: Es ist angerichtet: die „taz.am wochenende“
COUNTDOWN Die neue taz-Ausgabe am Samstag geht in die journalistischen Generalproben. Hier ein Vorbericht zu den anders komponierten Seiten dieser Zeitung – eine Mixtur aus publizistischen Kronjuwelen und dem, was bestimmt typisch taz ist
Die taz am Wochenende gibt es schon, und trotzdem entsteht sie bald noch einmal ganz neu. Denn mit dem 34. Geburtstag dieser Zeitung am 20. April verlegt sie sich auf ein samstäg-/sonntägliches Kompaktkonzeptangebot. Die hier abgebildete Seite 1 ist nicht allein grafisch anders komponiert als die Titelseiten, die sonst unser Zeitungswochenende repräsentieren.
Aber diese Seite 1 allein kann ja lediglich Fassade sein. Im Inneren dieser neuen taz.am wochenende ist gleichfalls alles umgebaut: Im Eingangsbereich kompakte Nachrichten auf den Seiten 2 und 3, mit einem riesigen Foto der Woche – damit Ihnen etwa das historische letzte Fidel-Castro-Bild mit dem Strohhut oder die erhobene Hand des argentinischen Papstes dokumentarisch nicht entgeht.
Nach den Aktualitäten folgt eine ausgeruhte doppelseitige Reportage oder eine Recherche, exklusiv für die taz.am wochenende gefertigt. Die Kronjuwelen, sonst platziert in der sonntaz, werden also in einer vorderen Vitrine der taz gezeigt. Nach diesen kommen die „Argumente“ auf den Tisch – eine andere Debatten-und-Meinung-Seite. Mit Essayisten, die nicht zur taz gehören, einem Leitartikel und natürlich der üblichen taz-Meinungsmixtur, stilistisch vom Sprachbilderflorett bis zum wuchtigen Wortsäbel.
Gleich weiter – die Seite 8 wartet mit Analysen, Interviews und Berichten auf, eingerahmt von kleinen Stücken, zerlegten Zahlen, Grafiken oder O-Tönen. Motto: Die Woche, die war, die Woche, die kommt. Bemerkenswertes eben. Auch im Sport und dem Forum, der vollen Seite mit Ihren Zuschriften. Denn Sie, unsere taz-Lesenden, haben nicht nur untereinander, sondern auch und vor allem den taz-Autoren allerhand zu erzählen. Ein bisschen Hass muss sein.
Damit das Konstruktive nicht untergeht in diesen wogenden Weltläuften, bringen wir es unter dem Label „Fortschritt“ künftig auf zwei Seiten. Mit gelungenen Projekten, technischen Durchbrüchen und konkreten Vorschlägen, wie man ein Problem beheben kann.
Und das alles ist nur der erste Teil der Zeitung. Danach folgt die sonntaz mit ihren Themen, opulenten Bildern, gesellschaftlichen Trends, Kulturellem, mit Reisespots, Alltagsstorys, Gesprächen. Sosehr wir die taz von Montag bis Freitag für mehr als notwendig halten – auf die neue taz.am wochenende freuen wir uns mit Leidenschaft!
Warum baut die taz um? Weil es immer mehr Menschen gibt, die nur am Wochenende Zeit für eine Zeitung finden. Und weil immer mehr Leser nicht mehr interessiert sind an der täglichen und stündlichen Information über Politik, Umwelt oder Gesellschaft. Die wollen gar nicht öfter als einmal die Woche ihren Stoff. Diese wachsende Gruppe können wir als taz nicht böse belehren: Na, so sollst du aber nicht lesen! Unsere Kunst muss darin liegen, an den richtigen Stellen etwas wegzulassen, die wahren Trends zu erkennen und in ihrer Analyse ausführlicher, frecher, tiefschürfender zu sein.
Entstehen soll dabei eine kompakte Wochenzeitung im ersten Teil der taz.am wochenende, alliiert mit einer sonntaz, die wir „magazinig“ nennen. „Magazinig“ heißt nicht: Golfplatzreports, Uhrenwerbung oder Autotests; „magazinig“ heißt bei der taz die Konzentration auf das Wesentliche, auf das zutage tretende Schöne, auf die Überraschung, auf das intensive Gefühl. Mithin: Auf das Neue!
■ Reiner Metzger verantwortet mit Felix Zimmermann (sonntaz) die taz.am wochenende