckt werden. Netflix und Co. haben das Fernsehen nicht nur verändert, sondern auch besser gemacht.

Bessere Serien, spannendere Inhalte - das wünscht sich auch der Spiegel, Deutschlands größtes Nachrichtenmagazin. Netflix wird hier als Beispiel angeführt, wie es besser geht: gute Geschichten, originelle Erzählweisen, alles auf höchstem Niveau produziert. Mit deutschem Fernsehen dagegen assoziiert man eher die „Lindenstraße“ oder „Um Himmels Willen“. Langweiliges, quotengetriebenes Fernsehen für eine Zielgruppe, die im Schnitt über 60 ist.

Eigentlich hätten die öffentlich-rechtlichen Sender das Geld, um Serien auf amerikanischem Niveau zu produzieren. 7,6 Milliarden Euro sammelte die GEZ in den Jahren 2012 und 2013 für die Rundfunkanstalten ein. Alleine an das ZDF flossen 1,8 Milliarden. Trotzdem gibt es nur wenige Beispiele, in denen das auch zu Ergebnissen führt. Darunter zum Beispiel das Russen-Mafia-Drama „Im Angesicht des Verbrechens“ oder das Weltkriegsdrama „Unsere Mütter, unsere Väter“.

Die Konkurrenz schläft nicht

Ein Onlineanbieter wie Neflix hat die Zeit auf seiner Seite. Auch in Deutschland geht der Trend zum Internet: Drei von vier Internetnutzern über 14 Jahren schauen inzwischen Videos über das Internet. Das sind 40 Millionen Menschen.

Wird Netflix das deutsche Fernsehen also verbessern? Verändern wird es das Sehverhalten auf jeden Fall. Ein Algorithmus schlägt dem Kunden immer wieder neue Shows vor – wie bei Amazon, das automatisch Produkte anbietet, die den bereits Gekauften ähneln. Das ist bequem. Aber es führt auch dazu, dass man niemals etwas wirklich Neues sieht. Etwas, von dem man vorher noch nicht wusste, dass es einem gefällt.

Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlicht sie in der taz.am wochenende vom 13./14. September 2014. Ihr Statement sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit Namen, Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Schicken Sie uns eine Mail an: streit@taz.de.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.