Partner von Scharon und der DDR

Der Wiener Milliardär Martin Schlaff macht gute Geschäfte mit seinen Politkontakten

WIEN taz ■ Der todkranke israelische Premier Ariel Scharon wird die Affäre nicht mehr aufklären müssen. Doch seinen beiden Söhnen Omir und Gilad wird ein angeblicher Schmiergeldskandal erhalten bleiben. In ihn soll ein Wiener Unternehmer verwickelt sein, der ein weitverzweigtes Firmengeflecht in Europa unterhält: Martin Schlaff.

3 Millionen US-Dollar seien an Scharon geflossen, berichteten israelische Medien zur Jahreswende. Damit sollten Wahlkampfschulden aus dem Jahr 1999 beglichen werden. Das Geld stamme vom Wiener Milliardär Schlaff. Mögliches Motiv: Dessen Konsortium hat vor, auf dem Luxusdampfer „Cancun“ im Roten Meer ein Casino zu errichten – es wäre von der Hafenstadt Eilat bequem erreichbar und doch nicht auf israelischem Territorium. Denn dort verbieten religiöse Gesetze das Glücksspiel. Die schwimmende Spielhölle soll das Casino in der palästinensischen Stadt Jericho ersetzen, an dem Schlaff zu 50 Prozent beteiligt ist. Nach Beginn der Intifada Ende 2000 musste diese Goldgrube geschlossen werden.

Der 52-jährige Schlaff hat seit je bewiesen, dass sich politische Kontakte lohnen. Er verkehrte mit Jassir Arafat und dem 1995 ermordeten Premier Jitzhak Rabin, mit Scharon und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Er soll sogar geheime Treffen der Scharon-Söhne mit der PLO vermittelt haben. Und dabei hat er immer glänzend verdient.

Schlaff engagierte sich jedoch nicht nur in Nahost, sondern auch in den osteuropäischen Reformstaaten. Dort ging er auf Schnäppchenjagd. Mit zwei erfahrenen Finanzmanagern, dem Ex-ÖVP-Vorsitzenden Josef Taus und dem ehemaligen Länderbank-Vorstand Herbert Cordt, übernahm er 2002 die bulgarische Mobiltel von einem ukrainischen Investor. Vor einem halben Jahr konnte das florierende Unternehmen mit kolportierten 800 Millionen Euro Gewinn an die österreichische Mobilkom Austria weiterverkauft werden. Ähnliche Pläne gab es mit der serbischen Mobtel, von der das erfolgsverwöhnte Trio letztes Jahr vom serbischen Milliardär Bogoljub Karić 51 Prozent der Anteile erwarb. Der ehemalige Günstling von Ex-Regierungschef Slobodan Milošević fiel jedoch in Ungnade; das jetzige Kabinett entzog den neuen Eignern die Lizenz. Damit ist das Unternehmen wertlos.

Schlaffs Gesamtvermögen wird dennoch auf etwa 2 Milliarden Euro geschätzt. So vermittelte er kurz vor der Wende der Stadt Dresden einen Kredit, der dann in D-Mark zurückgezahlt wurde. Schlaffs DDR-Geschäfte waren teils so undurchsichtig, dass ihn westdeutsche Fahnder verdächtigten, mit Embargowaren zu Lasten der BRD gehandelt zu haben. Beweisen konnte man ihm nichts. Die Stasi führte Schlaff – mit oder ohne sein Wissen – als IM Landgraf.

Auch in Österreich pflegt Schlaff beste Beziehungen zu fast allen Parteien. Sein Teilhaber Josef Taus war in den 70er-Jahren ÖVP-Vorsitzender. Leo Wallner, Chef der Casinos Austria, mit dem er den Jericho-Deal durchzog, kommt aus dem SPÖ-Umfeld. RALF LEONHARD