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Archiv-Artikel

RUDOLF BALMER ÜBER SARKOZYS NIEDERLAGE GEGEN DE VILLEPIN Voilà, ein Feind

Im Wahkampf hatte sich Nicolas Sarkozy immer wieder als Opfer einer Verleumdungskampagne geriert. Die Drahtzieher des Komplotts vermutete er im eigenen Lager. Der Chefintrigant musste zwangsläufig sein Rivale Dominique de Villepin sein, der im Unterschied zu ihm selbst die Gunst von Präsident Jacques Chirac besaß. Nun haben sich die Rollen vertauscht: Nach dem Freispruch von Villepin steht Sarkozy am Pranger.

Der vom Gericht rehabilitierte Expremierminister dagegen erscheint als Opfer. Im gestrigen Urteil wurde ihm bescheinigt, er sei von Duo Gergorin/Lahoud „instrumentalisiert“ worden. Wer hat also am Ende wen verleumdet? Noch während der Gerichtsverhandlungen hatte Sarkozy in einem signifikanten Versprecher statt von Angeklagten von den „Schuldigen“ gesprochen. So sicher war er, dass das Gericht seinen Vorstellungen gemäß entscheiden würde.

Die Folgen des Reinfalls sind für Sarkozy absehbar. Er muss nun mit einem ernsthaften politischen Gegner in der eigenen politischen Familie rechnen, der ihm die Aussicht für eine Wiederwahl 2012 gründlich verderben kann. Der mindestens ebenso ehrgeizige Villepin macht kein Geheimnis daraus, dass er Kalif an Stelle des Kalifen werden will.

Im bürgerlichen Lager zeichnen sich in der Debatte über das Burka-Verbot, mehr noch aber bei der Steuerreform und der Haushaltpolitik Risse ab. So manche rechte Sarkozy-Fans kritisieren mittlerweile ungeniert das egozentrische Machtgebaren des Staatschefs. Bisher aber fehlte diesen Dissidenten ein Kopf. Mit dem Clearstream-Prozess, der nur auf Drängen von Sarkozy überhaupt zustande kam, hat sich der Präsidenten nun selber einen unerbittlichen und auf Revanche sinnenden Feind aufgebaut.

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