In Hamburg sagt man Tschüss

UNERWÜNSCHT Seit März kommen Hunderte afrikanische Flüchtlinge aus Italien nach Hamburg. Willkommen sind sie nicht: Die Stadt bezahlt höchstens das Rückfahrticket

Seit Februar sind in Hamburg alle Essensausgaben für Obdachlose überfüllt. Hunderte Afrikaner sind aus italienischen Flüchtlingslagern in die Stadt gekommen, in der Hoffnung, hier eine Perspektive zu finden.

Bis Mitte April konnten diese Menschen noch im Winternotprogramm für Obdachlose unterkommen. Jetzt leben sie auf der Straße. Der Hamburger Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) fühlt sich für die neuen Migranten, die in den Wirren des arabischen Frühlings 2011 aus Nordafrika nach Italien kamen und jetzt hier sind, nicht mehr verantwortlich. Arbeit bekommen sie hier nicht. Weil Deutsche und Europäer auf dem Arbeitsmarkt Vorrang haben.

Als Ende Februar die EU-Finanzierung für die Auffanglager in Italien auslief, schloss die Regierung in Rom die Lager. Die Behörden stellten den afrikanischen Flüchtlingen in allen Mitgliedsländern des Schengen-Vertrags gültige Papiere aus und drückten ihnen 500 Euro in die Hand. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sollten sie sich mit dem Geld in Italien integrieren. De facto war das Geld ein Abschiedsgeschenk: die Belohnung dafür, dass sie das Land verlassen.

In Italien haben die Flüchtlinge keinen Anspruch auf Sozialleistungen. Sie fliehen vor der Obdachlosigkeit. Doch in Deutschland ist die Situation nicht besser. Ohne Arbeitserlaubnis bekommen sie keinen Aufenthaltsstatus und ohne den kein Geld. In Hamburg will man sie auch nicht haben.

Der SPD-Senat zahlt ihnen das Zugticket – zurück nach Italien.  LENA KAISER

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