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Archiv-Artikel

Allzeit im Hoch

Im Norden steigt die Zahl der Zwangsversteigerungen besonders stark an. Niedersachsen bricht Schuldenrekord

Von ksc

Hinter kalten Zahlen verbergen sich oft bedrückende Schicksale. So wie hinter dem neuen „Allzeithoch“ bei den Zwangsversteigerungen für Immobilien, das die Finanzagentur Argetra bei den deutschen Amtsgerichten ermittelt hat. “Allzeithoch“ heißt: So viele Überschuldungen, Scheidungen und Erbstreitigkeiten wie nie haben im vergangenen Jahr dazu geführt, dass Schuldner ihr Eigentum versteigern lassen mussten. Bundesweit waren es im abgelaufenen Jahr 92.577 Termine – oder 0,3 Prozent mehr als 2004.

Zum zweiten Mal hintereinander registrierte die Argetra in Hamburg und Schleswig-Holstein die bundesweit höchsten Zunahmen. Nach 17,7 Prozent im Jahr 2004 stieg die Zahl im vergangenen Jahr um satte 11,2 Prozent an. 2005 kamen so fast 3.700 Objekte im Wert von über 900 Millionen Euro unter den Hammer. Hamburg war eine der Städte mit den meisten Pleiten von Mittelständlern oder Arbeitslosen, die die Raten fürs Häuschen nicht mehr abzahlen konnten. Hier zog die Zahl der Zwangsversteigerungen um knapp 27 Prozent auf 707 Termine beim Amtsgericht an, in Bremen und Niedersachsen dagegen blieb sie mit etwa 9.750 Versteigerungen fast konstant.

Immerhin: Noch sei der Norden von den noch bedrohlicheren Zuständen in Ostdeutschland entfernt, sagt Winfried Aufterbeck von der Argetra. Allerdings stünden „Schleswig-Holstein und Niedersachsen deutlich hinter der Entwicklung in vielen süddeutschen Bundesländern zurück, wo die Zahlen bereits wieder deutlich sinken“.

Während Otto Privatschuldner immer stärker in die Bredouille gerät, sanieren sich die Landeskassen mittels Tricks. Seit dem Neujahr wachsen die Schulden des Landes Niedersachsen zwar langsamer, erreichen aber dennoch im März das Allzeithoch von 50 Milliarden Euro. Derzeit steigen die Schulden des Landes laut Steuerzahler-Bund „nur“ noch um 57 Euro pro Sekunde an, im Vorjahr waren es 68 Euro gewesen. Und dennoch waren die Steuerzahler-Lobbyisten nicht zufrieden. Der langsamere Anstieg beruhe nicht auf echten Einsparungen, sondern sei nur durch Vermögensverkäufe möglich gewesen. Ferner beruhe die Schuldensenkung auf Schattenhaushalten.

ksc