: „Höherwertigere Bevölkerung“
ANHÖRUNG Handelskammer erklärt die Vorteile der Gentrifizierung vor Bezirkspolitikern in Mitte
Wenn die Kaufkraft nach Wilhelmsburg kommt, soll allen geholfen sein. Am Montag erklärte Reinhard Wolf von der Handelskammer Hamburg dem Ausschuss für Haushalt und Regionale Wirtschaftsförderung der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte, dass aus seiner Sicht eine gezielte Gentrifizierung für den Stadtteil von Vorteil sein kann. Er verglich die Elbinsel dabei mit dem New Yorker Stadtteil Bronx, der sich aus seiner Sicht durch Gentrifizierung zum Positiven entwickelt hat.
Durch Großveranstaltungen, wie der Internationalen Bauausstellung und der Internationalen Gartenschau sei die Chance gegeben, Wilhelmsburg als attraktiven Ort zum Wohnen und Arbeiten zu präsentieren. „Durch die Veranstaltungen in diesem Jahr kommt Wilhelmsburg aus der medialen Randlage heraus“, sagt Reinhard Wolf. Vielen seien die Vorteile des Lebens auf der Elbinsel bisher nicht bewusst.
„Wilhelmsburg hat eine hohe Lebensqualität durch die zentrale Lage, Grünanlagen und die Nähe zum Wasser“, sagt Wolf. Der Stadtteil werde durch das neue Image nachhaltig verändert. „Wir sehen hier die Chance einer sehr positiven Entwicklung, wenn die Politik die Potenziale nutzt“, sagt Wolf. Durch ein neues Bild vom Hamburger Süden würden gut verdienende Bevölkerungsschichten nach Wilhelmsburg gelockt werden. Der Stadtteil solle für diese Entwicklung offen sein und den Zuzug fördern.
Daraus resultiere dann eine Entwicklung, die Wolf als Gentrifizierung bezeichnet. „Gentrifizierung ist aber keine Gefahr, sondern eine Chance“, sagt Wolf. Es werde dabei niemand verdrängt. Stattdessen würden neue Potenziale für Gewerbe entstehen, die schließlich auch dem Stadtteil zugutekommen würden. „Die Zusammensetzung der Bevölkerung wird höherwertiger sein, als die Segmente, die sich in der bisherigen Bevölkerungsstruktur abgebildet haben“, sagt Wolf.
Für die Bronx hat sich das Versprechen vom Wohlstand durch Gentrifizierung für viele Menschen nicht erfüllt. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft sehr weit auseinander. Wie sich die Elbinsel entwickelt, wird sich erst in einigen Jahren sagen lassen. DOMINIK BRÜCK