Mach den Muslim-Test!

Sie wollen sich in BaWü einbürgern lassen? Sie sind Muslim? Sie haben Zweifel, den neuen Gesinnungstest zu bestehen? Kein Problem: Prominente deutsche Muslime machen’s Ihnen vor

Ohne Stress durch den Muslim-Test: Wer sich in Baden-Württemberg einbürgern lassen möchte, muss seine Gesinnung in einem Gespräch prüfen lassen. Zwar können findige Befragte vielleicht in etwa ahnen, worauf die eine oder andere der insgesamt 30 Fragen abzielt. Dennoch: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Für alle, die sich lieber vorbereiten wollen, hat die taz mit vorbildlich integrierten prominenten Muslimen Antworten zusammengestellt, mit deren Hilfe der Test zum Heimspiel wird. Bombensicher, sozusagen. Befragt wurden heute der Schriftsteller Feridun Zaimoglu (Kanak Sprak), der den Test für völligen Schwachsinn hält, die Frauenrechtlerin und Rechtsanwältin Seyran Ates, die den Test als Signal dafür wertet, dass etwas getan werden muss, dessen Gestaltung aber für sehr fragwürdig hält, und Hakan Tas, den Vertreter der schwulen und lesbischen MigrantInnen, der nach eigenen Aussagen eigentlich Atheist ist. Antworten auf weitere Testfragen gibt es ab jetzt in Serie auf taz zwei.

taz: Herr Zaimoglu, in der Zeitung wird manchmal über Fälle berichtet, in denen Töchter oder Ehefrauen von männlichen Familienangehörigen wegen „unsittlichen Lebenswandels“ getötet wurden, um die Familienehre wiederherzustellen. Wie stehen Sie zu einer solchen Tat?

Feridun Zaimoglu: So etwas ist schlecht. Das finde ich wirklich ganz gemein. Ich bin über die Maßen darüber entsetzt. Ich empfinde Wut und Trauer.

Manche Leute machen Juden für alles Böse in der Welt verantwortlich und behaupten sogar, sie steckten hinter den Anschlägen vom 11. September? Was halten Sie von solchen Behauptungen?

Ich finde, es bringt nichts, sich darüber aufzuregen, dass unsere Welt so schlecht ist. Ich persönlich will ein besserer Mensch werden. Das ist doch viel wichtiger.

Sie erfahren, dass Leute aus Ihrer Nachbarschaft oder aus Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis einen terroristischen Anschlag begangen haben oder planen? Wie verhalten Sie sich?

Das hängt von der Tageszeit und auch von meiner persönlichen Tagesform ab. Wenn es morgens ist, trinke ich einen Kaffee und warte erst einmal ab. Ist es abends, sitze ich zum Beispiel im Kino – und warte erst einmal ab.

Herr Tas, was halten Sie davon, wenn ein Mann in Deutschland mit zwei Frauen gleichzeitig verheiratet ist?

Hakan Tas: Eine solche Ehe ist in Deutschland rechtlich doch überhaupt nicht möglich. Generell habe ich aber natürlich nichts gegen Dreierkonstellationen, das müssen ja nicht unbedingt zwei Frauen und ein Mann sein. Zwei Männer und eine Frau ginge ja auch. Wichtig ist bei der Sache nur, dass alle Teilnehmer freiwillig mitmachen und sich über die Beziehung einig sind.

In Deutschland haben sich verschiedene Politiker öffentlich als Homosexuelle bekannt. Was halten Sie davon, dass Homosexuelle öffentliche Ämter bekleiden?

Das finde ich gut, weil solche Menschen anderen Mut machen können. Zum Beispiel Menschen, die vielleicht Probleme damit haben, sich selbst zu outen. Das zeigt schließlich, dass man in Deutschland offen dazu stehen kann und geoutete Homosexuelle nicht nur in bestimmten Berufen arbeiten können, sondern überall in der Gesellschaft präsent sind, eben auch Bürgermeister werden können. Das ist doch schön.

Welche Berufe sollte Ihrer Meinung nach eine Frau auf keinen Fall ausüben? Hätten Sie bei bestimmten Berufen Schwierigkeiten, eine Frau als Autoritätsperson anzuerkennen?

Ich habe überhaupt kein Problem mit Frauen als Autoritätspersonen oder in bestimmten Berufen. Frauen können alle Berufe ausüben. Das gilt übrigens auch für Transsexuelle, mit Transsexuellen als Autoritäten hätte ich auch kein Problem.

Frau Ates, wie stehen Sie zu der Aussage, dass die Frau ihrem Ehemann gehorchen soll und dass dieser sie schlagen darf, wenn sie ihm nicht gehorsam ist?

Seyran Ates: Selbstverständlich muss sie nicht gehorchen. Ein Mann hat keinerlei Recht, das ihm das Schlagen erlaubt.

Stellen Sie sich vor, Ihr volljähriger Sohn kommt zu Ihnen und erklärt, er sei homosexuell und möchte gerne mit einem anderen Mann zusammenleben. Wie reagieren Sie?

Während viele Menschen vielleicht denken mögen, dass Homosexualität das Abartigste ist, was die Menschheit hervorgebracht hat, habe ich damit keinerlei Probleme und würde den jungen Mann, den mein Sohn kennen gelernt hat, gerne einmal kennen lernen.

Wie stehen Sie dazu, dass Schulkinder an Klassenausflügen und Schullandheimaufenthalten teilnehmen?

Klassenfahrten sollten in allen Bundesländern Pflicht sein. Es darf keinerlei Ausnahme geben. Insbesondere nicht für muslimische Mädchen.

INTERVIEWS: KERSTIN SPECKNER