: Rostige Schanze
Vor einem Jahr begann der Umbau des Wasserturms zu einem Luxushotel. Kritiker fürchten „Abbruch auf Raten“
Heute vor einem Jahr hat er begonnen – der heiß umstrittene und von heftigen Protesten begleitete Umbau des Wasserturms im Schanzenpark zum Mövenpick-Luxushotel. Befürworter priesen das Vorhaben der Projektentwicklungsgesellschaft Patrica als Möglichkeit, das historische Bauwerk zu erhalten und wieder einer Nutzung zuzuführen. Die Gegner befürchteten indes, dass das denkmalgeschützte Original etappenweise zerstört wird und der Prestigebau die Nutzung des Parks einschränken werde. Die Kritiker sehen sich nun bestätigt, da ein „Abbruch auf Raten“ nicht mehr auszuschließen ist.
Denn nun wurde bekannt, dass das Stahlfachwerk unterhalb des Daches möglicherweise nicht erhalten bleiben kann, nachdem das charakteristische Schieferdach abgetragen wurde und der Stahl seither dem rauen Hamburger Wetter ausgesetzt ist. Der Vertreter des Bezirksamtes Eimsbüttel im Sanierungsbeirat, Rolf Schuster, habe einräumen müssen, so das Freie Netzwerk für den Erhalt des Schanzenparks, „dass im Bereich der oberen Hälfte der westlichen Turmfassade, bedingt durch innere Korrosion des Stahlfachwerkes, Teile des Mauerwerks – insbesondere in den äußeren Pfeilervorlagen – in ihrer Standsicherheit beeinträchtigt sind“.
Der Umfang des zusätzlichen Sanierungsbedarfs würde mit dem Denkmalschutzamt abgestimmt. In jedem Fall aber solle „das äußere Erscheinungsbild der Turmfassade denkmalgerecht wiederhergestellt werden“. Für das Netzwerk schließt diese Aussage einen „schleichenden Abbruch“ nicht aus. „Die Geschichte erinnert uns fatal an den Abriss des Union-Kühlhauses am Museumshafen“, sagt Sprecher Peter Hass.
1990 hatte das Kollegium Augustinum die Genehmigung zum Bau einer Seniorenresidenz im Industriedenkmal bekommen. Der 1925 erbaute Industrieklinker sollte nur entkernt werden, Teile des Gebäudes für Elbspaziergänger zugänglich bleiben. Doch angebliche statische Probleme und ein Feuer sorgten für Abriss und Neubau. Und von der öffentlichen Zugänglichkeit des Glaskuppel-Restaurants – „Deutschlands schönster Speisesaal“ – ist wenig geblieben.
Das Netzwerk ruft zu zwei Demonstrationen unter dem Motto „Schanzenpark für alle“ auf: Heute um 18 Uhr und Samstag um 15 Uhr ab S-Bahnhof Sternschanze. KAI VON APPEN