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Archiv-Artikel

urdrues wahre kolumne Es wird doch immer kälter!

Der universelle Liberalinski in seiner gnadenlosen Verkommenheit macht jetzt auch die Fußball-Weltmeisterschaft zum Vehikel seiner Bemühungen, dem Kaufrausch rund um die Uhr Tür und Tor zu öffnen und den Tanz ums goldene Kalb als Dauerveranstaltung zu etablieren. Wo bleibt endlich zur Rettung von Sabbat und Sonntag das Kommando Feiertagsheiligung, das mit gezielten Schlägen die potenzielle Kundschaft vertreibt und damit dem Handel die Lust an solchen Götzendiensten nimmt? Und warum reden die grünen Klaus Möhles dieser Welt noch dem menschenverachtenden Konsumradikalismus das Wort und fordern in blauäugiger Ignoranz zum Ladenschluss „Regelungen vor Ort am runden Tisch mit den Beschäftigten, Verbrauchern und dem Einzelhandel“, wo doch jeder Schuhverkäufer und jede Kassiererin wissen, dass sich bei sowas immer das größte Arschloch durchsetzt?

Dass der Geburtstag der tragikomischen Perestroika-Socke Gorbatschow in Bremen nachgefeiert werden soll, nimmt die hiesige Linkspartei zum Anlass, Bremen an das winterharte Schicksal der Obdachlosen zu erinnern: eine Konstruktion, die fast so kühn und an den Haaren herbeigezogen ist wie das redaktionell getarnte Statement der taz-PR-Abteilung zur zukunftsweisenden Liquidation der Lokalausgaben Hamburg und Bremen mit gewerkschaftlichem Segen.

Bei Penny beginnt ein offensichtlich ziemlich hungriger Kunde, noch in der Warteschlange an der Kasse an seiner soeben erworbenen Fleischwurst herumzumümmeln, was eine junge Frau überraschenderweise als „sehr sehr unappetitlich“ bewertet. Immerhin stellt sich die Kassiererin auf seine Seite: „Wieso unappetitlich? Man sieht doch, dass es schmeckt!“

Nun kratzt es mich nicht sonderlich, wenn sich das mafiose Türsteher- Gesindel der ortsansässigen Diskotheken die Köppe einschlägt: nachdenklich stimmt es allerdings, dass sonst ganz normale Menschen sich als Kunden der einschlägigen Zappelfabriken von solchen Gestalten am Einlass selektieren lassen und am Ende gar froh sind, wenn sie Gnade vor den Augen dieses Packs finden. Ein netter Abend im Utbremer Stübchen, im Karo, im Lustigen Schuster, in der Sauna oder beim Malefiz im Wohnzimmer: kann der nicht genau so aufregend sein? Und wenn man unbedingt tanzen will: im Waller “AlTaSo“ kommt erst mal jeder rein und trotzdem kaum mal Ärger. Ein Beleg mehr dafür, dass Sicherheitsdienste und Armeen exakt die Gefahr darstellen, vor der sie angeblich schützen sollen.

Wehret den Anfängen! In Braunschweig, wo schon der Herr Hitler seine deutsche Staatsangehörigkeit erhielt, bekommen Schwarzfahrer im Wiederholungsfall künftig ein Hausverbot in Bus und Bahn ausgesprochen, sodass sie sich in Zukunft nicht nur der Beförderungserschleichung, sondern auch noch des Hausfriedensbruchs schuldig machen: wer sich sowas ausdenkt, fährt bestimmt auch gern mit dem bremischen Innensenator auf Urlaub nach Bangkok!

Mit diesen dramatischen Worten umwirbt ein reichlich hippiehafter Bettelmann am Hauptbahnhof die Kundschaft: „Wennse mir heute nicht mit etwas Kleingeld helfen, bin ich beim nächstenmal vielleicht nicht mehr da. Und dann machense sich auch Ihre Gedanken, aber zu spät. Es wird doch immer kälter!“

Herzlich willkommen im Neuen Jahr wünscht

Ulrich „Kropotkin“ Reineking