: Ein Förster auf Sylt
Seine Vita ist ja etwas wirr. Er studiert Geschichte und Philosophie. Dann lernt er Tischler. Schließlich absolviert er ein Forstwissenschafts-Studium und zieht vom Bayerischen Wald an die Nordsee. Wie ist das zu verstehen, Herr Kortsch? Tilo Kortsch (42) ist seit Anfang des Jahres Stationsleiter der Schutzstation Wattenmeer auf Sylt, und seine Antwort klingt noch bizarrer: „Eigentlich wollte ich in der damaligen DDR Orient-Archäologie studieren. Dann hab’ ich den Studienplatz nicht bekommen und bin auf Philosophie umgelenkt worden, wie das bei uns hieß.“ Nach der Wende nahm er dann noch Geschichte dazu.
An der Jenaer Uni ist er bald ins studentische Umweltreferat und den Ausschuss für Technik und Wissenschaften gegangen, hat zwischendurch immer mal wieder in israelischen Kibbuzim mit Behinderten gearbeitet, ein Öko-Jahr auf einem Ziegenhof verbracht. Dann schmiss er das Studium und machte erstmal eine Tischlerlehre – „was mit meiner Hände Arbeit“. Um danach doch noch Forstwissenschaften zu studieren – passt ja irgendwie zum Holz. Später die erste Stelle: Förster in Oberfranken. Da hat er zwei Jahre den Wald beaufsichtigt und beim Umbau von der Monokultur zum klimawandel-stabileren Mischwald geholfen.
Kortsch ist ein offener, fröhlicher Sachse und erzählt gleich, dass er der Liebe wegen nach Sylt zog – bevor sie scheiterte. Aber den neuen Job wird er deswegen nicht hinschmeißen. „Dabei hätte ich gar nicht gedacht, dass die mich nehmen, als ich sagte, vom Meer hab ich keine Ahnung.“ Haben sie aber, und da sitzt er jetzt, begleitet den Umbau der einstigen katholischen Kirche in Hörnum zur „Arche Wattenmeer“, deren Ausstellung auf Schönheit und Bedrohung des Watts verweisen soll.
Das Konzept hat eine Kollegin erstellt, die Meeresbiologin ist. „Ich bin hier vor Ort eher fürs Operative zuständig. Ich baue mit und kümmere mich um die Freiwilligen und Ehrenamtlichen.“ Wenn er frei hat, liest er allerdings eine Menge übers Watt. Denn irgendwann wird er die Ausstellung allein betreuen und will dann auch mal inhaltliche Vorschläge machen. „Ich will ja nicht immer Handlanger bleiben“, sagt der Stationsleiter und lacht. PS