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Ankunft im gelobten Land

Das deutsch-italienische Anwerbeabkommen von 1955 war Vorläufer einer Reihe ähnlicher Vereinbarungen, mit denen Westdeutschland in den Folgejahren Gastarbeiter auch anderer Nationalitäten ins Land holte. Bis zum Anwerbestopp im Jahr der Ölkrise 1973, dem sich ein verstärkter Zuzug von Familienangehörigen der ersten Gastarbeiter anschloss, behaupteten die Italiener durchweg Spitzenplätze in den Zuwanderungsstatistiken.

Allein zwischen 1956 und 1972 kamen laut Bundesagentur für Arbeit zwei Millionen Italiener als Arbeiter in die Bundesrepublik – die meisten 1965, als mehr als 204.000 Arbeitnehmer aus dem Mittelmeer- ins Wirtschaftswunderland zogen.

Seit 1960 stieg auch die Zahl der Griechen und Spanier in Westdeutschland deutlich an – als Folge weiterer Anwerbeabkommen der Bundesregierung. Allein 1964 verzeichneten die Behörden jeweils gut 65.000 Arbeitsmigranten aus den beiden Staaten. Insgesamt kamen aus Griechenland zwischen 1956 und 1972 knapp 580.000 Gastarbeiter; gut 560.000 spanische Arbeitskräfte zog es zwischen 1960 bis 1972 ins Land. Heute leben in der Bundesrepublik knapp 316.000 Griechen und gut 108.000 Spanier.

Die erste große Migrationswelle aus der Türkei begann mit dem deutsch-türkischen Anwerbeabkommen von 1961. Bis 1972 reisten knapp 750.000 türkische Gastarbeiter der „ersten Generation“ in die Bundesrepublik. Heute stellen die türkischen Staatsangehörigen mit gut 1,7 Millionen Menschen die bei weitem größte Gruppe unter den knapp 7,3 Millionen Ausländern in Deutschland.

Die Portugiesen, mit deren Regierung die Deutschen 1964 die Anwerbung vereinbarten, stellten dagegen mit gut 100. 000 Arbeitsmigranten bis 1972 eine kleinere Gruppe unter den Gastarbeitern. Als millionster Gastarbeiter wurde der portugiesische Zimmermann Armando Sa Rodrigues im September 1964 bei seiner Ankunft in Köln mit einem Moped beschenkt.

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