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Archiv-Artikel

Freier Himmel über Kiel

Gutachten zu den Flughäfen im Norden: Kapazitäten von Hamburg-Fuhlsbüttel reichen noch bis 2030 aus, Lübeck soll für Billigflieger ausgebaut, Kiel darf in den Wartestand versetzt werden

von gernot knödler

Die Kieler Flughafen-Gegner können aufatmen. Einen Ausbau ihres Landeplatzes müssen sie nicht befürchten. Eher schon wird der Flugbetrieb in der Landeshauptstadt auf kleiner Flamme weiter betrieben werden, um ihn bei Bedarf aufflackern lassen zu können. Das empfiehlt die Firma Uniconsult in einem Gutachten zu den Entwicklungsperspektiven der Flughäfen in Hamburg und Schleswig-Holstein, das die beiden Landesregierungen in Auftrag gegeben haben.

Für den Hamburger Flughafen rechnen die Gutachter mit einem weiteren Wachstum, das aber bis 2015 von den heutigen Anlagen verkraftet werden kann. Der Ausbau des Flughafens Lübeck würde sich lohnen, denn es gebe reichlich Kunden für Billigflieger in der Region. Die Unternehmer, die auf dem Militärflugplatz in Jagel zivile Maschinen starten und landen lassen wollen, solle die Landesregierung gewähren lassen – sofern das Risiko voll und ganz privat getragen werde. Auf Grundlage des Gutachtens will der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) seinem Kabinett im Januar einen Beschluss empfehlen.

Die Leute von Uniconsult stellten fest, dass die Schwäche des Kieler Flughafens unter anderem in der Stärke des Hamburger Airports begründet liegt. Der wird in diesem Jahr mehr als 10 Millionen Passagiere abfertigen, 6,6 Prozent mehr als 2004. Die Gutachter prognostizieren weiteres Wachstum.

Spielraum gebe es genug. Die Kapazitätsgrenze von 15 Millionen Passagieren werde erst in zehn Jahren erreicht. Danach würde es reichen, die Abfertigung auszubauen, um weitere Passagiere durchschleusen zu können. Die Pisten reichen aus. Platz für weitere gibt es nicht.

„Erst 2030 dürfte die Kapazität des Airports voll gefordert sein“, vermutet der Hamburger Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU). Wegen der Planungszeiten müssten die beiden Länder also spätestens 2015 entscheiden, ob sie in Kaltenkirchen, 40 Kilometer nördlich von Hamburgs Stadtmitte, einen neuen, großen Flughafen anlegen wollen.

Für den Flughafen Kiel gibt es nach Meinung der Gutachter drei Möglichkeiten: Ausbauen, was teuer und riskant wäre. Den Ausbau ad acta legen, was die Chancen der Region im Standortwettbewerb schmälern würde. Oder aber einen Schwebezustand herbeiführen: Der Ausbau würde vorläufig gestoppt und der Flughafen so gut es geht weiterbetrieben. „Die Reduzierung des Flughafenbetriebes sollte auf keinen Fall die Option einer vollständigen Wiederherstellung der gegenwärtigen Funktionalität gefährden“, mahnen die Gutachter. „Eine langfristige Perspektive sollte auf jeden Fall erhalten bleiben“, findet Austermann.

Zwar wird die letzte Fluglinie von und nach Kiel-Holtenau heute eingestellt. Aber der Minister verhandelt bereits über eine neue Linie für das Frühjahr. Der Hamburger Airport wäre bereit, in Kiel das Management zu übernehmen. Um Kiel besser ans Luftverkehrsnetz anzubinden, soll kurzfristig eine Busverbindung zum Flughafen Fuhlsbüttel eingerichtet werden. Nach Ansicht der Grünen, des SSW und der FDP wäre ein schnelles öffentliches Verkehrsmittel von Kiel zum Hamburger Flughafen überhaupt die Alternative zum Ausbau von Kiel-Holtenau.

In Lübeck will Austermann die Planfeststellung für den Ausbau weiterbetreiben lassen. Das Oberverwaltungsgericht Schleswig hatte die Pistenverlängerung im Juni allerdings gestoppt: Der Flughafen sei zu großen Teilen ein Schwarzbau und kollidiere mit dem Naturschutz.