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Archiv-Artikel

„Entscheidend war das Meer“

VORTRAG Die griechische Hochkultur der Mykener aus der Bronzezeit wird näher vorgestellt

Von kawe
Diamantis Panagiotopoulos

■ 53, Archäologe, ist Direktor des Instituts für Klassische Archäologie der Uni Heidelberg.

taz: Herr Panagiotopoulos, wieso kamen die Menschen im 17. Jahrhundert vor Christus gerade in der Ägäis auf die Idee, eine Hochkultur zu entwickeln?

Diamantis Panagiotopoulos: Die große kulturelle Leistung der Mykener zeigt sich in der Entstehung von Palast-Zentren, die administrative Zentren waren und Schauplätze von großen Zeremonien, insbesondere ritueller Art. Dazu gehörte die Einführung der Schrift als ein Kommunikationssystem und die Verwendung von Sigeln zur Kontrolle von Verwaltungshandeln. Warum in der Ägäis? Sicherlich hat die Nähe zu den großen orientalischen Kulturen eine Rolle gespielt, es erklärt aber nicht alles, insbesondere weil die Territorien dieser Kulturen vergleichsweise klein waren.

Oft wird die Entfaltung von Kultur im Zusammenhang von städtischen Zentren gesehen.

Es gab große Siedlungen um die Paläste herum, dazu gehörten mehrere zehntausend Menschen. Dieser Urbanisierungsprozess ist aber die Folge der Kulturentwicklung. Entscheidend sind die Handelskontakte, Griechenland besteht aus vielen Küstenregionen, entscheidend war das Meer.

Im Unterschied zu den Kulturen Mesopotamiens und Ägyptens?

Griechenland hat keinen großen und langen Fluss, der in Mesopotamien und Ägypten die Entstehung zentralistischer Königreiche begünstigt hat, dafür aber das Meer. Es ermöglichte intensive Handelskontakte kleinerer Zentren.

Man stellt sich Archäologen oft als Menschen vor, die mit dem Teelöffel in der Hand über einer Ausgrabungsstätte knien.

Die Archäologen sind heute keine Schatzsucher, sondern Forensiker. Wir versuchen, an einem Tatort alle möglichen Informationen auszuwerten, weil wir nur daraus die Kultur rekonstruieren können.  Int.: kawe

20 Uhr, Haus der Wissenschaft