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: Der Wehrmachtsbericht

Beim WM-Aufwärmtrainingzur Gegner-Beleidigungverheddert sich „Bild“ in derdeutschen Vergangenheit

Achtung: Falls Sie im Sommer bei der Fußball-WM holländische Fans mit orangenem Plastik-Wehrmachtshelm treffen, schützen Sie diese bitte vor den Einsatzgruppen von Bild. „Holländer mit Wehrmachtshelm zur WM – Das geht zu weit!“, erregten sich gestern die Stellvertreter des angenommen Volkszorns auf Erden. Geht es ja auch: Erst das Land überfallen, besetzen, massenmorden – ach so, war in Wirklichkeit umgekehrt. Hmm. Redakteure, weggetreten!

Ohnehin ist Bild im Umgang mit unseren Nachbarn in den vergangenen Tagen alles andere als zimperlich: „Muss die Käse-Tussi zurück nach Holland?“, blökte das Blatt am Dienstag und mokierte sich umfänglichst über „Deutschland sucht den Superstar“-Moderatorin Tooske Ragas: „Käse-Tussi, hops in deinen Wohnwagen und roll zurück Richtung Campingplatz! Ins Land, wo die Menschen ihr eigenes Gras rauchen – und auf’m Rasen spucken, statt Fußball zu spielen.“ Klar, ist alles nicht so gemeint, die wollen nur spielen. RTL-Frau Ragas spielt auch brav mit und durfte daher gestern im Blatt zeigen, „daß sie Spaß versteht“.

Mag in diesem Fall ja alles noch im Rahmen der üblichen Sternchen-Hoch-Sternchen-Nieder-Schreib-Zyklen sein. Doch ein so verkrampftes Verhältnis zur jüngeren Vergangenheit, wie es aus der Helm-Geschichte quillt, macht schon stutzig. Was soll denn werden, wenn erst die britischen Gazetten ihre gängigen Klischees zur WM in Stellung bringen? Liebe Bild, hops schnell in den Kübel und ab ins Stadion! STG