: Kabelfirmen sind Strippenzieher
Ging es bei der Vergabe der Live-Fernsehrechte für die Fussball-Bundesliga korrekt zu? Der Abo-Sender Premiere glaubt, dass es illegale Absprachen gegeben hat. Rätsel wirft auch die Arena GmbH auf: Wer steht wirklich hinter dem erfolgreichen Bieter?
von TARIK AHMIA und JEAN FRANÇOIS TANDA
Der Pay-TV-Sender Premiere kritisiert hat das Bieterverfahren der Deutschen Fußball Liga (DFL) für die Fernsehrechte der Bundesliga kritisiert. Der Abo-Kanal war bei der Vergabe der Übertragungsrechte bis 2009 von der Sportrechtefirma Arena GmbH am Mittwoch überboten worden. „Es gibt Indizien dafür, dass es Absprachen gab“, sagte Premiere Chef Georg Kofler der Financial Times Deutschland.
Kofler sieht in dem Zuschlag für die Arena GmbH die Vergaberegel 4.5 der DFL verletzt, nach der „Bieterkonsortien nicht zulässig“ seien. Der Zuschlag für Arena sei aber vermutlich ein Ergebnis von Bieterabsprachen, so ein Sprecher von Premiere. „Wir fühlen uns unfair behandelt und erwägen rechtliche Schritte.“
Das wies eine Sprecherin der Kabelfirma Unity Media gegenüber der taz zurück. Dieser gehört nach eigener Aussage die Arena GmbH. „Rein juristisch liegen die Fernsehrechte allein bei unserer Tochterfirma Arena.“
Vor einer Woche hörte sich das noch anders an. Damals kündigte die Unity Media gegenüber der Nachrichtenagentur Dow Jones an, gemeinsam mit Deutschlands größtem Kabelanbieter Kabel Deutschland (KDG) für die Bundesliga-Rechte zu bieten.
Nun sind beide Kabelfirmen auf Distanz bedacht, denn ihre Offensive im Pay-TV-Geschäft kann kartellrechtlich schnell heikel werden. „Wenn die Arena ein Gemeinschaftsprojekt der beiden Firmen wäre, müssten wir das kartellrechtlich prüfen“, sagte Irene Sewczyk vom Bundeskartellamt. Im Moment gebe es dazu noch keinen Anlass.
Bis gestern präsentierte sich die Arena GmbH allerdings keineswegs als ein transparentes Unternehmen. Unklar ist, wer dort eigentlich das Sagen hat. Unity Media beschreibt Arena als eine „Initiative“, die sie „für die Kabelindustrie gestartet“ habe, ohne allerdings weitere Namen nennen zu wollen. Bis vor kurzem firmierte die Arena GmbH unter dem Firmennamen S4All GmbH, einer Sportrechtefirma mit Sitz in Hamburg. Unity Media hatte das Unternehmen im November vom internationalen Investor TBU-3 mit Sitz in Luxemburg gekauft.
Der bisher als „Geschäftsführer“ der Arena präsentierte Rechtehändler Bernhard Roos stellte gestern gegenüber der taz klar, dass er diese Position nicht inne hat. Wie die taz gestern berichtete, ist de Roos auch Inhaber der Schweizer Sportrechtefirma A.I.M. „Die A.I.M. ist Generalbevollmächtigte der Arena“, so de Roos. „Seit dem Sommer haben wir im Tandem A.I.M./Arena mit etwa 150 Mitarbeitern an der Ersteigerung der Fußballrechte gearbeitet“.
Unity Media und die Arena GmbH haben offenbar den gleichen Geschäftsführer: den Briten Parm Sandhu. Er war Finanzdirektor Europa der US-amerikanischen Liberty Media International. Das Unternehmen war 2003 mit dem Versuch gescheitert, das gesamte deutschen Kabelnetz zu übernehmen. Das Kartellamt hatte Einspruch erhoben.
Die Finanzierung der Bundesligarechte gibt ebenfalls Rätsel auf. Die Unity Media wollte sich gestern nicht dazu äußern, wer sich an den etwa 700 Millionen Euro beteiligt, die für die Fernsehrechte fällig werden. Dabei hat das Unternehmen bei weitem nicht genügend Kunden, um das investierte Geld ohne Partner wieder einzuspielen. „Wir verhandeln in alle Richtungen, um Lizenzen zu verkaufen“, sagte eine Sprecherin. „Die Kooperation mit der KDG ist für uns natürlich sehr wichtig.“ Die Verhandlungen bestätigte auch ein Sprecher von KDG. Eine Reaktion der DFL zu den Vorwürfen von Premiere-Chef Kofler lag bis Redaktionsschluss noch nicht vor.