: Kunst wichtiger als H-Milch
Der Mehrwertsteuersatz für Kultur bleibt bei sieben Prozent. Aufatmen bei Galeristen und Theatermachern
Aufatmen auf dem gebeutelten nordrhein-westfälischen Kunstmarkt und bei den kleinen und großen Theatern quer durch das Bundesland. Das Kabinett in Berlin hat gestern beschlossen, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent beim Verkauf von Kunstgegenständen beizubehalten. „Das hilft uns im Konkurrenzkampf nicht noch mehr Boden zu verlieren“, sagt Bernhard Wittenbrink, Vorsitzender des Bundesverband Deutscher Galerien, gestern in Köln.
Der Kunsthandel in sei im internationalen Vergleich bereits übermäßig belastet. Hierzulande würden bereits bei einem Verkaufspreis von nur 50 Euro Zahlungen im Rahmen des Folgerechts (dazu gehören Umsatzsteuer, Künstlersozialkasse und Abgaben an VG Bild) fällig. Dazu finanziere der Kunsthandel über seine Beträge zur Künstlersozialkasse eine soziale Absicherung aller Künstler, die es so in anderen europäischen Ländern gar nicht gäbe.
„Für kleinere Galerien ist die Beibehaltung sogar überlebenswichtig“, sagt Burkhard Eikelmann, der seine Galerie in Düsseldorf betreibt. Das beträfe gleichermaßen auch junge und arrivierte Künstler, deren Existenz bei einer vollen Regelbesteuerung schwieriger würde, weil unter Umständen weniger verkauft würde. Der ermäßigte Steuersatz für Kultur – der Regelsteuersatz soll 1. Januar 2007 von 16 auf 19 Prozent erhöht werden – gilt auch als ein zentrales Instrument der indirekten Kulturförderung. Er betrifft den Kunst- und Buchhandel, das Kino sowie Eintrittskarten in Theater und Museen und damit auch die von der neuen Landesregierung in NRW oft zitierte kulturelle Bildung, die in Zukunft forciert werden soll. Eine Steigerung der Eintrittsgelder um 12 Prozent – da hätten nicht nur die Galeristen, sondern auch die kleinen Theater neue finanzielle Probleme bekommen.
„Das ist auch ein großer Erfolg von Kulturstaatsminister Bernd Neumann“, sagt Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, der Spitzenverband der Landeskulturverbände. PETER ORTMANN