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Archiv-Artikel

Häuslebauer fürchten Preissturz

Die Anwohner des künftigen Großflughafens Schönefeld sorgen sich um den Wert ihrer Grundstücke, sollte der Airport gebaut werden. Unfug, meinen die Planer: Der Bau führe zu steigenden Preisen

von RICHARD ROTHER

Die Anwohner des geplanten Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg International (BBI) in Schönefeld sorgen sich immer mehr um den Wert ihrer Grundstücke. In 29 Orten im Umland am südöstlichen Stadtrand sei an Grundstücken und Gebäuden mit Wertminderungen von rund 2 Milliarden Euro zu rechnen, sagte der Rechtsanwalt der Flughafengegner, Wolfgang Baumann, bei der Vorstellung eines entsprechenden Gutachtens gestern. Bei voller Ausnutzung der technisch möglichen Kapazität des geplanten Flughafens könnten die Wertverluste sogar bis zu 3,2 Milliarden Euro betragen.

Das Gutachten, das der Raum- und Umweltplaner Wilfried Kühling von der Universität Halle-Wittenberg für Baumann erstellte, wollen die Flughafengegner beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig einreichen, das im nächsten Jahr über Einsprüche gegen das wichtigste Infrastrukturprojekt der Region entscheiden will. Im Februar finden in dem Verfahren in Leipzig die mündlichen Verhandlungen statt. Die Flughafenplaner bezweifeln die vermuteten Wertverluste im Airport-Umfeld. Der Flughafen BBI soll den Luftverkehr der Region bündeln und die innerstädtischen Airports Tegel und Tempelhof ersetzen.

Der Raumplaner Kühling analysierte 20.000 Grundstücke in acht ausgewählten Gebieten. In Abstufungen je nach Güte der Grundstückslage und der jeweiligen Fluglärmausbreitung sei dort ein Wertverlust von 772 Millionen Euro ermittelt worden, so Kühling. Dies wurde für die Gesamtschätzung auf die 29 Orte rund um das Flughafenareal hochgerechnet. Der Wertverlust beziehe sich dabei auf die Zeit nach der geplanten BBI-Inbetriebnahme im Jahr 2011 im Vergleich zum Wert vor Beginn der Bauplanungen 1996.

Allerdings muss dabei beachtet werden, dass es in Berlin und im Umland zu Beginn der 90er-Jahre eine enorme Immobilienspekulation gab, die die Preise – in Erwartung einer boomenden Hauptstadt – in die Höhe getrieben hatte. Anschließend brachen die Preise ein, nicht nur in Schönefeld und Umgebung.

Die BBI-Planer wiesen die Argumente der Flughafengegner gestern zurück. „Das ist grober Unfug“, so der Sprecher der Planungsgesellschaft, Ralf Kunkel. Im Moment fehle für Schönefeld die Planungssicherheit, deshalb sei der Markt unsicher. „Sobald wir Planungssicherheit haben, werden die Grundstückspreise anziehen.“ Dies zeige die Entwicklung an anderen großen Flughäfen, etwa in München. Dort herrsche im Umfeld eine rege Bautätigkeit. Offenbar sei es attraktiv, in Flughafennähe zu wohnen – vor allem für Menschen, die am Flughafen Arbeit und Einkommen fänden.