: Arbeitskreis Asyl
Der Arbeitskreis Asyl der Katholischen Studierendengemeinde Berlin unterstützt Flüchtlinge bei ihrem alltäglichen Hürdenlauf in den Institutionen und organisiert Besuche im Erstaufnahmelager
Selbst für viele Deutsche ist es schwer, sich im „Ämterdschungel“ zurechtzufinden, erklärt Christian vom AK Asyl. Das gelte natürlich umso mehr für Flüchtlinge, die nur wenig oder noch gar kein Deutsch verstehen. „Beamtendeutsch ist für Flüchtlinge dann meist gänzlich unverständlich“, weiß der 32-Jährige zu berichten.
Eines der Projekte der Gruppe ist der Behördenbegleitservice. Aktive begleiten Flüchtlingen zum Arzt, zur Botschaft oder zur Ausländerbehörde. Es geht darum, die Flüchtlinge zu unterstützen, damit diese ihre Rechte besser einfordern können, oder auch einfach nur darum, als Zeuge mit anwesend zu sein. Neben sprachlicher Hilfe beim „Behördendeutsch“ ist dem AK Asyl die psychologische Komponente besonders wichtig. Gerade bei der Ausländerbehörde hilft das nicht nur dem Flüchtling, sondern kann auch positiv auf die Mitarbeiter der Behörde wirken. „Wir sind für die Flüchtlinge da, während die Behörden ihnen durch bürokratische Hürden Steine in den Weg legen“, erklärt Karolin, die beim Behördenbegleitservice aktiv ist.
So ist die Begleitung nicht immer gerne gesehen, wie die 24-jährige Sozialarbeiterin von ihrem ersten Einsatz in der Ausländerbehörde zu berichten weiß. „Da fühlt man sich, als sei man nicht gewollt.“ Tatsächlich wurde sie, als sie nach stundenlangem Warten endlich an der Reihe waren, aus dem Haus befördert. „Eigentlich gibt es ein Recht auf einen Beistand, aber dieser hätte vom Betroffenen aktiv eingefordert werden müssen.“ Beim nächsten Mal war sie dann besser vorbereitet. So was kann auch unter die Haut gehen, zum Beispiel wenn der Flüchtling in der Ausländerbehörde gleich festgenommen und in Abschiebehaft gesteckt wird, was auch schon vorgekommen ist. Die Gruppe bietet deshalb allen Aktiven eine Reflexion an, um das Erlebte zu verarbeiten.
Im Arbeitskreis engagieren sich rund 15 zumeist junge Menschen, die an Asyl- und Flüchtlingsthemen interessiert sind und die ganz konkret Flüchtlinge unterstützen möchten. Die meisten Aktiven wirbt die Gruppe an Hochschulen an. Der AK Asyl versucht bei den vielen kleinen und großen Problemen im Alltag der Flüchtlinge zu helfen. Als politische Initiative, die allgemeinpolitische Forderungen stellt, versteht sich die Katholischen Studierendengemeinde nicht. „Aber wir haben natürlich alle eine politische Meinung“, betont Karolin. „Und wir wollen in Zukunft auch mehr Kampagnen unterstützen.“
Das tut der AK Asyl dann doch gerne, wie aktuell gerade bei der bundesweiten „Save me“-Kampagne, die von PRO ASYL ins Leben gerufen wurde. In konkreten Fällen wird der Arbeitskreis auch selber aktiv. So wurde zum Beispiel beim Fall der Deutschtürkin Nasima eine Postkartenaktion gestartet, die an den Innensenator gerichtet war. „Ich bin ein Berliner, Nasima auch“, so das Motto der Kampagne. Die damals 22-Jährige wurde nach 14 Jahren, die sie in Berlin lebte, in die Türkei abgeschoben. Begründung: Ihre Eltern hatten beim Asylantrag angeblich einen falschen Namen angegeben. In der Türkei angekommen, sollte sie dann auch noch zwangsverheiratet werden. Das brachte das Fass in der öffentlichen Wahrnehmung dann doch zum Überlaufen und sie durfte zurück.
Auf die Frage, ob die Konfession beim Arbeitskreis der Katholischen Studierendengemeinde eine Rolle spielt, antwortet Christian mit einem deutlichen „Nein!“, weder bei den Aktiven und schon gar nicht bei der Hilfe für die Flüchtlinge. Aber die Gruppe freut sich natürlich über die Unterstützung ihrer Asylarbeit durch die katholische Gemeinde.
Das zweite aktuelle Projekt neben dem Begleitservice ist der Besuch im Erstaufnahmelager. Einmal im Monat besucht der Arbeitskreis die Flüchtlinge im Lager Motardstraße. „Wir bringen Spielsachen mit und gehen mit den Kindern raus“, erzählt Christian. Aktionsgruppenspiele sind angesagt, damit sich die Kleinen gemeinsam austoben können. „Uns geht es darum, die Kinder zu beschäftigen und zu zeigen, dass es da draußen Menschen gibt, die sich für sie interessieren“, erklärt Karolin die Motivation der Gruppe. In der Motardstraße gibt es zwar einen Kinderraum, aber der AK Asyl hat nicht das Gefühl, dass die Kinder hier groß betreut werden.
Die Gruppe würde gerne öfter in die Motardstraße gehen. „Wir brauchen kein Geld, wir brauchen ehrenamtliche Mitarbeiter“, bringt Christian sein Anliegen auf den Punkt. Überhaupt ist die Gruppe für alle offen, die sich „irgendwie“ für Flüchtlinge engagieren wollen.
Ein Einführungsabend für angehende Aktive findet heute Abend, Dienstag, 19. 1., statt. Grundsätzlich trifft sich die Gruppe immer an jedem zweiten Dienstag. Los geht’s um 19.30 Uhr in den Räumen der Studierendengemeinde (KSG Berlin Dänenstraße 17–18)
■ Im Netz: www.akasylberlin.de