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Archiv-Artikel

Religiöse Vielfalt trifft in Deutschland auf Skepsis

RELIGION Jeder zweite Deutsche hält den Islam für eine Bedrohung – und jeder fünfte das Judentum

GÜTERSLOH afp | Muslime stoßen in Deutschland auf große Vorbehalte. Jeder zweite Deutsche (51 Prozent) hält ihre Religion für eine Bedrohung, in Ostdeutschland, wo kaum Muslime leben, sind es sogar 57 Prozent. Das ergab eine von der Bertelsmann-Stiftung am Sonntag veröffentlichte Untersuchung. Auch das Judentum halten laut dem „Religionsmonitor“ 19 Prozent der Befragten für eine Bedrohung. Negative Einschätzungen vertreten demnach vor allem Menschen, die kaum Kontakt mit anderen Religionen haben.

Die Hälfte der Deutschen (50 Prozent) lehnt auch die Aussage ab, dass der Islam in die westliche Welt passe. Diese Haltung ist in vielen westlichen Ländern verbreitet. Auch in Israel (76 Prozent), Spanien (60 Prozent), der Schweiz (50 Prozent) und den USA (42 Prozent) fühlen sich viele Menschen vom Islam bedroht. Deutlich weniger sind es in Indien (30 Prozent) oder Südkorea (16 Prozent). Auf der anderen Seite nehmen auch 32 Prozent der Befragten in der Türkei und 27 Prozent der Israelis das Christentum als Bedrohung wahr.

Grundsätzlich plädiert eine Mehrheit der Deutschen dennoch dafür, dass man allen Religionen gegenüber offen sein sollte. Die wachsende religiöse Vielfalt empfinden 60 Prozent als Bereicherung – 64 Prozent sehen darin aber auch eine Ursache für Konflikte. In die Studie flossen Antworten von 14.000 Menschen aus 13 Ländern ein.

Über alle Glaubensrichtungen hinweg gibt es eine große Zustimmung zur Demokratie. In Deutschland halten laut dem „Religionsmonitor“ 88 Prozent der Christen, 79 Prozent der Muslime und 80 Prozent der Konfessionslosen sie für gut. In Westdeutschland ist der Rückhalt allerdings stärker als im Osten: Dort halten sie 88 Prozent der Befragten für gut, im Osten dagegen nur 76 Prozent.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, kritisierte am Sonntag, „dass viele Menschen in Deutschland ein verzerrtes Bild vom Islam in unserem Land haben“. Dagegen helfe nur „Werbung für Differenzierung und natürlich Ermutigung für die Muslime in Deutschland, die in der übergroßen Mehrheit friedlich unter uns leben“, sagte er der Welt.