: Steilvorlage für den Standort Berlin
Der Vorsitzende von Tennis Borussia fordert vom Senat mehr Einsatz für die besten Fußballclubs. Die Politik solle vier Vereine besonders fördern, darunter seinen eigenen, so Peter Antony. Denn wenn die Clubs Erfolg haben, diene das der ganzen Stadt
VON JÜRGEN SCHULZ
Eigentlich hätte Peter Antony wenig Grund, ausgerechnet für Hertha BSC Partei zu ergreifen. Der 41-Jährige steht Tennis Borussia vor, dem kleinen Bruder der erfolgreicheren „alten Dame“ aus Charlottenburg, und auf TeBe schauen viele Herthaner verächtlich herab. Dennoch kann Antony die Aufgeregtheit um den Lokalrivalen nicht verstehen, die aufkam, als Herthas Klubleitung unlängst einen Schuldenpegel von 35,2 Millionen Euro eingestehen musste. „Die Schulden sind im internationalen Vergleich doch Peanuts. Man vergisst, dass Hertha erst dabei ist, etwas aufzubauen“, sagt der TeBe-Vorsitzende.
Das erinnert an das Argument von Hertha-Manager Dieter Hoeneß, der Kritiker stets mit dem Verweis ruhig zu stellen versuchte, man möge doch bedenken, „wo der Verein vor sieben Jahren stand“. Diese Nostalgie zieht inzwischen nicht mehr, weil Hertha bereits 1997 in die Bundesliga aufstieg und dort mittlerweile nicht mehr als Mittelmaß darstellt. Die Ränge im Olympiastadion sind meist nur spärlich gefüllt. Um die Profi-Lizenz der Blau-Weißen nicht zu gefährden, entließ der Senat die Kicker-Gilde gerade aus der defizitären Betreibergesellschaft für die zu große Arena in Westend. Soll sich doch die Politik um die Kosten für den Profifußball kümmern.
Ja, wenn die Politik das mal täte, raunt Antony. „Wenn ich sehe, wie andere Städte ihre Vereine nach vorne pushen – davon kann Berlin lernen“, erklärt der Borusse. Er erinnert an Kaiserslautern, Hamburg oder Wolfsburg, wo die ortsansässigen Erstliga-Teams als Standortfaktoren in kurzen Hosen gehätschelt werden. Diesen Stellenwert vermisst Antony in der Hauptstadt: „Vieles im Sport bleibt Stückwerk.“
Deshalb schlägt der Hotelier aus Tegel eine konzertierte Aktion zwischen Senat und Berliner Fußball vor. „Der Senat müsste sich mit drei, vier namhaften Vereinen an einen Tisch setzen und sagen: Wir unterstützen euch. Aber es ist kein Geschenk, wir wollen die finanzielle Kontrolle behalten. Wenn’s klappt, könnte das Land ein Mehrfaches an Plus erzielen“, sagt Antony, der dabei neben Hertha auch an den 1. FC Union, BFC Dynamo und seine Tennis-Borussen denkt.
Der Flug des runden Leders solle den Massen den Weg nach Berlin weisen und die Kassen klingeln lassen. „Man muss sich mal vor Augen halten, was Hertha der Stadt an Steuergeldern, Arbeitsplätzen und Besuchern bringt. Doch das wird in der Diskussion gar nicht berücksichtigt“, klagt Antony und fügt hinzu: „Berlin ist eine Dienstleistungs- und Tourismusstadt mit 80.000 Hotelbetten. Die meisten sind nicht ausgelastet.“
In europäischen Metropolen wie London, Lissabon, Mailand oder Madrid wären jeweils zwei oder sogar mehr Spitzenclubs zu Hause, von denen die Stadtkämmerer profitierten. In Berlin schwächelt schon der Branchenführer Hertha. Das stagnierende Angebot sollte durch eine gezielte staatliche Wirtschaftsförderung belebt werden, schlägt Antony vor. Er hält zwei Erst- und zwei Zweitligisten aus Berlin für wünschenswert. „Damit hätte man die Stadt an jedem Wochenende voller Besucher. Und die Betreibergesellschaft im Olympiastadion macht kein Minus mehr“, bemerkt der Borusse.