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LARS PENNING
Den 200. Geburtstag Richard Wagners im Mai begeht das Zeughaus-Kino mit einem vielfältigen Filmprogramm, das den Einfluss des Komponisten auf das Weltkino zeigt. Selbiger reicht von mehr oder minder getreuen Filmbiografien bis zu abstrakten Filmen, in denen geometrische Formen zu Wagners Musik tanzen. Ebenfalls im Programm: Albert Lewins britische Technicolor-Produktion „Pandora and the Flying Dutchman“ (1950), eine ungewöhnliche Neuinterpretation der Legende vom fliegenden Holländer, die hier mit der Pandora-Sage, Omar Khayyams „Rubaiyat“, surrealistisch angehauchten Bildwelten mit antiken Säulen, Statuen und Sanduhren sowie den Tätigkeiten einer Gruppe von englischen Müßiggängern verquickt wird. Zwar geht es zwischen Pandora (Ava Gardner) und Hendrik van der Zee (James Mason) um die ganz großen Gefühle, um Liebe, Tod und Erlösung, nebenbei aber auch um Flamenco, automobile Geschwindigkeitsrekorde und vor Eifersucht wahnsinnige Toreros. Das alles ist zweifellos prätentiös – aber auch extrem unterhaltsam und von dem großen Kameramann Jack Cardiff in fantastische Farben übersetzt. (Om span. U, 26. April und 1. Mai im Zeughauskino)
Die 2002 verstorbene Frieda Grafe gehörte seit den 1960er-Jahren zu den bedeutendsten deutschen Filmpublizistinnen. Ich lernte sie während meines Studiums bei einem Essen kennen, bei dem sie erzählte, dass ihre Art der tiefgreifenden Studien von Filmen (und der Kulturen, aus denen sie stammten) nur jenseits eines kommerziellen Verwertungsprozesses möglich war – Grafe musste nicht von Filmpublizistik leben, sondern betrieb sie als Leidenschaft. Im Arsenal widmet man sich in einem ersten Block von zehn Filmen ihren 30 Lieblingsfilmen der Journalistin; dabei schreibt das Konzept, heutige Filmpublizisten und -schaffende einzuladen, die Filme für eine Publikation noch einmal neu zu analysieren/interpretieren (und dies Grafes Gedanken gegenüberzustellen), die Filmgeschichtsschreibung noch einmal weiter fort. Zu sehen und in Einführungen zu hören ist dies bei so unterschiedlichen Werken wie „Riso amaro“ von Guiseppe de Santis, das geschickt eine Studie des Lebens von ausgebeuteten Arbeiterinnen auf den Reisfeldern der Poebene mit deren Träumen und (kriminellen) Lockungen sowie dem Pin-Up-Sex-Appeal von Silvana Mangano verknüpft, und Billy Wilders später Moralkomödie „Avanti, Avanti!“ (1972), in der Jack Lemmon in Italien einen schmerzhaften Prozess durchlaufen muss, ehe er sich von seiner eigenen Heuchelei und Spießigkeit befreien kann. (Riso amaro (Om eng. U) 27. 4.; Avanti, Avanti! (OF) 28. 4. im Arsenal 1)