: Gas auf eigene Rechnung
Nach einem Sieg gegen E.on Hanse darf Stadt Ahrensburg ihr Gasnetz selbst betreiben
Die Stadt Ahrensburg will sich Tafelsilber zulegen. Während die Kommunen landauf, landab ihre Unternehmen verscherbeln, baut die 30.000-Seelen-Gemeinde am Nordostrand Hamburgs ein neues auf. Ab dem 1. Oktober will sie ihre Einwohner selbst mit Gas versorgen. Den Gerichtsstreit darüber mit dem bisherigen Versorger E.on Hanse hat sie vergangene Woche in zweiter Instanz gewonnen. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig.
Die Möglichkeit, ihre Gasversorgung neu zu regeln, habe sich für die Ahrensburger ergeben, als der Konzessionsvertrag der Stadt mit der E.on-Vorgängerin Hein Gas 2003 auslief, sagt der Kämmerer Horst Kienel. Lange habe man mit E.on verhandelt, berichtet Kienel, und sei dann zu dem Ergebnis gekommen: „Wir machen es lieber selbst, dann bleibt das Geld in Ahrensburg.“
Die Stadt bat E.on, ihr das Gasröhrennetz auf ihrem Territorium zu übertragen, samt der daran angeschlossenen 5.500 Privatkunden. Die von der Stadt gegründete Gasversorgung Ahrensburg GmbH (GAG) würde das Netz für 11,5 Millionen Euro kaufen. E.on lehnte ab. Die Stadt zog vor Gericht und behielt vor dem Oberlandesgericht Schleswig Recht. Eine Revision wurde nicht zugelassen. E.on kann sich dagegen aber beschweren.
Interessant ist die Übernahme des Netzes, weil Durchleitungsgebühren anfallen, von denen bisher der Konzern profitiert. Durch das Gemeindeterritorium wird Gas aus Hamburg ins Umland und zu Fabriken transportiert. „Das kann ein gutes Geschäft sein“, sagt Kienel. Ein Gutachter, der die Folgen der Übernahme bis ins Jahr 2015 kalkuliert habe, sei zum gleichen Ergebnis gekommen. Alle Fraktionen im Stadtrat hätten sich dafür ausgesprochen.
Die GAG soll schlank organisiert werden. Technisch würde das Netz von einer Fremdfirma betreut. Für die Versorgung könnte sich die GAG einer Einkaufsgemeinschaft anschließen. Möglicherweise bezieht die GAG ihr Gas auch einfach von E.on. Für einen Einkauf anderswo müsste das Netz technisch vom E.on-Netz abgekoppelt werden.
E.on Hanse wollte das Urteil nicht kommentieren. Erst müsse eine schriftliche Begründung vorliegen, sagte Firmensprecher Volker Mielisch. Ahrensburg wäre die erste Stadt im E.on-Gebiet, die das Netz in die eigene Hand nähme. Es gibt aber andere Gemeinden in Schleswig-Holstein, die das Gasnetz selbst betreiben.
Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher nannte die Übernahme „hervorragend“. Eine kommunale Gasversorgung sei bürgernäher und dem Wettbewerb förderlicher als die durch ein großes Unternehmen. Die Vorteile müssten aber eins zu eins an die Verbraucher weitergegeben werden. knö